Vergleiche / Metaphern

Tiram

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4. November 2014
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[zitat]Im Kesselraum - den mein Vater die Eingeweide des Schiffes nannte und der mit seinen glänzenden Metallventilen und Rohren und Zylindern tatsächlich einer maschinellen Version dessen ähnelte, was Miss Dodson enthüllte, wenn sie die Haut über dem Bauch eines Frosches aufklappte - inspizierten die Männer Nahtstellen und Druckanzeigen und wechselten einige Worte mit dem Heizer, während ich bloß wartete, grotesk in meinen übergroßen Kleidern.[/zitat]

 

Mart Schreiber

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22. August 2016
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Wien
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Ich frage mich bei Metaphern oft, ob nicht Sprachverliebtheit das eigentliche Motiv ist oder der Autor sich damit der anspruchsvollen Beschreibung der subjektiven Wirklichkeit entzieht. Denkt ihr in Metaphern? Verwendet ihr oft Metaphern im Gespräch?
 

Sakuko

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27. Juni 2016
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Hm, ich finde nicht, das man das Verallgemeinern kann.
Gut benutze Metaphern können etwas mit viel weniger Worten erläutern als würde man einfach nur die Wirklichkeit beschreiben, oder sie können einfach nur ein ästhetischer Vergleich sein. Warum müssen den Bücher den immer die subjektive Wirklichkeit abbilden?
Ich benutze durchaus auch Metaphern im Alltag, keine Ahnung ob ich Metaphern denke. Ich schätze wenn ich sie sage muss ich sie auch denken.
 

Mart Schreiber

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22. August 2016
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Hm, ich finde nicht, das man das Verallgemeinern kann.
Gut benutze Metaphern können etwas mit viel weniger Worten erläutern als würde man einfach nur die Wirklichkeit beschreiben, oder sie können einfach nur ein ästhetischer Vergleich sein. Warum müssen den Bücher den immer die subjektive Wirklichkeit abbilden?
Ich benutze durchaus auch Metaphern im Alltag, keine Ahnung ob ich Metaphern denke. Ich schätze wenn ich sie sage muss ich sie auch denken.

Ich habe bewusst etwas zugespitzt. Worum es mit geht, ist eine Mataphern-Inflation. Meiner Meinung nach sollte der Einsatz von Metaphern sorgsam erfolgen.
 

Sakuko

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27. Juni 2016
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Wo siehst du die den? Hast du Beispiele?
Es wäre mir nicht aufgefallen, das dieses Stilmittel aktuell häufiger verwendet wird als sonst, wobei natürlich manche Autoren mehr Metaphern benutzen als andere. Persönlicher Stil und so.
 

Atalante

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20. März 2014
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Ich frage mich bei Metaphern oft, ob nicht Sprachverliebtheit das eigentliche Motiv ist oder der Autor sich damit der anspruchsvollen Beschreibung der subjektiven Wirklichkeit entzieht. Denkt ihr in Metaphern? Verwendet ihr oft Metaphern im Gespräch?

Ich bin sehr für sprachverliebte Autoren, @Mart Schreiber .

Aber manchmal, da gebe ich Dir recht, gibt es mehr Metaphern als Sand am Meer ;), dazu sehr übertriebene und verunglückte. Sobald mir eine über den Weg läuft, zitiere ich sie hier.
 
5. Januar 2016
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Schweinfurt
www.koeppel-sw.de
Inflationär benutzte ich Metaphern nicht, aber beim Schreiben von Historischen Romanen fliegen sie mir mitunter regelrecht zu; aktuell z.B. "... er war spindeldürr wie eine Binse". ;) Metaphern streicheln aber nicht nur das Ego sprachverliebter Autoren, manchmal werden sie auch für den Rhythmus eines Satzes gebraucht, für die Melodie.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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So ganz passt mein Beitrag nicht in dieses Thema, aber letztlich geht es ja um nachdenkenswerte Textstellen.
Ich höre immer noch "Melnitz" von Charles Lewinsky - gelesen von ihm selbst. Da sind manchmal Sätze, die klingeln einem in den Ohren...
Da ich nebenbei Hausarbeit erledige, verschwinden sie beim Hörbuch auch wieder. Aber diese ist geblieben:

Hintergrund: Die alte Mutter ist schwer erkrankt, die drei erwachsenen Kinder sind von weit her zusammen gekommen und gehen in ein Cafè, wo sie sich schweigend gegenüber sitzen:
[zitat]Die alte Vertrautheit war verschwunden. Sie sind sich fremd geworden. Vielleicht sind ihnen aber auch nur die Fremden vertrauter geworden. Wer weiß das schon...[/zitat]

Da muss man mal drüber nachdenken. Zumindest stimmt das in meinem Fall, da mein Bruder rund 550 km von mir entfernt wohnt. Da werden einem "Fremde" mit der Zeit vertrauter als die "Familie".
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Bereits im 1. Kapitel wird ein äußerst brachialer Vater, dessen Hobby die Großwildjagd ist (Elefanten!), beschrieben. Da taucht dann dieser Satz auf:confused:
[zitat]Mein Vater war ein Koloss. Er hatte Schultern wie ein Abdecker. Und Hände wie ein Riese.Hände, die den Kopf eines Kükens ebenso leicht abschlagen konnten wie den Kronkorken einer Flasche Cola. [/zitat]

Der Satz ergibt zunächst mal wenig Sinn, außer dass er Brutalität und Kraft suggeriert.
(Haben Abdecker breite Schultern? Braucht man für den Kronkorken nicht Fingerspitzengefühl und für das Küken reichen kleine Hände auch?o_O)

Ich kriege eine Idee, was die Kritiker im literarischen Quartett meinten. Aber das Buch liest sich flüssig und ich bleibe wachsam. Vielleicht kann ich diesen Thread etwas füttern und ihr stoßt mit netteren Vergleichen dazu :D
 
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Die Häsin

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11. Dezember 2019
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Der irrste Vergleich, den ich je gelesen habe, war dieser:

"Er rennt über die Fifth Avenue in einem Zickzackkurs, der aussieht wie der Chart einer volatilen Aktie."
(Aus "Breed" von Chase Novak, Synonym von Scott Spencer)

Ich kann mich nicht genau an das Buch erinnern, habe mir damals nur den Vergleich notiert; aber soweit ich noch weiß, entsprach die leichte Lächerlichkeit des Vergleichs der Grundstimmung des Romans, ist also keine bloße Spielerei.
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Der irrste Vergleich, den ich je gelesen habe, war dieser:

"Er rennt über die Fifth Avenue in einem Zickzackkurs, der aussieht wie der Chart einer volatilen Aktie."
(Aus "Breed" von Chase Novak, Synonym von Scott Spencer)

Ich kann mich nicht genau an das Buch erinnern, habe mir damals nur den Vergleich notiert; aber soweit ich noch weiß, entsprach die leichte Lächerlichkeit des Vergleichs der Grundstimmung des Romans, ist also keine bloße Spielerei.
Man darf sich wirklich manchmal wundern! Mancher Vergleich klingt sogar gut - solange man nicht anfängt, darüber nachzudenken....:confused:
 

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Es gibt vor allem moderne Autoren, die hauen einem die Vergleiche nur so um die Ohren. Ich müsste mal nachschauen, wo es mich sehr gestört hat - es stört mich oft. Selbst wenn die Vergleiche schlüssig sind, was zu viel ist, ist zu viel. Aber oft sind sie nicht einmal schlüssig.

Ah ja, z.B. bei Sascha Marianna Salzmanns "Außer sich". Da war ich auch außer mir ;-).

Das ist wohl ein Ausprobieren einerseits und andererseits ein sich Abgrenzen vom Alten. Ich hab das Gefühl, es gäbe ne alte Art des Erzählens und eine neue. Auch die Interpunktion ist ja "neu". Wo/wer hätte man es früher sich leisten können, Sätze ohne Verben zu bilden.

Einerseits ist es frisch, mal was Neues zu hören. Andererseits ist das Innovative nicht immer auch das Bessere.

Doch - ich würde vorschlagen, darüber nachzudenken. Autoren dürfen nicht alles (mit mir) machen.
 

KrimiElse

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26. Januar 2019
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Es gibt vor allem moderne Autoren, die hauen einem die Vergleiche nur so um die Ohren. Ich müsste mal nachschauen, wo es mich sehr gestört hat - es stört mich oft. Selbst wenn die Vergleiche schlüssig sind, was zu viel ist, ist zu viel. Aber oft sind sie nicht einmal schlüssig.

Ah ja, z.B. bei Sascha Marianna Salzmanns "Außer sich". Da war ich auch außer mir ;-).

Das ist wohl ein Ausprobieren einerseits und andererseits ein sich Abgrenzen vom Alten. Ich hab das Gefühl, es gäbe ne alte Art des Erzählens und eine neue. Auch die Interpunktion ist ja "neu". Wo/wer hätte man es früher sich leisten können, Sätze ohne Verben zu bilden.

Einerseits ist es frisch, mal was Neues zu hören. Andererseits ist das Innovative nicht immer auch das Bessere.

Doch - ich würde vorschlagen, darüber nachzudenken. Autoren dürfen nicht alles (mit mir) machen.
An Außer Sich habe ich im Gegensatz zu dir gute Erinnerungen, auch wenn das Buch ziemlich schräg ist.
prinzipiell hast du natürlich recht.
 

Bernhard Stäber

Mitglied
14. Mai 2020
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Vråliosen, Norwegen
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Der schrillste Vergleich, den ich je in einem Buch las, war "Der Wind heulte wie eine Hexe mit Magenkrebs", aus "Schwarz" (The Gunslinger), dem ersten Roman der Saga vom Dunklen Turm von Stephen King. Ein guter Beweis dafür, dass auch die besten AutorInnen mal übers Ziel hinausschießen können. :D Dagegen ist "tot wie eine gepökelte Walnuss" von Dashiell Hammett schon wieder richtig poetisch.