Schönes Bild, überhaupt sind diese alten Zeichnungen nach der Natur oft wunderschön - zum Beispiel auch die Studien von Maria Sybilla Merian über Insekten.
Ich zitiere die betreffende Stelle aus Gabriele Reuters Buch, habe sie vom Projekt Gutenberg:
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Agathe konnte es nicht glauben.
Von einer so großartigen neuen Welt-Anschauung kehrt man nicht einfach zu der langweiligen Tagesordnung zurück.
Ach, Männer, die sich hier vertiefen – die weiter forschen und grübeln durften – die Glücklichen! Die Glücklichen! Denen brauchte freilich die dumme Liebe nur etwas Nebensächliches zu sein! Am Ende fand auch sie in den neuen Gedanken ihren Frieden. Sie sah doch nun, daß es so sein mußte – daß die Natur unerhört grausam war, daß Millionen Keime fortwährend untergingen, damit die andern Raum bekämen, sich zu entwickeln. So war sie eben auch einer von den schwächlichen, unnützen Keimen – was war da weiter? Daß es eine solche Verschwendung gab, hatte sie allerdings vorher auch schon gewußt. Aber sie bezog das nie auf sich, sie hatte immer für sich selbst einen Platz außerhalb der Natur gesucht und mit einem Gotte gehadert, der Wunder thun konnte und nur keins ihr zu Liebe thun wollte!
(...)
– Ob Papa, ihr wohl die drei Bücher schenken würde? Oder nur zwei? Er war so entsetzlich erstaunt gewesen, als sie ihm ihren Wunschzettel überreichte.
»Du willst ja gewaltig hoch hinaus,« hatte er lächelnd gesagt. »Was willst Du Dir denn für unverständliches Zeug in Dein kleines Köpfchen packen?«
»Ach Papa – ich muß mich ein bißchen bilden!«
»Nun ja – dagegen bin ich durchaus nicht.«
»Die natürliche Schöpfungsgeschichte habe ich ganz gut verstanden.«
»So – die hast Du also gelesen? Das war recht überflüssig. Ein andermal fragst Du mich, ehe Du Dir etwas aus meinem Bücherschrank holst. Verstanden? Junge Mädchen fassen dergleichen Werke oft ganz falsch auf.«
(...)
– – Auf ihrem Weihnachtstisch fand Agathe (...) einen Prachtband mit bunten Bildern: die Flora von Mitteldeutschland, zum Gebrauch für unsere Töchter, – daneben eine geschnitzte Blumenpresse.
»Siehst Du, liebes Kind,« sagte ihr Vater freundlich, »hier habe ich ein sehr hübsches Werk gefunden, das besser für Dich paßt, als die Bücher, die Du da aufgeschrieben hast. Ich blätterte in den Sachen – sie wollten mir gar nicht für mein Töchterchen gefallen. Hier findest Du eine Anweisung, wie man Blumen trocknet – daraus fabriziert Ihr ja jetzt allerliebste Lichtschirme! Das wird Dir auch Spaß machen!«
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Wohlgemerkt ist Agathe zu diesem Zeitpunkt, wenn ich mich richtig erinnere, um die 30; sie hat zum Beispiel einem Dienstmädchen beigestanden, das um den Nachstellungen von Agathes Bruder zu entgehen, einen Riegel an der Zimmertür haben wollte - sie weiß sehr gut Bescheid. Aber als unverheiratete höhere Tochter hat sie von nichts was zu wissen und auch nichts zu wissen wollen. Ein so eingesperrtes Leben führt bei einem sensiblen Menschen entweder in Depression oder hysterische Zustände.