Siebtes Kapitel

Literaturhexle

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Die Art und Weise, wie sich die Patienten ihre Zeit vertreiben, erscheinen nun langweilig und lächerlich.
Absolut! Markant das (letzte?) Treffen zwischen Castorp und Settembrini, als Letzterer sich den Kopf über die Konflikte in der Welt zerbricht und Angst vor einem Krieg hat, während Hans weiter seine Patience legt und nicht einmal zuhört. Settembrini scheint seinen Schützling aufzugeben.
 
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Literaturhexle

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Sie hätte ja jetzt die Affäre mit Hans fortsetzen oder vielmehr richtig beginnen können.
Hans ist für sie relativ reizlos. Ähnlich der Carmen in der gleichnamigen Oper verlieren Männer, die ihr verfallen sind, ihre Anziehungskraft. Ich glaube, sie nimmt ihn gar nicht für voll.
Eher könnte an Deiner zweiten Vermutung etwas dran sein, dass er nicht als bettlägeriger alter Mann in einem Sanatorium enden will.
Das würde zu diesem Mann von Format, dieser imposanten Erscheinung nicht passen. Mutig, sich so resolut ein Ende zu setzen!
Die Beschreibung des Waldes und Wasserfalls war auch sehr dramatisch: Höllenspektakel, Dauerkatastrophe aus Schaum und Geschmetter,...
Der Tod durch fingierten Schlangenbiss hat sehr viel Symbolik.
Ein besonderer Abgang für einen besonderen Mann- beides passt zueinander.
 
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Literaturhexle

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zum großen Stumpfsinn fällt mir noch die Sinnlosigkeit der Behandlungsmethoden ein: jahrelang würde Hans möglicherweise falsch behandelt. Jetzt sollen es auf einmal die Kokken sein, die irgendwie mit Eigenblut behandelt werden.
Der letzte Satz im Abschnitt: "Aug in Aug mit dem Dämon, dessen zügelloser Herrschaft für sein Gefühl EIN ENDE MIT SCHRECKEN bevorstand."
Das bezieht sich doch darauf, dass seine Zeit auf dem Zauberberg abläuft, oder?
 
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Aber mir fiel ein, dass ich genau dieses Motiv aus Thomas Manns Büchern schon kenne. 30 Jahre später nämlich wird er in "Dr Faustus" ähnlich den Teufel beschreiben, der plötzlich in der Stube sitzt und dem Komponisten Leverkühn einen Pakt anbietet.

Ich konnte mit dem Geist von Joachim gar nichts anfangen. Ich meine mit seiner Kleidung...ein Kochtopf auf dem Kopf? Das ist schräg. Interessant, dass Thomas Mann das Bild später noch mal aufgegriffen hat...wieder für etwas Überirdisches...
 

Helmut Pöll

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zum großen Stumpfsinn fällt mir noch die Sinnlosigkeit der Behandlungsmethoden ein: jahrelang würde Hans möglicherweise falsch behandelt. Jetzt sollen es auf einmal die Kokken sein, die irgendwie mit Eigenblut behandelt werden.
Begeistert von Hofrat Behrens war ich ja nie. Vielleicht muss man ihm aber einfach auch zugute halten, dass die Medizin einfach 100 Jahre zurück war, wei entfernt von den Diagnosemöglichkeiten von heute.
 
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Helmut Pöll

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Nach dem Selbstmord von Mynheer Peeperkorn beginnt die Auflösung. Streit und Unruhe machen sich breit im Berghof. Zankereien sind an der Tagesordnung. Ein Nazi und ein Jude geraten aneinander. Thomas Mann bringt die Streitereien des Tieflandes, die schließlich in der Katastrophe eines Weltkrieges enden, hoch in den Berghof.

Dass Settembrini und Naphta bis zum Duell aneinandergeraten, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Aber selbst diese beiden hochgelehrten Männer können sich scheinbar dem Sog des allgemeinen Wahnsinns nicht entziehen. Settembrini schießt absichtlich in die Luft und bringt Naphta damit in Verlegenheit, der der Fanataiker nur zu entkommen können glaubt, indem er sich selbst richtet.

Und Hans taumelt über irgendwelche Schlachtfelder. Das kam für mich zu überraschend. Wieso tut er das? Einen Lungenkranken hätte doch wohl kaum jemand zurück beordert. Wie und wann hat er diese radikale Entscheidung getroffen? Das hätte ich gerne erfahren. So kommt mir dieses Ende ein wenig zu schnell.
 
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Und Hans taumelt über irgendwelche Schlachtfelder. Das kam für mich zu überraschend. Wieso tut er das? Einen Lungenkranken hätte doch wohl kaum jemand zurück beordert. Wie und wann hat er diese radikale Entscheidung getroffen? Das hätte ich gerne erfahren. So kommt mir dieses Ende ein wenig zu schnell.

Ja, es muss sein Entschluss gewesen sein, in den Krieg zu ziehen, denn als Lungenkranker wäre er ja nicht eingezogen worden.
Ich habe das so verstanden, dass es wohl für einen jungen Mann zu der Zeit "normal" war, sich als Soldat zu melden. Es soll ja vor dem ersten Weltkrieg in Deutschland fast eine Kriegseuphorie gegeben haben. Von daher vielleicht - zu diesem Zeitpunkt - keine radikale Entscheidung.

Interessant fand ich, dass nicht mal Settembrini gegen den Krieg argumentiert hat. Er hat seinem Schützling nicht davon abgeraten, Soldat zu werden. Er selbst wollte seine Kraft noch dazu aufwenden, Italien zu überzeugen in den Krieg zu ziehen...also gegen Deutschland und Österreich? Man hat den Eindruck, damals sind alle verrückt geworden...
 

Leseglück

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Seit ich den Zauberberg gelesen habe, finde ich überall Hinweise auf dieses Werk.
Z.B. ist jetzt ein Sachbuch erschienen mit dem Titel: "Die große Gereiztheit." Der Titel bezieht sich auf die Überschrift des vorletzten Kapitels von Thomas Manns Zauberberg.
Der Autor befasst sich mit der Aufgeregtheit, die derzeit in den sozialen Medien herrscht.

Im literarischen Quartett wurde ein Roman von Monika Maron "Chaos im Kopf" besprochen. Dieser Roman bezieht sich auch auf den Zauberberg...und insbesondere auf die Gereiztheit, die auf dem Zauberberg im Vorfeld des ersten Weltkrieges herrschte...

Ich bin froh, dass wir dieses Werk gelesen haben. Es ist zeitlos und gehört offensichtlich zum Allgemeinwissen.
 

Literaturhexle

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Endlich, Endlich, habe auch ich den Zauberberg ausgelesen - bevor wir mit der neuen Runde beginnen ;)

Ich gebe zu, die letzten 100 Seiten haben sich für.mich noch einmal gezogen. Die Liebe Castorps zur Musik, die komischen Spiele, das Übernatürliche (was sollten diese abendlichen Stelldicheins, wo Gegenstände sich bewegten und Tote herbei gerufen wurden?!? Habe ich nicht verstanden)

Das Duell als Auswuchs der Streitereien , die symbolhaft für die ganze Welt stehen. Der Abschied vom Zauberberg plötzlich. Es waren ja alle zur Rückkehr ins Flachland gezwungen. Hans hatte die Bande bereits gekappt. War da der Kriegsdienst nicht das Naheliegendste?

Die letzten Seiten im Feld fand ich nochmal ganz stark formuliert! Man wünscht Hans alles Gute, obgleich seine Chancen schlecht stehen...
Die zu erzählende Geschichte ist eben beendet.

Tolles Buch. Dennoch bin ich froh, dass es zu Ende ist. War schon ein Wälzer, der nicht so leichtgängig war.
 
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