Rezension Soulless (Grühende Dunkelheit) - Gail Carringer

Sakuko

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27. Juni 2016
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NRW
Buchinformationen und Rezensionen zu Glühende Dunkelheit: Roman - [Lady Alexia 1] von Gail Carriger
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Alexia Tarabotti ist eine 26- jährige alte Jungfer. Unglücklicherweise hat sie eine große Nase, einen mediterranen Teint und einen italienischen Vater und somit keine Heiratsaussichten. Allerdings hat sie auch einen cleveren Verstand, ein sture, selbstbewusste Persönlichkeit und keine Seele. Sie ist eine Preternatural, sozusagen das Gegenteil zu Vampiren, Werwölfen und Geistern, welche mehr Seele besitzen als normale Menschen.
Als sie auf einem Ball alleine von einem unhöflichen und sehr hungrigen Vampir überrascht wird, kämpft sie mit dieser Kreatur und tötet sie ausversehen.
Allerdings wirft dies viele Fragen auf. Vampire und Werwölfe sind exzellent in der Londoner Gesellschaft integriert, sehr auf ihr Benehmen bedacht, und außerdem auch registriert. Wo kommt also dieses flegelhafte und offensichtlich unerzogene Exemplar her. Gegen den Willen des Alpha Werwolfs Lord Maccon, Beamter bei dem offiziellen Büro für unnatürliche Registrierung versucht Alexia auf den Grund dieses Rätsels zu kommen.

Das Buch spielt im viktorianischen London in einer Steampunk Welt, die zudem mit übernatürlichen Wesen wie Vampiren, Werwölfen und Geistern bevölkert ist. Diese sind hier ganz normal Teil der Gesellschaft, anerkannt und integriert, sie stellen sogar Berater für die Königin. Sie halten Haushalte von 'Dienern' die hoffen, irgendwann selbst unsterblich gemacht zu werden und sich um die speziellen, übernatürlichen Probleme kümmern, wie Blutversorgung oder Wache bei Vollmond.
Die Welt ist interessant beschrieben und gut ausgearbeitet. Man muss allerdings sagen, dass Steampunk eher einen kleinen Teil der Welt ausmacht. Es gibt kleine Flugschiffe und einige Dampf-betriebene Maschinen und Forschungen in wilde Richtungen, allerdings ist es eher ein Nebenschauplatz.

Alexia ist ein sympathischer Charakter, wenn auch nicht übermäßig realistisch. Sie ist sehr selbstbewusst, man könnte schon herrisch sagen, sieht sich außerhalb der Gesellschaft und macht im Groben was sie will. Sie ist intelligent und belesen und kennt sich gut mit den wissenschaftlichen Entwicklungen der Zeit aus.
Sie ist außerdem was ich als Film-hässlich bezeichne, also offensichtlich attraktiv genug (auch wenn man sich das Cover anschaut) mit 1-2 Mängeln, die völlig außer Proportion aufgebauscht werden. Den obwohl sie angeblich schon eine alter Jungfer ist, zeigen einige Männer Interesse an ihr und sie wird zu Bällen und Events eingeladen.

Die Sprache ist auch eher altmodisch und gehoben gehalten, offensichtlich angelehnt an die Art von Dialogen wie man sie in Büchern aus der Zeit finden würde, allerdings fand ich die Sprache gerade am Anfang sehr überzeichnet und unnatürlich. Es schwankte eine Zeitlang an der Grenze zum albernen, hat sich dann aber gefangen und wurde im Verlaufe des Buches besser.

Ein weiterer Aspekt, der mir nicht so gefallen hat war die Romanze. Zum einen fand ich es etwas zu offensichtlich, wie die beiden sich von Anfang an verbal angegangen sind, zum anderen fand ich es schade, dass sich alles so schnell entwickelt hat. Da es eine mehrteilige Serie ist hätte ich es schön gefunden, wenn man da noch etwas Spannung für die nächsten Teile übrig lässt.
Außerdem fand ich die erotischen Szenen waren zu dominant. Die beiden können nie ihre Hände und Münder voneinander lassen, nicht mal in hoch gefährlichen Situationen, und die Szenen ziehen sich wirklich massiv in die Länge. Zu beginn fand ich diese Szenen noch interessant, aber wenn sie sich über Seiten hinziehen, ohne das viel Neues passiert und die spannenden Entwicklungen sozusagen vor der Tür warten, dass die Action weiter gehen kann, dann stört es etwas.
Wer allerdings primär auf paranormale Romantik mit etwas Aktion steht wird wahrscheinlich auf seine Kosten kommen. Ich persönlich habe es lieber mehr Fokus auf die Aktion- und Krimiaspekte.

Letztendlich fand ich das Buch sehr gut zu lesen, flüssig und amüsant, hätte mir aber einen größeren Fokus auf den Fall und das Lösen desselben gewünscht und eher weniger Romantik und Erotik.