Teil III - 16. Juni 1914 bis Ende

Literaturhexle

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Olga schreibt beflissen weiter ihre Briefe in den kalten Norden. Tapfer hält sie an der Hoffnung fest, dass Herbert noch lebt.

Erst nach langer Zeit gesteht sie sich ein, dass er ihr ferner wird und wohl nur in der Erinnerung weiter lebt.

Dann viele Jahre nichts. Dann muss sie ihren Frust über Eik, der die Nazis und die Gestapo unterstützt, loswerden. Bei wem, wenn nicht beim Vater?

Beeindruckende Innensichten Olgas, die natürlich - Tagebucheinträgen ähnlich- auch das Tagesgeschehen und Erlebnisse nicht aussparen. Ganz am Ende erfahren wir auch noch, was am Bismarck Denkmal passiert ist.

Ich schließe das Buch sehr zufrieden. Meine Fragen wurden beantwortet. Eine tolle Geschichte. Mehr davon :)
 

Querleserin

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30. Dezember 2015
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Wadern
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Ich kann mich @Literaturhexle nur anschließen. Ein ganz starker "Abgang" Olgas, der aber auch zeigt, dass sie mit der politischen Einstellung ihrer beiden Männer zeitlebens gehadert hat.
Einziger Kritikpunkt - ich hätte das letzte Kapitel weggelassen und Olga den Schlussakkord überlassen.
Es ist alles gesagt, die Stimme Ferdinands am Ende erscheint gegenüber den starken Aussagen Olgas schwach. Ihre innige Beziehung erklären auch Olgas Briefe nicht ausreichend - aber das bleibt auch die einzige ungeklärte Frage.
Insgesamt ein sehr guter Roman, der mir neben der interessanten Geschichte über eine starke Frau auch aufgrund seiner Komposition und Sprache gefallen hat.
 

Literaturhexle

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Insgesamt ein sehr guter Roman, der mir neben der interessanten Geschichte über eine starke Frau auch aufgrund seiner Komposition und Sprache gefallen hat.
Besser kann man es kaum zusammenfassen!
Bislang dachte Ich, der Autor hätte nur ein lesenswertes Buch vollbracht (der Vorleser). Diesem Vorurteil muss ich wohl entgegenwirken, indem ich noch mehr von ihm lese....
"Die Frau auf der Treppe" habe ich sogar hier (es lebe der Grabbeltisch :D)
 

Momo

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10. November 2014
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Es ist ja jetzt alles gesagt, kann mich meinen Vorrednerinnen nur noch anschließen. Nur noch eine abschließende Meinung. Ich bin von dem Buch sehr angetan gewesen, dass ich auf jeden Fall noch weitere Bücher von dem Autor beabsichtige zu lesen.
 
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Anjuta

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8. Januar 2016
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Essen
Die Merkwürdigkeit der Liebe deutscher Männer zu der Zeit wird von Olga sehr interessant analysiert:
"Wie wenn Du beim Lied der Deutschen neben mir stehst und Dir zuerst Deutschland über alles geht und Dich dann die deutschen Frauen und die deutsche Treue begeistern und Du mir zulächelst und meine Hand nimmst."
Das hat mich sehr berührt und - wieder einmal zur Diskussion über das persönliche Glück, die früher in der Leserunde schon aufgekommen ist - zeigt, wie unvergleichlich unsere heutigen Erwartungen an das Leben mit denen unserer - sagen wir mal - Großelterngeneration war.
das Rätsel um das Attentat auf das Bismarckdenkmal wird - wie vermutet - aufgelöst. Ja, tatsächlich: Olga hat die Bombe gelegt! Alle Achtung!

Die Briefe (der Teil 3 des Romans) runden den Roman wirklich perfekt ab. Nachdem wir aus der Sicht eines distanzierten Erzählern diese Frau schon lieben oder zumindest bewundern gelernt haben und Ferdinand uns aus seiner Sicht in Teil 2 noch mehr Gründe für Bewunderung und Hochachtung gegeben hat, lässt uns Schlink nun durch die ungefilterte Sicht in ihr Seelenleben, das sie sehr offen ihrem Lebensgefährten (richtige Bezeichnung?) eröffnet, sie nun auch unmittelbar und direkt kennen lernen. Alle drei Perspektiven ergänzen sich perfekt und lassen vor uns auf nur knapp 300 Seiten ein ungemein breites und vielstimmiges Zeiten- und Gesellschaftsportrait entstehen.
Ein tolles Buch!
Anjuta
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Mit den Briefen kommt noch einmal ein anderer Ton in die Geschichte. Auch wenn ich dachte, ich kenne Olga, so zeigen ihre Briefe noch einmal neue Facetten ihrer Persönlichkeit. Im ersten Brief gibt sie ihrer Wut und Enttäuschung eine Stimme, die sie dann aber wieder zurücknimmt.
Was ich vermutete, stimmt wirklich. Eik ist der gemeinsame Sohn und ihre Enttäuschung, dass Herbert nie auf die Idee gekommen ist, kann ich nachvollziehen. Eik hat viele Eigenschaften des Vaters, aber ihm fehlen die liebenswerten Seiten, die Herbert ausmachen.
Das zu erkennen, muss Olga tief schmerzen.

Schlink lässt den Roman mit einem Paukenschlag enden. Das Sprengstoffattentat hat Olga selbst inszeniert - ihre Rache für die deutsche Großmannssucht, die ihr letztendlich den Mann und den Sohn genommen hat.

Ein sehr stimmiges Ende für diesen exzellent komponierten Roman.
 

wal.li

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1. Mai 2014
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Der Schluss war für mich sehr stimmig, auch dass Ferdinand in Adelheid ein Stück von Olga wiederfinden.
Olga ist eine aufrechte Person, die für ihre Überzeugung einsteht, auch wenn sie dadurch außerordentlich Verzicht üben muss. Sie gehört zu den Wenigen, die nein sagen.
 

Literaturhexle

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Heute ist eine Rezension in unserer Tageszeitung. Natürlich auch sehr positiv.
Interessant ist folgende Information:
[zitat]Ein wahres historisches Vorbild hat Herbert. Hinter ihm verbirgt sich der deutsche Offizier und Abenteurer Herbert Schröder-Stranz, der 1912 im Spitzbergen- Archipel verschollen ist.[/zitat]
Das wollte ich euch nicht vorenthalten. Die Rezension stammt von Nada Weigelt (dpa), vielleicht wurde sie auch in anderen Zeitungen veröffentlicht.
 

Bibliomarie

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10. September 2015
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Vielen Dank für diese Information. Ich hatte mich schon die ganze Zeit gefragt, ob eine reale Person vielleicht das Vorbild gewesen sein könnte.
 
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