Sind die Buchblogs in der Krise?

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Schneller, höher, weiter. Das ist der Treibstoff der digitalen Medien. Was heute ein Aufreger oder zumindest eine interessante Information ist, das bringt die Leute morgen zum Gähnen - wenn überhaupt. Die Maschine will gefüttert werden. Wer heute etwas ins Netz stellt, der buhlt mit unzähligen anderen Nachrichten um Aufmerksamkeit, muss besser, origineller und unterhaltsamer sein. Die nächste Sensation ist nur einen Klick weit entfernt.

Buchblogs sind da keine Ausnahme. Auch sie müssen potentielle Leser bei Laune halten. Es ist vermutlich kein Zufall, dass im letzten Jahr Florian Valerius aka "Literarischer Nerd" mit seinem Instagram-Auftritt den Buchblog-Awrd gewonnen hat.

Streift man aktuell durch die Welt der Buchblogs, meint man stellenweise Ernüchterung, einen Hauch von Resignation wahrzunehmen. Jochen Kienbaum etwa von Lustauflesen hat einen "vorläufigen Abschlussbericht" veröffentlicht.
[zitat]Sauber gestapelt liegen neben mir (mindestens) 12 Bücher, die ich gelesen habe, über die ich gerne schreiben würde, aber nicht kann... Möglichst viele sollten lustauflesen.de mit möglichst hohem Gewinn lesen. Das ist nicht (mehr) der Fall
[/zitat]
Die Besucherzahlen sinken, ebenso geht die Verweildauer auf der Seite und die Zahl der wiederkehrenden Besucher zurück.

Ähnlich ernüchtert äußert sich Tobias Nazemi von Buchrevier in seinem Beitrag "Der Hype ist vorbei".
[zitat]Ich finde Challenges blöd, arrangierte Fotos mit Buchcovern, die allermeisten Booktube-Formate und das alberne Kokettieren mit der Büchersucht. [/zitat]

Nazemi appeliert an die Bloggerszene sich zu differenzieren und auch mal über Qualitätskriterien nachzudenken.
 

Xirxe

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19. Februar 2017
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Na endlich ;) Ehrlich gesagt wundert mich das nicht, mehr schon wie lange es gedauert hat. Wenn ich mir anschaue, wie viele Buchblogs es gibt und in welcher Qualität - uahh, wer soll das denn Alles lesen? Viele der Bloggerinnen sind ja nur mühsam der deutschen Sprache mächtig und auch ein Großteil der besprochenen Bücher nicht wirklich des Lesens wert. Und die Besseren und auch Anspruchsvolleren bringen mehr oder weniger immer das Gleiche - weshalb also noch mehr Neues?
Mal schauen, welche übrigbleiben - vielleicht lese ich dann auch mal rein ;)
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich habe die Buchblogs und Booktube erst relativ spät entdeckt, so vor einem Jahr.
Ich Stimme @Xirxe zu, vieles davon ist schlecht gemacht oder auch gar nicht nach meinem Geschmack.

Mittlerweile habe ich für mich aber die Spreu vom Weizen getrennt. Manche Seiten habe ich abonniert oder schaue regelmäßig vorbei. Dazu gehören auch Buchrevier, lustauflesen, Kaffeehaussitzer oder diebuchbloggerin.

Sie schreiben gekonnt über die Welt der Literatur und berichten über Bücher aus meinem Beuteschema. Ich würde sie vermissen, wenn sie ihren Betrieb einstellten. Andererseits steckt auch hinter jedem Blog eine Menge Mühe, wie auch die Bloggerinnen hier aus unserem Kreis bestätigen werden. Es wird Druck dahinter sein: hat man mal 14 Tage nichts Neues geschrieben, lässt die Frequentierung der Nutzer nach...

Das weiteren scheint es ja unendlich viele und immer neue Blogs zu geben, während die Zahl der Leser konstant bleibt. Ein schwieriges Geschäft eben. Dennoch wäre es schade, wenn die Blogs als Informationsmedium eingehen würden. Für mich sind sie immer mal eine kurzweilige Lektüre für zwischendurch.
 

Tiram

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4. November 2014
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Ich verstehe, ehrlich gesagt, die ganze Aufregung nicht. Vielleicht bin ich in der Hinsicht zu einfach gestrickt.
Wenn ich mir die Arbeit einer Rezi, auch noch kostenlos, nur mache, um recht viele Leser zu bekommen, muss ich schlussendlich enttäuscht werden. Dafür gibt es einfach zu viele Angebote. Warum soll es den Bloggern da anders ergehen als den Büchern und Autoren?

Ich habe gut sechseinhalb Jahre gebloggt: ohne große Leserzahl und mit an Händen abzählbaren Kommentaren. Aber ich habe es gemacht, weil es mir Spaß gemacht hat. Weil ich gerne über das gelesene Buch geschrieben habe.

Klar freue ich mich über Leser und vor allem über Kommentare. Aber wenn die ausbleiben, was solls. Wenn mir das wichtig ist, muss ich halt aufhören.

Und wenn ich mir anschaue, was das für Blogger sind, die sich aufregen oder jetzt enttäuscht sind, sind es solche, die die etwas anspruchsvollere Literatur lesen. Viele von denen sind bei WordPress. Da war ich ja mal eine Weile und habe den Kontakt gesucht. Aber ich war wohl nicht anspruchsvoll genug.

Ich finde Challenges blöd, arrangierte Fotos mit Buchcovern, die allermeisten Booktube-Formate und das alberne Kokettieren mit der Büchersucht.

Sich so über andere Blogger zu erheben, finde ich einfach nur blöd. Diesen Blogs sieht man nämlich an, dass sie auch noch mächtig Spaß an ihrem Hobby haben.
 

Helmut Pöll

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9. Dezember 2013
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Es wird ja keiner zum Anschauen gezwungen! "Dem einen seine Eule ist dem anderen seine Nachtigall."
Das sehe ich auch so @Literaturhexle . Ich kann mit dem Kokettieren mit der Büchersucht im Grunde auch nichts anfangen. Muss ich aber auch nicht. Und stören tut es mich nicht wirklich. Ich nehme es zur Kenntnis wie die Wolken am Himmel.
 
  • Haha
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Renie

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renies-lesetagebuch.blogspot.de
Als Blogger sollte man sich immer wieder die Frage stellen, warum man bloggt. Ich gehöre zu denjenigen, die Spaß daran haben, über Bücher zu schreiben. Der schönste Moment ist immer für mich, wenn ich feststelle, dass ich andere Leser mit meiner Begeisterung für ein Buch neugierig machen kann, und wenn es nur ein einziger Leser ist. Für einen Großteil der Blogger mag dies nicht ausreichend sein. Sicher, freue ich mich, wenn die Besucherzahlen auf meinem Blog langsam aber stetig steigen. Die Besucherzahlen und damit die höhere Sichtbarkeit sind für mich jedoch ein netter Nebeneffekt. Wenn dieser Aspekt im Vordergrund stehen würde, müsste ich mich verbiegen, Aktionen ins Leben rufen, die die Besucherzahlen erhöhen. Also das, womit andere Blogger die Szene teilweise überschwemmen: Lesechallenges, Verlosungen, Bücher lesen, die mir nicht unbedingt gefallen, die aber dem Lesegeschmack der breiten Masse entsprechen. Es gibt sicher noch attraktivere Ideen. An Kreativität würde es bei mir nicht mangeln. Jedoch an der Zeit für die Umsetzung. Schließlich ist Bloggen mein Hobby, für das ich jedoch nur begrenzt Zeit habe, neben meinem "normalen" Leben. Daher bin ich zufrieden mit dem, was ich bis jetzt in 3 Jahren Bloggertätigkeit erreicht habe. Auch wenn ich fast ausschließlich Rezensionen veröffentliche. Aber das macht mir nun mal am meisten Spaß. Da ist mir auch egal, wenn buchrevier meint, dass man sich mit seinem Blog differenzieren soll. Differenzieren von wem, wenn mir doch egal ist, was andere Blogs schreiben? Ich mache mein Ding, unabhängig von Besucherzahlen.