Rezension Unnatural History (Pax Britannia 1) - Jonathan Green

Sakuko

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27. Juni 2016
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NRW
Buchinformationen und Rezensionen zu Unnatural History von Jonathan Green
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Ulysses Quicksilver hat es gerade erst nach einem Absturz im Himalaya wieder nach London zurück geschafft, da wird der Millionär, Frauenheld und Agent der Krone auf einen neuen Auftrag geschickt. Im naturgeschichtlichen Museum wurde eingebrochen, das Labor eines Evolutionsbiologen ausgeraubt und ein Wachmann getötet. Auch die Tochter des Biologen wendet sich an Quicksilver, dann ihr Vater ist seit der Nacht verschwunden. Als die beiden dann des Nachts im Museum von einem aggressiven Affenmenschen angegriffen werden, wird langsam klar, woran der Professor geforscht hatte, nur wer hat die Forschungsergebnisse gestohlen und warum?

Das Buch spielt in einer Steampunktwelt ca. 1990. Großbritannien hat seine Weltmacht und Kolonien ausbauen können, da Königin Viktoria nie verstorben ist. Die Gesellschaftsform und das Klassensystem ist viktorianisch geblieben, die modernen Errungenschaften entsprechen aber im Groben denen unserer modernen Zeit und übertreffen sie teilweise: Handys, Autos, Fernseher, Computer, sogar Raumfahrt gibt es. Mond und Mars sind kolonisiert, es gibt Roboter und Kybernetik.

Letztendlich liest sich das Buch wie ein Aktionfilm.
Der Hauptcharakter wird nicht besonders tiefgreifend charakterisiert. Er ist ein Lebemann und Agent und wirft mit one-linern um sich, wie es sich für einen Aktionhelden gehört. Er kann alles, rettet jeden Tag und löst jedes Rätsel, hat aber ansonsten eigentlich keine nennenswerte Motivation oder Persönlichkeit.

Der Plot ist entsprechend auch eher Nebensache. Während die Geschichte am Anfang durch eher zufällig anmutende Stränge durch die Gegend gezogen wird, fügt es sich am Ende letztendlich doch zu einem übergreifenden Plot zusammen. Allerdings ist der Plot mehr eine Entschuldigung für Aktion als besonders sinnvoll. Gewisse Entscheidungen machen einfach keinen Sinn und vieles scheint unlogisch oder zumindest schlecht erklärt.

Dafür bekommt man zumindest viel Aktion geboten. Kampf gegen verschiedenste, seltsame Kreaturen (Affenmenschen, Dinos), eine Auseinandersetzung auf einem fahrenden Zug, Infiltration einer geheimen Bombenfabrik, Kämpfe im Luftschiff, degenerierte Häftlinge und ein Neanderthaler-Haustier.
Die Aktionszenen sind auch üblicherweise spannend und interessant beschrieben. Vieles davon kam mir aber auch etwas klischeehaft und nicht immer besonders neuartig vor.

Hinzu kommt, dass der Autor auch in seiner Schreibweise gewisse Parallelen zu Aktionfilmen hat. So blendet er gerade in den ersten zwei Dritteln gerne mal von einer sich entfaltenden Situation weg, um dort später wieder einzusetzen, oder erst nach der Auflösung wieder dazu zu schalten.
Das führt schon mal zu chronologischen Ungereimtheiten, z.B. wenn wir die Szene verlassen als der Bösewicht eine Pistole gegen unseren Hauptcharakter zieht, wir uns aber kurz darauf in einem Messerkampf der beiden wiederfinden, ohne irgendeine Erwähnung, wo die Schusswaffen hin sind.

Da ich persönlich kein besonders großer Freund von Aktionfilmen bin, war das Buch nun auch so gar nicht mein Geschmack. Mir hat hier eindeutig viel Charaktertiefe und ein logischer, sinnvoller Plot gefehlt. Aber ich kann mir vorstellen, dass dieses Konzept für andere sicher ansprechend sein kann.