Die Beckmanns sind Menschen die sehr von sich eingenommen sind, schon erschreckend das Fehler des Sohnes bei anderen gesucht werden.
Diese Familie ist grauenvoll und dennoch völlig glaubwürdig: die Eltern haben ihrem Sohn nie Grenzen gesetzt, er musste nie Konsequenzen spüren. Mittlerweile empfindet er Freude an der Demütigung anderer. Völlig verkorkst.
Guthrie geht in dem Konflikt zu weit. So menschlich verständlich sein Ausraster ist, hat er sich keinen Gefallen damit getan. Die Entführung wird am Ende vielleicht nicht nachzuweisen sein, weil Russells Freunde ja zu ihm halten (müssen). Schlimm wäre, wenn die Jungen am Ende noch als Phantasten dastünden...
Victoria hat es geschafft, sich von Dwayne zu lösen. Sie ist sehr gereift. Diese Idylle mit den beiden Alten Männern, Victoria und dem Kind ist wunderschön so als Schlusspunkt des Buches. Da nehme ich gerne in Kauf, dass sie fragil ist und wohl nicht von langer Dauer sein kann...
Ike und Bobby sind fast schon tragische Figuren. Sie müssen früh lernen, dass man das Leben nehmen muss, wie es kommt. Immer öfter sind sie sich selbst überlassen, fühlen sich in den Ferien allein, besuchen die alte Frau, müssen auch noch deren Tod feststellen, besuchen die McPherons auf einem fast lebensgefährlichen Ritt...
Warum sie die Münzen und das Armband durch den Zug zerstören wollten, ist mir auch nicht klar. Das hat ja etwas Rituelles an sich - zumindest Münzen haben sie schon oft auf diese Weise geplättet.
@Querleserin : hast du eine Idee?
Die Jungen leiden unter dem Fortgang der Mutter und auch unter der neuen Beziehung des Vaters, weil er so noch weniger Zeit für sie hat. Trotzdem sind sie brav und sich gegenseitig sehr zugetan, was man auch im Kampf gegen Russell gesehen hat, als sie sich gegenseitig verteidigten.
Das Schlusskapitel "Holt" führt die einzelnen Erzählstränge gekonnt zu einem Ende. Absolut glaubwürdig, wie ich finde. Weil eben manches offen bleibt. Wir wissen nicht, ob Guthrie seinen Job verlieren wird oder ob Russell seine gerechte Strafe bekommt. Wir erfahren nicht, ob Victoria ihren Abschluss schafft und das Kind bei den Pherson Brüdern aufwachsen kann....
Deshalb ist es eben kein Kitsch. Wir Leser dürfen darüber nachdenken und befinden. Ein tolles Buch!