Wann brecht ihr ein Buch ab? Und warum?

Klara Bellis

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Ich gebe zu, die Frage ist nicht von mir. Ich habe sie durch eine Umfrage bei einer Autorin auf FB entdeckt. Da ich in letzter Zeit selbst ab und zu Bücher abgebrochen und nicht zu Ende gelesen habe, bin ich trotzdem mal neugierig: Was muss für euch bei einem Buch falsch laufen, dass ihr es abbrecht? Und wann brecht ihr ab? Erst nach 20, 30, 60 Seiten? Oder schon nach nur sehr wenigen Seiten?
Das letzte Buch, das ich abgebrochen habe, das war nach den ersten fünf Seiten. Ein Sonderangebots-Schnäppchen zum Einstiegspreis einer gar nicht mal so erfolglosen Indie-Serie mit anscheinend sehr begeisterten Fans. Da es ein Schnäppchen war, hatte ich es spontan gekauft und nicht erst reingelesen. Der Grund für mich war, dass der Umgang mit Sprache gar nicht ging. Und die Vorstellung, das noch mehrere hundert Seiten aushalten zu müssen, hat mich davon abgeschreckt, weiterzulesen. Das Buch, das ich davor abgebrochen hatte, war ein Velagsbuch. Da war der Text so aalglatt optimiert und durchgestylt, dass ich beim Lesen den Eindruck hatte, schon zu wissen, was im nächsten Satz steht. Das habe ich ca. 30 Seiten ausgehalten und auch immer wieder weggelegt und noch mal angefangen, weil ich dachte, das kann doch nicht sein. Es wurde aber nicht besser. Also habe ich es sein gelassen.
Solche Bücher rezensiere ich i.d.R. nicht, weil ich dann immer denke, es liegt an mir und nicht am Buch.
P.S.: Ich hoffe, wir hatten nicht schon mal haargenau daselbe Thema. Irgendwie kommt es mir gerade seltsam vertraut vor. ;)
 
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Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Was muss für euch bei einem Buch falsch laufen, dass ihr es abbrecht? Und wann brecht ihr ab? Erst nach 20, 30, 60 Seiten? Oder schon nach nur sehr wenigen Seiten?
Bei mir passiert es selten, dass ich ein Buch abbreche. Mittlerweile habe ich eine ganz gute Trefferquote Bücher zu finden, die mir dann auch gefallen. Die Frage unter welchen Umständen ich abbreche, ist ganz leicht beantwortet: wenn es mich langweilt.
Die Kriterien der Langeweile allerdings sind dann wieder schwieriger zu erklären. Nach 20 Seiten höre ich noch nicht auf, ein Drittel lese ich immer. Ich habe es aber eigentlich nie erlebt, dass mich ein Buch erst ab Seite 150 packt.
 
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Klara Bellis

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23. März 2014
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@Helmut Pöll : Durch die E-Books und den damit verbundenen Spontankauf ist meine Abbrecherquote in den letzten Jahren echt höher geworden. Die Jahrzehnte davor habe ich ein einziges Buch abgebrochen und mich dafür tagelang schlecht gefühlt. ;) In den letzten drei Jahren waren es schon fünf und ich lese inzwischen viel weniger als noch vor zehn Jahren.
 

Frank1

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5. April 2016
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Hin und wieder breche ich schon mal ein Buch ab. Das kann natürlich passieren, wenn mir die Handlung einfach nicht zusagt. Manchmal lege ich ein (nicht ganz so interessantes) Buch auch mal angefangen zur Seite, weil ich gerade etwas interessanteres bekommen habe. Hin und wieder wird dieses 'zur Seite liegen' dann allerdings auch ein Dauerzustand, der sich nur ändert, wenn ich mal wirklich nichts anderes zur Hand habe - was ziemlich selten passiert. Und dann gibt es natürlich auch Bücher, die einfach nur Müll sind.
 

Sakuko

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Also wirklich abbrechen und gar nicht lesen passiert bei mir selten. Auch wenn das Buch schlecht ist (eigentlich gerade wenn es schlecht ist) möchte ich eine Rezension schreiben.
Wenn ein Buch sehr lang ist, dann breche ich eher ab. So 200-300 Seiten lese ich schnell durch, da brauche ich nicht abbrechen, auch wenn das Buch nicht gut ist.
Was mich überhaupt zum Abbrechen bringt ist Langeweile, seltsame Sprache (also Worte in einem falschen Kontext, z.B.), schlecht ausgearbeitete Charaktere oder logische Ungereimtheiten.

Was mir aber öfters passiert, ist, dass ich ein Buch anfange und ein paar Seiten oder 1-2 Kapitel lese und es dann aber wieder weglege und erstmal was anderes anfange, wenn es mich nicht sofort fesselt. Die Bücher bleiben aber auf dem SUB und werden meist auch irgendwann noch mal gelesen. Meist finde ich mich dann nach einiger Zeit rein.
 

Sebastian

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18. April 2014
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Ich breche öfter mal ein Buch ab. Das letzte nach drei Seiten, in denen ich eine ganze Latte an Rechtschreibfehlern entdeckt habe. In einer Veröffentlichung eines Publikumsverlages wohlgemerkt. Das ging gar nicht. Gehäufte Rechtschreibfehler sind für mich also schon mal ein KO-Kriterium.

Dann gibt es da noch die Bücher, die einen einfach nicht packen und schlicht und einfach langweilen. Das ist natürlich eine Geschmackssache, aber wenn ich tatsächlich anfange, mich zu quälen, ist es die Zeit nicht wert.

Oft geht es mir auch wie @Sakuko, dass ein Buch erstmal wieder auf dem Stapel landet. Im Moment kann ich zum Beispiel so gar nicht auf Thriller (zu viel in letzter Zeit wahrscheinlich :D ), darum lese ich gerade Joe Hill (Horror), danach wird Andrzej Sapkowski (den ich nach zu vielen Fantasy-Romanen wieder weggepackt habe) noch eine Chance kriegen.
 

Tiram

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Das letzte nach drei Seiten, in denen ich eine ganze Latte an Rechtschreibfehlern entdeckt habe. In einer Veröffentlichung eines Publikumsverlages wohlgemerkt. Das ging gar nicht. Gehäufte Rechtschreibfehler sind für mich also schon mal ein KO-Kriterium.

Dem stimme ich aus vollem Herzen zu.

Ich gebe einem dünnen Buch 50, einem dickeren Buch 80 Seiten. Da ich meine Bücher ganz gezielt aussuche, habe ich relativ wenige Fehlgriffe. Da muss es wirklich schon grottenschlecht sein, damit ich es abbreche.

Vor ein paar Jahren habe ich mit dem Abbrechen noch Probleme gehabt und mich durch jedes Buch gekämpft. Bei über 1000 Büchern auf dem SuB ist mir meine Lesezeit für schlechte Bücher aber jetzt zu schade.
 

Marley

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Ich breche ab, wenn ich mich nach dem "warmlesen" immer noch nicht wohl fühle. Manchmal ist es das Thema (nicht immer am Klappentext erkennbar bzw. verschleiert), manchmal der Schreibstil. Hin und wieder gehöre ich auch einfach nicht zur Zielgruppe.
 
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Renie

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Ich habe eine ganz gute Trefferquote bei der Auswahl meiner Bücher. Insofern kommt es sehr selten vor, dass ich ein Buch abbreche. Meistens entscheide ich aus dem Bauch heraus, i. d. R. wenn ich mich langweile.
Es gibt jedoch auch einige Bücher, die lege ich erstmal an die Seite, weil gerade nicht die richtige Zeit für dieses Buch ist. Wenn ich z. B. gerade viel um die Ohren habe und ich mich nicht richtig auf ein Buch konzentrieren kann, tausche ich schon mal Gegenwartsliteratur gegen blutige Thriller.;) Ein spannendes Buch bringt mich eher dazu, mich konzentrieren zu können und meine Gedanken beim Lesen nicht abschweifen zu lassen.
 

anne_weiss

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Ich muss gestehen, dass ich da (zumindest bei Unterhaltungskram) ganz strikt vorgehe: Wenn mich ein Buch nach 50 Seiten noch nicht gefesselt hat - und ich es nicht aus irgendeinem Grund lesen muss - dann lege ich es beiseite. Es gibt einfach zu viele gute Bücher - und zu wenig Zeit, um sich mit dem herumzuschlagen, was nicht gelungen ist (oder für mich in der Lebensphase nicht geeignet).

Gerade bei Unterhaltungsliteratur (also Liebesromane, Spannung, Historische Romane, Genrezeug) ist es die Aufgabe des Autors, mir von der ersten Seite an klarzumachen, warum ich mich für seine Geschichte interessieren soll. Wenn das nicht gelingt, oder ich das Gefühl habe, der Autor/die Autorin hat ihre Figuren oder die Geschichte nicht im Griff, lege ich das Buch ganz schnell weg.

Bei literarischen Romanen gebe ich dem Autor/der Autorin mehr Zeit, aber auch da - wenn es gut gemacht ist, dann wird es dem Schreibenden gelingen, seine Leser an die Figuren zu binden. Ich glaube aber auch, ein (strengeres, oder überhaupt ein) Lektorat hätte dem ein oder anderen "Klassiker" ganz gut getan. Bestes Beispiel aus meiner Sicht: "Anna Karenina". Gute Idee und streckenweise auch echt toll, aber es hat eeeecht Längen, die verzichtbar wären ;-D
 

Helmut Pöll

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Ich glaube aber auch, ein (strengeres, oder überhaupt ein) Lektorat hätte dem ein oder anderen "Klassiker" ganz gut getan. Bestes Beispiel aus meiner Sicht: "Anna Karenina". Gute Idee und streckenweise auch echt toll, aber es hat eeeecht Längen, die verzichtbar wären
Ganz bestimmt, @anne_weiss Viele Klassiker und ihre Autoren sind heilige Kühe, die über den Dingen stehen. Niemand, der in der Literaturwelt einen Namen hat, würde sich doch heute sagen trauen: Goethe hat Längen oder ist aus heutiger Sicht völlig überbewertet.
Mir fiel aber zu den "Längen" noch eine ganz andere Sache ein. Könnte es sein, dass wir einfach viel schneller getaktet sind als Leser vor hundert Jahren und deshalb alles so effektiv sein muss - auch der Autor, der seine Geschichte erzählt?
 

Tiram

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Mir fiel aber zu den "Längen" noch eine ganz andere Sache ein. Könnte es sein, dass wir einfach viel schneller getaktet sind als Leser vor hundert Jahren und deshalb alles so effektiv sein muss - auch der Autor, der seine Geschichte erzählt?

Das war Gedankenübertragung, @Helmut Pöll. Gerade gingen mir diese Gedanken durch den Kopf. Ich lese "Die Leuchtturmwärterin". Das spielt zur Zeitenwende des 19./20. Jahrhunderts. In einigen Rezis habe ich gelesen, wie langweilig die Leser das Buch fanden. Weil da so gar nichts passiert. Weil es viel um die Gedanken der Leuchtturmwärterin geht.
Es stimmt. Im Prinzip plätschert das Buch langsam dahin. Aber trotzdem entwickelt sich die Geschichte bzw. die Hauptfigur. Das wird aber von einigen Lesern anscheinend nicht wahrgenommen.
 

anne_weiss

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Das wird aber von einigen Lesern anscheinend nicht wahrgenommen.
Ich bin halt einfach ein Kind meiner Zeit, MTV-Generation und so ;-) Stimmt, @Helmut Pöll und @Tiram - das hat ganz gewiss etwas mit Lesegewohnheiten zu tun. Dennoch kreide ich es Tolstoi an, dass er sich so ausmehrt... Man kommt ja kaum mit den unterschiedlichen Namen für eine Person mit ... Da mussten sich sicher auch frühere Leser hart dran abkämpfen ;-)
 
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Sakuko

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27. Juni 2016
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Ich behaupte ja Lesegeschmack war schon immer verschieden. Es mag auch nicht jeder das, was heute so Preise gewinnt, beliebt und bekannt ist. Das wird früher nicht anders gewesen sein.
Manche Leute mögen eben plotintensive Bücher, machen mögen Charakterentwicklung.

Ich fand sogar eher, das bei älteren Büchern und Geschichten viele Informationen einfach übersprungen werden um gleich an die saftigen Gefühle zu kommen.
 
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