Unkaputtbar: die Autorenlesung

Helmut Pöll

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[zitat]Nichts ist widerlicher als eine sogenannte Dichterlesung, sagte Reger, mir ist kaum etwas verhaßter, aber all diese Leute finden nichts dabei, überall ihren Mist vorzulesen.[/zitat]
So äußerte sich der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard in seinem 1985 erschienenen Roman "Alte Meister", bis heute ein unerreichter Meilenstein der Misanthropie.

Differenzierter als Bernhard befasst sich Die Welt in einem aktuellen Beitrag mit eben diesen Autorenlesungen. Nach Ansicht des Feuilletonisten Michael Wolf verläuft für die Zuhörer eine solche Lesung meist enttäuschend, während sie für die Autoren ein lästiges Übel sind. Trotz allem sind Autorenlesungen eines: nicht totzukriegen.

Merkwürdiges Ritual: Warum gibt es eigentlich noch Autorenlesungen? - WELT
 
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Sakuko

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27. Juni 2016
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Naja, natürlich kann nicht jeder Autor auch vorlesen. Ist halt so, das sind keine zusammenhängenden Talente.
Wenn er es nicht kann, dann ist es eine Qual, wie bei einem schlechten Hörbuch, oder einem talentlosen Dichter.
Wenn er es aber kann, dann sind Autorenlesungen eine gute Sache, finde ich. Ich habe mir schon Bücher und ganze Serien gekauft, weil ich in einer Lesung reingeschnuppert habe (wohlgemerkt, nicht mal besonders tolle Lesungen).

Und das man keine Passagen überspringen kann, tja, dann ist wohl Theater auch blöd, weil man da auch nicht vorspulen kann, wie bei einem Film.

Natürlich kann ich während einer Lesung auch aufs Klo gehen, oder ganz abhauen, habe ich schon gemacht. Vielleicht sind andere Leute da gehemmter, aber da kann man jetzt nicht die Lesung für verantwortlich machen.

Ich gehe jetzt eher selten auf Lesungen, weil ich einfach nicht gerne deutsche Bücher lese, und daher selten was angeboten wird, was mich interessiert, aber generell finde ich es eine gute Sache, und die Tatsache dass regelmäßig welche angeboten und besucht werden bedeutet doch, dass genug Leute daran Spaß haben.
 

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Wenn er es nicht kann, dann ist es eine Qual, wie bei einem schlechten Hörbuch, oder einem talentlosen Dichter.
Für mich steht und fällt das auch mit der Qualität des Vortrags. Ich war im Sommer auf einer Krimilesung. man hat sofort gemerkt, dass der Autor absolute Routine im Vortragen hat und zusätzlich ein schauspielerisches Talent. Das war ein Riesenspaß
 
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Frank62

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28. Dezember 2015
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frank-argos.jimdo.com
Hi Helmut,
bei WR beeindrucken mich immer wieder die informativen Beiträge zum Literaturbetrieb; deshalb möchte ich mich auf diesem Weg recht herzlich bei Dir und all den anderen Beitragsschreibern bedanken, die jeden WR-Besuch zu einem Erlebnis machen.

Dankende Grüße,
Frank
 

Atalante

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20. März 2014
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atalantes.de
Lesungen mit einem Moderator, der den Autor vorstellt und befragt, gefallen mir. Bestenfalls gibt es im Anschluss eine Diskussion, an der sich auch das Publikum beteiligt. Noch besser ist es, wenn der Autor Unveröffentlichtes liest.
 
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Frank1

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5. April 2016
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lordbreakingham.wordpress.com
Ehrlich gesagt, war ich noch nie auf einer Lesung. Und wenn ich im verlinkten Beitrag lese "..., den Autoren zuzuhören, von denen viele leider nur sehr schlecht vorlesen können und älter und dicker als gedacht sind, und erschreckend uncharismatisch sowieso" könnte ich mich darin beinahe selbst wiedererkennen. :eek:
 

Marley

Autor
7. Oktober 2014
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Melbourne
@Frank1 der Grund warum ich immer noch dieses schlechte Frisur-Foto (war in der Natur) von mir hier und bei FB habe ist der, dass man mich auf jeden Fall wieder erkennt, sollte man mir irgendwo begegnen :D
Scherz beiseite.
Ich bin eher Fan von moderierten Diskussionen rund um den Autor oder ums Schreiben oder um den Werdegang blablabla. Hier in Melbourne habe ich das 3x auf dem International Writers Festival erlebt und war jedes Mal zufrieden (1x Val McDermid, 1x Henning Mankell (den es damals sichtlich anstrengte zumal Englisch nicht seine Muttersprache war - Hut ab, dachte ich damals - 1x Tara Moss). Gelesen wurde allerdings nicht - zum Glück. In Deutschland habe ich nur 2 Lesungen erlebt, die waren ganz in Ordnung.
Schlimm fnde ich eigentlich, dass von Autoren erwartet wird gleichzeitig auch Entertainer und Schauspieler zu sein. Nun ja ...
 

Klara Bellis

Autor
23. März 2014
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Hab mich heute endgültig dazu durchgerungen, mich nicht bei der Chefin unserer größten Buchandlung hier vor Ort zu melden. Ich hatte vor ein paar Wochen ein sehr nettes Gespräch mit einer dort arbeiteten Buchhändlerin, die es gut gefunden hätte, wenn ich dort mal nachgefragt hätte, um eine Lesung zu machen und meinen Roman auszulegen. Aber irgendwie. Ich weiß nicht. Mein Bauchgefühl schreit mich an, es sein zu lassen. Die Vorstellung, dort zu sitzen und vor lauter Leuten zu lesen, von denen mich die Hälfe vielleicht sogar kennt, die schreckt mich ab. Zumal ich absolut null gut vorlesen kann.