Thirty-Somethings in multikultureller Umgebung in einer europäischen Großstadt

pengulina

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22. November 2022
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Ich habe mal nachgehalten, wie viele verschiedene Intimitäten die Autorin beschreibt. Da ist zunächst die zwischen der namenlosen Ich-Erzählerin (die ich der Einfachheit halber im Folgenden Katie nennen werde) und ihrer Freundin Jana, zwischen Katie und ihrem noch verheirateten Liebhaber Adriaan, auch zwischen ihr und dem Fremden auf der Party. Dann lernt Jana Adriaan kennen, und auch da entsteht Intimität, wenn auch nur im Kopf von Katie. Intimität mit einer neuen gemeinsamen Freundin, Intimität in der Geborgenheit eines kleinen Raums im Museum, Intimität im Anruf bei der Mutter. Und immer wieder Enttäuschungen, Verlust von Intimität.

Es entsteht aber noch eine ganz andere Form der Intimität, zwischen Katie als Dolmetscherin für den vor Gericht stehenden Präsidenten, neben dem sie manchmal im Konferenzraum sitzt und für den sie auch aus der Kabine dolmetscht. Immer wieder schaut der Angeklagte nach oben zur Kabine, wie um sich zu vergewissern, dass Katie noch da ist. Der Vorgang des Dolmetschens wird minutiös beschrieben als rein mechanisches Übertragen von Aussagen in eine andere Sprache, bis man irgendwann nur noch funktioniert und spricht und nicht mehr versteht, was man sagt. Nur so kann man das Ganze überhaupt verarbeiten, denn würde man innehalten und nachdenken, hätte man sofort den Faden verloren.

Und dann ist da noch die Anekdote mit den Büchern. Katie lernt den Buchhändler und Antiquar Anton bei ihrer Bekannten Eline, seinem Zwilling, kennen. Anton erzählt, er habe einem Innenarchitekten für viel Geld 40 Meter Bücher verkauft und diese kürzlich im protzigen Haus eines Immobilien-Entwicklers mit strohdummer Freu in der neu eingerichteten Bibliothek wiedergefunden.

Das Ende ist offen, das hat mir gefallen. Ich gebe nur vier Sterne, weil das Buch ein paar Brüche hat und stellenweise etwas fragmentarisch wirkt.

Ich habe nicht aus dem Buch zitiert, weil ich das amerikanische Original gelesen habe.
 
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pengulina

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Mir ist noch eine Stelle aus dem Buch eingefallen. Katie geht in ein chinesisches takeaway und bestellt Essen. Die Inhaberin spricht sie auf Mandarin an. Katie schüttelt den Kopf und wird daraufhin mit betonter Kälte behandelt. Eine Anspielung auf Kitamuras Herkunft.
 
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