Steig aus dem Hamsterrad !

Wandablue

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18. September 2019
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Brandenburg
Hi people,
mich faszinieren Erlebnisberichte, bei denen wenig Hab und Gut eine Rolle spielt. Und Aussteiger liebe ich theoretisch sehr. Ich sage mit Absicht, theoretisch, denn ich habe noch nie einen getroffen. Na ja, vielleicht doch. In der Fussgängerpassage? Wenn dort die jungen Leute Gitarre spielen, mehr oder weniger schön, meist weniger ... einige von ihnen reisen doch hoffentlich um die Welt und machen dort auf dem schmuddeligen Platz mit ihrem schmuddeligen Haar nur Zwischenstation? Einen Euro haben wir immer übrig und so sind schnell 50 Euro beisammen.
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.

Wenn man jung ist und nicht ausschließlich auf seine Karriere bedacht von Anfang an, gilt es, etwas zu erleben. Wenn man diese Phase versäumt hat, spart man und kauft sich ein Spätaussteigerhausboot. Hausbootgeschichten lese ich auch gerne. Aber nur, wenn sie gut geschrieben sind. Einige sind es. So ein Hausboot wäre ja meine Sache nicht. Es ist bestimmt romantisch und so. Die Wellen plätschern mich in den Schlaf. Aber es gibt jeden Tag etwas zu reparieren.

Unser Thema ist heute, ob es nicht wieder Mode werden könnte, sich zu beschränken. Unseren aufwendigen Lebensstil herunterzuschrauben. Haben wir nicht alle eine Sehnsucht nach Vereinfachung, nach einem unkomplizierteren Leben? Woher die Gier nach so vielen Sachen? Habe ich doch in einer Doku kürzlich über den niederländischen König erfahren, dass er sich in der Coronahochphase eine Auszeit gegönnt hat: mit einer neuen 2 Millionen Dollar Yacht. Hei, Prinz, König! Ich enteigne dich. Aber sicher hast du herrlich entspannt. Die Wellen plätschern, das Personal spurt.

Joey Kelly ist bestimmt (auch) kein armer Kerl. Ganz im Gegenteil. Aber ich mag seine Versuche, sich herauszufordern und mit nur sich selbst und ein bisschen Handswerkszeug irgendwas zu machen. Klar, er macht es nicht nur so, er macht es für die Galerie. Aber auch nicht nur. Irgendetwas in ihm sagt ihm, dieses viele Zeug macht nicht glücklich. Nein, ich kenne ihn nicht. Vielleicht ist er ganz anders. Schließlich wird er immer von einem Kamerateam begleitet. So ganz echt ist das nicht.
Was macht uns glücklich. Mich? Dich? Euch? Viel oder wenig?
Viel verstehe ich auch. Vielfraß. Gourmet. Verfeinerung. Sammelleidenschaft. Macht. Ehrgeiz. Aber - ganz ehrlich - in der Beschränkung liegt Größe.

Was geht jetzt in euch vor? Wollt ihr mir gleich alle eure Bücher schenken, um euch zu befreien? Und losgehen? Die Welt ist weit, der Traum ist groß und man kann es mit wenig schaffen. Und wenn es nur bis zum nächsten Ausflugsziel ist. Nehmt mal das Rad. Und kein Geld mit. (No creditcarts, please). Nur eine Wasserflasche. Legt das Sicherheitsnetz beiseite. Geht wandern. Nehmt ein Taschenmesser mit. Das braucht man für unvorhergesehene Dinge.
Erlebt etwas. Fordert euch heraus. Oder ist das 9 Euro Ticket zu benutzen schon genug Herausforderung? Ich habe mir keins gekauft, übrigens.
Steigt für eine Weile aus dem Hamsterrad. Wie macht ihr das?

Eure Donnerstagswanda
 
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Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
mit-büchern-um-die-welt.de
Wir sind jedes Jahr 2 Wochen mit dem Rad unterwegs und obwohl ich jedes Jahr weniger mitnehme, stelle ich immer noch fest, dass ich zuviel dabeihabe. Es ist ganz erstaunlich, mit wie wenig man sehr gut leben kann. Allerdings campen wir nicht mehr, wie wir es früher getan haben. Bücher sind von meiner Beschränkung übrigens ausgenommen. Wenn sie ausgelesen sind, schicke ich sie in vorbereiteten Umschlägen nach Hause.

Das 9-Euro-Ticket finde ich prinzipiell klasse. Bisher hat es bei uns gut funktioniert, beispielsweise fahre ich jetzt öfter einfach mal so mit dem Bus in die Stadt, ohne mir zu überlegen, ob es unbedingt nötig ist. Sicher sind ein paar Regionalzüge am Wochenende überfüllt, aber darauf kann man sich einstellen. Mit meiner Klasse fahre ich zur Besichtigung einer Spezialbuchhandlung demnächst eine Stunde mit dem Regionalexpress, das wäre aus Kostengründen sonst nie möglich gewesen.
 

Christian1977

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8. Oktober 2021
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Tatsächlich hatte ich schon oft diesen Traum, wenn ich eine meiner "extremen Phasen" habe. Dann würde ich am liebsten einfach so weggehen, an einen Ort, an dem mich niemand kennt und ich am allerliebsten niemanden treffen würde. Solche Ideen habe ich sogar schon seit der Kindheit, da wollte ich am liebsten irgendwo ganz allein Leuchtturmwärter sein.

Noch einmal gesteigert hat sich dieser Wunsch durch die Lektüre von:

Buchinformationen und Rezensionen zu In die Wildnis: Allein nach Alaska von Jon Krakauer
Kaufen >

Trotz des traurigen und schlimmen Ausgangs hat mich dieses Buch so unglaublich fasziniert. Zudem habe ich es noch in der illustrierten wunderschönen Büchergilde-Ausgabe gelesen. Direkt nach der Lektüre habe ich ein Winterwochenende allein an der Nordsee verbracht. Das hat meine Gedanken durchgepustet. Aber dauerhaft wäre das nichts für mich und ich wohl auch nicht überlebensfähig in der Wildnis.
 

Emswashed

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9. Mai 2020
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Haha, das trifft sich gut. Gestern Abend wurde mir bewusst, dass heute ein Feiertag ist und die Geschäfte geschlossen. Sofort überfiel mich die Panik, dass wir verhungern könnten...
Aber es war zu spät und siehe da, wir leben noch.;)
Ein Ausstieg würde mir schwer fallen, da ich keine Fähigkeiten habe, zu überleben. Ich kann noch nicht mal ein anständiges Feuer entfachen, oder ein Messer vernünftig schleifen..
Wenn ich diesen Tiny-Haus-Trend sehe, dann läuft es mir auch jedesmal eiskalt den Rücken runter. Kann man in so einem Winzding Lebensmittelvorräte für 10 Tage (Katastrophenschutzempfehlung) vernünftig lagern. Kann man dort im Alter, womöglich sogar mit Rollstuhl überhaupt noch leben, oder gehts dann direkt ins Heim. Was ist mit Hobbys? Wo breitet man sein Reißbrett aus und sägt die Latten für den Fahrradschuppen - mitten im Winter.
Natürlich kann man sich allles, alles leihen.... wenn man in der Großstadt lebt, aber da gibts auch keine Tiny-Häuser.

Mit nichts loslaufen? Geht gar nicht. Ich brauche Brille, Medikamente und erst einmal vernünftige Schuhe, die mindestens 1 Jahr halten. Ohne Handy? Hmm, schwierig. Mal ausschalten, kein Problem.
 

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29. März 2022
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Minimalismus ist ja eigentlich ein großer Trend in letzter Zeit.
Mich hat diese Welle allerdings nicht erreicht. Ich besitze primär Bücher und diesen Luxus gönne ich mir - und zwar völlig ohne Sinn und Verstand :grinning

Aussteigen?
Reizt mich nicht so. Höchtens zeitlich begristete Auszeiten.
Ohne Handy kann ich ürbrigens super gut. Nehme es nie mit... :rofl
 

Wandablue

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18. September 2019
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Mit den Schuhen macht man das heutzutage anders, habe ich mir sagen lassen, man hat eine vernünftige Marke Sneakers, die man ausprobiert hat und dieses eine Paar läuft man so lange, bis es hin ist - dann kauft man halt das nächste.
 
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Wandablue

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Das ist schon ganz anständig,was ihr so macht @Barbara62. Und ab einem gewissen Alter ist Zelt eben nicht mehr rückenfreundlich. Die Idee, Bücher mit frankiertem Umschlag nach Hause zu schicken, ist wirklich innovativ. Da legt man dann gleich noch die gebrauchte Unterwäsche dazu - dann kommts auch nicht abhanden durch lesegierige Postboten.
 

RuLeka

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Ich bin ziemlich ärmlich aufgewachsen. Wir hatten alles Notwendige, dafür sorgte auch unser großer Garten. Aber mit 5 Kindern in einem Arbeiterhaushalt gab es nichts, was nach Luxus aussah. Ich habe mir im ganzen Dorf Bücher ausgeliehen, da die Pfarrbücherei nur im Winter offen hatte und die Ausleihe nur zwei Bücher erlaubt hat. Da genieße ich heute meine vollen Bücherregale. Und ich hatte jahrelang zwei Jeans, da freue ich mich über ein paar mehr im Schrank.
Ich brauche keinen Luxus, will aber auch keinen künstlich herbeigeführten Mangel.
 

Literaturhexle

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Ja, liebe Plauder-Wanda, ich kann so recht auch nichts beitragen hier. Vielleicht bin ich ein Spießerle?
Ich war nie zelten oder im Wohnwagen unterwegs und hege auch gewisse Zweifel, ob mir das Spartanische gefallen könnte. Ich bin nicht so sehr Meister des Improvisierens, you know?
Ich brauche keinen Luxus. Mein Klamotten und Schuharsenal ist eher mager. Ich erfreue mich meines Klaviers, das "mehr kann als ich" und mich mit seinem Klang verzaubert (das ist für mich ein bisschen Luxus;)), und meiner Bücher. Ich fühle mich in unserem Häuschen wohl, sitze gern auf der Terrasse. Warum sollte ich auswandern oder woanders hingehen? Mich reizt das Abenteuer nicht - auch literarisch nicht. Das einzige Buch, das entfernt damit zu tun hat, ist diese Geschichte eines Ehepaares, das sich ein Jahr Auszeit genommen hat, um die Welt zu umsegeln:

Buchinformationen und Rezensionen zu Unter uns das Meer: Roman von Gaige, Amity
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Wandablue

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Gerade, wenn man selber seßhaft (oder bodenständig) ist, interessiert einen doch das andere, das außergewöhnliche. Ich liebe z.B. wenn eine taffe Frau im Wald ein Blockhaus baut oder einhändig übers Meer paddelt - nee, das geht nicht, allein über den Ozean aber wohl. Ich hab Angst gekriegt als ein großes Schiff auftauchte, das sieht nämlich die kleine Nussschale nicht schnell genug - und selbst, wenn es Sicht hat, kann es womöglich nicht schnell genug wenden - man darf also quasi niemals schlafen! Das ist doch aufregend.
 

Wandablue

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Brandenburg
Ja, liebe Plauder-Wanda, ich kann so recht auch nichts beitragen hier. Vielleicht bin ich ein Spießerle?
Ich war nie zelten oder im Wohnwagen unterwegs und hege auch gewisse Zweifel, ob mir das Spartanische gefallen könnte. Ich bin nicht so sehr Meister des Improvisierens, you know?
Ich brauche keinen Luxus. Mein Klamotten und Schuharsenal ist eher mager. Ich erfreue mich meines Klaviers, das "mehr kann als ich" und mich mit seinem Klang verzaubert (das ist für mich ein bisschen Luxus;)), und meiner Bücher. Ich fühle mich in unserem Häuschen wohl, sitze gern auf der Terrasse. Warum sollte ich auswandern oder woanders hingehen? Mich reizt das Abenteuer nicht - auch literarisch nicht. Das einzige Buch, das entfernt damit zu tun hat, ist diese Geschichte eines Ehepaares, das sich ein Jahr Auszeit genommen hat, um die Welt zu umsegeln:

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Hab ich gelesen. Mochte ich nur semi.
 
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RuLeka

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Ja, liebe Plauder-Wanda, ich kann so recht auch nichts beitragen hier. Vielleicht bin ich ein Spießerle?
Ich war nie zelten oder im Wohnwagen unterwegs und hege auch gewisse Zweifel, ob mir das Spartanische gefallen könnte. Ich bin nicht so sehr Meister des Improvisierens, you know?
Ich brauche keinen Luxus. Mein Klamotten und Schuharsenal ist eher mager. Ich erfreue mich meines Klaviers, das "mehr kann als ich" und mich mit seinem Klang verzaubert (das ist für mich ein bisschen Luxus;)), und meiner Bücher. Ich fühle mich in unserem Häuschen wohl, sitze gern auf der Terrasse. Warum sollte ich auswandern oder woanders hingehen? Mich reizt das Abenteuer nicht - auch literarisch nicht. Das einzige Buch, das entfernt damit zu tun hat, ist diese Geschichte eines Ehepaares, das sich ein Jahr Auszeit genommen hat, um die Welt zu umsegeln:

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Nach diesem Roman will man nicht unbedingt ein Jahr Auszeit für einen gemeinsamen Segeltörn.