Thema "SIBIR" von Sabrina Janesch ab 2. Februar 2023

Literaturhexle

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2. April 2017
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Buchinformationen und Rezensionen zu Sibir von Sabrina Janesch
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Einige unserer Mitglieder hatten Losglück bei Vorablesen und möchten sich hier zum Buch austauschen. Sehr gern!

Bitte schreibt an den Anfang eures jeweiligen Beitrages, an welcher Stelle des Buches ihr gerade seid, um Spoiler zu vermeiden. Gern könnt ihr auch die Spoiler-Funktion nutzen (das durchgestrichene Auge), wenn ihr Angst habt, etwas Essentielles zu verraten.
Ansonsten sind wir in den kleinen LR ziemlich frei. Wenn es Gesprächsbedarf gibt, dürft ihr einfach losschreiben.

Für alle, die jetzt erst einsteigen, könnten wir die Seiten 75/149/240 als lockere Leseabschnitte begreifen - müssen wir aber nicht;)

Viel Spaß!
@GAIA @Emswashed @Barbara62 und alle, die ich nicht auf dem Radar habe :apenosee
 

Literaturhexle

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2. April 2017
19.240
49.144
49
Seite 107

Der Beginn hat mich eigentlich sofort gekascht. Die Mutter mit dem demenzkranken Vater überfordert, der auf einmal Stimmen aus der Vergangenheit hört - einer Vergangenheit, die er vergessen wollte.Tochter Leila weiß, dass er sie schon immer gehört hat. Sie will versuchen "zwei Hälften zu einem Ganzen zu fügen ".

Das Schicksal der nach Sibirien Vertriebenen Deutschen ist mir nur rudimentär bekannt. Insofern lese ich den Roman mit großem Interesse. Mir gefällt der lakonische, leicht melancholische Erzählton. Nur die Kinder scheinen Emotionen zuzulassen. Alle anderen wollen keine Schwäche zeigen, scheint mir, oder sie sind Kummer gewohnt, müssen funktionieren.
Die wärmsten Szenen beschert mir Josef, der seine Strohsterne auswirft, der sich von der Schwalbe trösten lässt, der herzzerreißend seine Mutter sucht.

Es gefällt mir, wie die Autorin die Vergangenheit des Vaters mit der eigenen verknüpft. Sie arbeitet Parallelen heraus. In der Gegenwart ist der Vater ängstlich, er braucht Fluchtwege. Die Bevölkerung in beiden Ebenen hat Vorurteile ngegenüber den Neuankömmlingen. Es herrschen tiefe Aberglauben und daraus resultierende Ängste. Die couragierte Tante Ömir-Ölim, der Sturm, die Ankunft in Nova K., die Ankunft der Spätaussiedler nach der Wende. Der geheimnisvolle Wartter: war er wirklich bei der SS? Hat er wirklich etwas Böses vor, wie die Kinder meinen?

Die Bedeutung eigener Erzeugnisse aus dem Garten - offenbar ein Kulturgut
Die polnische Mutter, die aus dem Rahmen fällt und auch Fluchtgedanken hat.

Die Deutschen dürfen sich nicht sammeln und kein Deutsch sprechen. Der kleine Josef klaubt indessen an russischen Begriffen, was er finden kann.

Lisbeth Quapp hat eine Decke gestohlen. Also gehen Flüchtlinge beileibe nicht immer gut mit ihresgleichen um.

Ich lese gerne weiter.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Ich habe das Buch ja schon beendet und deshalb wird es schwierig, dass ich nicht Dinge aufgreife, die erst später kommen.

Der Anfang hat mich sofort gepackt. Ein Vater mit beginnender Demenz, den die Dinge aus der Vergangenheit bedrängen. Wenn das Hirn nicht mehr in der Lage ist, Dinge zu filtern, Verdrängtes einfach nach oben drängt, ohne dass man es in einen Zusammenhang stellen kann.
Die Tochter, die eine gute Beziehung zum Vater zu haben scheint, versucht ihre Erinnerungen denen des Vaters gegenüberzustellen. Damit erklärt Sabrina Jahesch ihr Schreibprojekt.

Interessant ist die Geschichte dieser Deutschen, die dem Ruf Maria Theresias gefolgt sind, in Galizien angesiedelt haben. Lange Jahre lebten hier viele von ihnen in Frieden mit ihren Nachbarn. Dann kommt die große Weltgeschichte und sie verlassen ihre Heimat. Nun siedeln sie in den neu zu Deutschland gehörenden Gebieten an. Damit für sie Platz war, wurden polnische Familien ebenfalls vertrieben. Dann ändern sich wieder die Machtverhältnisse und sie werden wieder vertrieben, verschleppt in den äußersten unwirtlichem Teil der Sowjetunion. Ein Jahrhundert der Fluchtbewegungen.


Ganz stark sind die Erlebnisse im Zug und die Ankunft an ihrem neuen Domizil.Hier gelingen der Autorin eindringliche Bilder. Hat Josef zu Beginn der Reise seinen kleinen Bruder verloren, verschwindet nun die Mutter.
Lisbeth Quapp hat eine Decke gestohlen. Also gehen Flüchtlinge beileibe nicht immer gut mit ihresgleichen um.
Natürlich nicht. Zum einen sind es alles Menschen, die um ihr eigenes Überleben kämpfen, das Wenige muss man teilen mit den Neuankömmlingen. Dabei kann Solidarität entstehen, aber nicht zwangsläufig.
Sie arbeitet Parallelen heraus
Beide Kinder, sowohl Josef wie auch Leila, leben am Rand der Gesellschaft, sehen sich Misstrauen und Verdächtigungen ausgesetzt. Die Lebensumstände für Josef sind allerdings ungleich härter.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Toll, RuLeka, dass du deine Eindrüvke hier mit uns teilst, obwohl du das Buch schon beendet hast:)
Wenn das Hirn nicht mehr in der Lage ist, Dinge zu filtern, Verdrängtes einfach nach oben drängt, ohne dass man es in einen Zusammenhang stellen kann.
Das scheint mir sehr realistisch abgebildet zu sein. Ich hoffe, dass da noch mehr vom Vater und seiner gegenwärtigen Situation kommt.
Interessant ist die Geschichte dieser Deutschen, die dem Ruf Maria Theresias gefolgt sind, in Galizien angesiedelt haben.
Unbedingt. Ich habe eine gute Bekannte, die ein ähnliches Schicksal erlebt hat. Im Grunde wusste ich zuvor nichts über diese Vertreibungen und über die Lager in Sibirien.
Hat Josef zu Beginn der Reise seinen kleinen Bruder verloren, verschwindet nun die Mutter.
Schlimm, oder? Und die Mutter geht nur raus, weil sie Stimmen hört und Hilfe sucht. Diese Stimmen, diese Aberglauben haben etwas Mystisches, sie sind aber so wohldosiert, dass mich das gar nicht stört. Die Stimmen scheinen ein wiederkehrendes Motiv zu sein.
 
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Barbara62

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19. März 2020
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mit-büchern-um-die-welt.de
Seite 107

Herausragend:
- die Darstellung der historischen Hintergründe, die für Laien wie mich sehr detailliert beschrieben werden (wer kam wann von wo wohin?)
- die Verknüpfung von Vergangenheit und Gegenwart anhand von Stichworten wie
Sturm, Ankunft, Gastgebertum usw. (denn es mischen sich beide Zeitebenen in den Kapiteln)
- die transgenerationale Traumatisierung: Leila und Arnold legen Vorräte an, obwohl sie nie den Mangel erlebt haben, haben mehr Ängste als der Vater.

Zu Beginn haben mir die Rückblicke deutlich besser gefallen als die Abschnitte über die Gegenwart. Die Funktion von Herrn Tattler und der Tante Ömir-Ölim (woher hat der Vater plötzlich eine Tante?) hat sich mir nicht so recht erschlossen. Mit der Ankunft der Spätaussiedler hat sich das jetzt aber geändert. Die Szene mit Pawel hat Slapstick-Qualitäten, auch wenn es böse hätte enden können.

Die Distanz zwischen "Normalos" und Rückkehrern währte lange. Aus Erzählungen weiß ich, dass Ehen zwischen beiden Gruppen zumindest bis in die 1960er-Jahre noch kritisch gesehen wurden. Aber dass die Kinder noch in den 1980er-Jahren stigmatisiert waren? Meine Schulzeit lag hauptsächlich in den 1970er-Jahren und ich erinnere mich an einzelne Migrantenkinder, Griechen und Türken, aber dass die Kinder von Flüchtlingen und Vertriebenen als solche bekannt und vor allem stigmatisiert waren, erscheint mir seltsam. Könnt ihr euch daran erinnern? Waren diese Kinder in den Schulen zu dieser Zeit wirklich noch Randgruppen? Übrigens war ich selbst das Kind einer Vertriebenen und eines Alteingesessenen, was mir lange Zeit gar nicht bewusst war.

Was mich an solchen Büchern immer fast umhaut: 1990 habe ich bewusst erlebt, war politisch interessiert und habe doch von der Problematik der Spätaussiedler wenig verstanden.
 
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Barbara62

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19. März 2020
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Seite 107

Die Bevölkerung in beiden Ebenen hat Vorurteile ngegenüber den Neuankömmlingen. Es herrschen tiefe Aberglauben und daraus resultierende Ängste.
Ich weiß nicht, ob das Wort "Vorurteile" es trifft. Eher besteht die Angst, dass das mühsam aufgebaute eigene Standing gegenüber den "Ureinwohnern" ins Wanken gerät durch die Neuankömmlinge, dass man mit ihnen in einen Topf geworfen wird und wieder mehr Außenseiter ist.
 
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Barbara62

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Im Grunde wusste ich zuvor nichts über diese Vertreibungen und über die Lager in Sibirien.
Mir war völlig neu, dass nicht alle dort in Lagern lebten. Nowa Karlowna ist ja ein Kunststädchen aus Vertriebenen, regiert von einem russischen Dorfsowjet, aber kein Gulag. Ein gewisser Spielraum besteht für die Einwohner. Nur wer dort auffällt, kommt in einen Gulag.
 

Barbara62

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Über die Zusammenhänge zwischen den Begriffen "Sibirien" und "Kasachstan", mir bisher leider unklar, habe ich mich jetzt schlaugemacht. Falls jemand die gleiche Bildungslücke hat:

Sibirien ist eine Großlandschaft im nördlichen Asien. Es umfasst den größten Teil des asiatischen Territoriums von Russland sowie den Norden von Kasachstan.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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aber dass die Kinder von Flüchtlingen und Vertriebenen als solche bekannt und vor allem stigmatisiert waren, erscheint mir seltsam.
Es kam wahrscheinlich darauf an, wie viele es davon gab. Ich erinnere mich an eine Flüchtlingsfamilie bei uns im Dorf. Das war in den 1960er Jahren.
Wenn aber, so wie im Roman, es eine große Gruppe davon gibt, die immer noch in einer Siedlung am Rand lebt, ist das für mich vorstellbar.
die transgenerationale Traumatisierung: Leila und Arnold legen Vorräte an, obwohl sie nie den Mangel erlebt haben, haben mehr Ängste als der Vater.
Gut geschildert und absolut glaubwürdig. Ein Gefühl, dass jederzeit die Situation umkippen , man aus dem gut versorgten Umfeld herausgerissen werden kann, scheint in der Siedlung vorzuherrschen. Da sorgen sich dann auch die Kinder um die Zukunft, wollen gewappnet sein, falls das Befürchtete eintrifft. Mag sein, dass dieses Gefühl nur unbewusst da ist und das Ganze mehr als Spiel betrachtet wird.
Mein Vater war extrem sparsam, weil in seiner Familie wirklich bittere Not geherrscht hat. Und auch ich bin heute gegen jede Verschwendung, brauche vieles einfach nicht.
Eher besteht die Angst, dass das mühsam aufgebaute eigene Standing gegenüber den "Ureinwohnern" ins Wanken gerät durch die Neuankömmlinge, dass man mit ihnen in einen Topf geworfen wird und wieder mehr Außenseiter ist.
Genau. Und dazu kommt noch, wie es im Buch mal heißt, eine Art schlechtes Gewissen, weil diese Spätaussiedler erst Jahrzehnte danach ausreisen durften.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Ich habe "Sibir" gerade ausgelesen. Es gibt nicht viele Bücher, die mir feuchte Augen machen, hier war es an einigen Stellen zum Ende hin der Fall.
So ein kunstvoll verwobenes Buch! Wie die Autorin zwei unabhängige Zeitebenen miteinander in Beziehung setzt und verwebt - das empfinde ich als sehr gekonnt. Es verschafft intensive Momente.

Ich bin noch ziemlich geflasht und muß morgen nochmal alles Revue passieren lassen. Aber ich glaube, ich bin ziemlich begeistert von dem Buch!
 
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Literaturhexle

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2. April 2017
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Eine Frage, an die die fertig sind:

Leila hat die Aufgabe übernommen, den Vater ins Pflegeheim zu bringen. Sie will aber zuvor noch mit ihm "nomadisieren". Ich verstehe es so, dass sie mit ihm in eines der Verstecke übersiedeln will, denn Arnold informiert sie ja, wie lange sie dort bleiben (heizen) können. Wo will sie mit dem Vater hin? Nochmal nach Kasachstan? Habe ich etwas überlesen? Wie sehen eure Vermutungen aus?
Arnold wohnt ja bei Lüneburg, dort in der Nähe wird es kaum sein.
 

RuLeka

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30. Januar 2018
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Eine Frage, an die die fertig sind:

Leila hat die Aufgabe übernommen, den Vater ins Pflegeheim zu bringen. Sie will aber zuvor noch mit ihm "nomadisieren". Ich verstehe es so, dass sie mit ihm in eines der Verstecke übersiedeln will, denn Arnold informiert sie ja, wie lange sie dort bleiben (heizen) können. Wo will sie mit dem Vater hin? Nochmal nach Kasachstan? Habe ich etwas überlesen? Wie sehen eure Vermutungen aus?
Arnold wohnt ja bei Lüneburg, dort in der Nähe wird es kaum sein.
Also für mich fahren sie nach Kasachstan, zum alten Freund des Vaters. Pascha spricht von ein bis zwei Wochen Fahrt, Pässe haben sie auch dabei.
 
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Barbara62

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19. März 2020
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Baden-Württemberg
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Seite 216

Es ist wie verrückt, ich komme einfach kaum zum Lesen.

Im Prinzip kann ich aber fast alles wiederholen, was ich auf Seite 107 geschrieben habe:

- Die Teile über Josefs Kindheit finde ich umwerfend gut. Super finde ich, dass auch Sachabschnitte eingestreut sind, wie z.B. über die Wolgadeutschen, das Schicksal der Kasachen, mit Jahresangaben usw., man muss nicht parallel im Internet sein, um sich die Informationen zusammenzusuchen.

- Nicht alle Russen sind als Teufel beschrieben, im Gegenteil, der Lehrer und der Vorsitzende des Dorfsowjets sind sehr menschlich beschrieben.

- Sprachlich gefällt mir das Buch auch sehr gut. Ein besonders herausstechendes Beispiel: "Wenn er auf den Beinen war und umherlief, konnte er den Gedanken an die Mutter manchmal für eine Weile abschütteln. Seine Traurigkeit wanderte langsamer durch den Raum als er." (S. 120/121)

-
Womit ich nach wie vor Probleme habe, sind einerseits das immer wieder betonte Außenseitertum der Rückkehrerkinder - im Jahr 1990! - und die Geschichte um den Tartter. Leila, Arnold und 2 andere Kinder von Rückkehrern werden in der Klasse als "Grenzbereich" zwischen Normalos und Türken gebraucht. Ich bekomme das mit eigenen Erinnerungen aus den 1970er-Jahren und der Schulwelt meiner Kinder ab 1995 einfach nicht in Übereinstimmung.

Ich bin gespannt, wohin die Geschichte um den Tartter noch führt. Bisher würde ich mir wünschen, sie wäre überhaupt nicht da. Ich habe den Eindruck, dass die Autorin noch einen roten Faden einbauen wollte, was überhaupt nicht nötig ist, die Romanhandlung an sich würde vollkommen ausreichen. Aber vielleicht bekommt sie ja doch noch einen tieferen Sinn.
 

dracoma

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16. September 2022
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Also gehen Flüchtlinge beileibe nicht immer gut mit ihresgleichen um.
Nein... das erinnert mich an das Buch, das ich eben beendet habe:

Er beschreibt sehr eindringlich, wie die Situation Menschen unmenschlich werden lässt.
So wie Quapp, der die Familie bei 40 Minusgraden rauswirft.

- Die Teile über Josefs Kindheit finde ich umwerfend gut.

Ja; die gehen mir direkt ans Herz. Seine Suche nach der Mutter - und dann der Versuch, mit der eigenen Geschichte, der Familie und auch der Mutter über die deutsche Sprache in Verbindung zu bleiben.
Sabrina Janesch gelingt aber auch mit ihrem eher berichtendem Erzählen ein enormes Maß an Emotionalisierung.
und der Schulwelt meiner Kinder ab 1995 einfach nicht in Übereinstimmung.
Ich auch nicht. Ganz im Gegenteil. Russlanddeutsche Klassenkameraden (Gymnasium) unserer Kinder sind in unserem Haus ein- und ausgegangen. Ich habe nichts von Ausgrenzung gesehen und bemerkt.
 

Literaturhexle

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2. April 2017
19.240
49.144
49
Ich bekomme das mit eigenen Erinnerungen aus den 1970er-Jahren und der Schulwelt meiner Kinder ab 1995 einfach nicht in Übereinstimmung.
Ich habe da gar keine Erinnerungen, bei uns gab es keine Aussiedler aus Russland. Wahrscheinlich wird für sie aber dasselbe gelten wie für alle Migranten: das Maß der empfundenen Ausgrenzung können primär nur sie selbst feststellen. Auch wenn sie bei euch im Haus wohl gelitten waren, Barbara, sagt das ja nichts darüber aus, was sie auf der Straße oder bei anderen Leuten erfahren haben. Die Summe des Ganzen zählt...
Aber vielleicht bekommt sie ja doch noch einen tieferen Sinn.
Mit dem Tartter bin ich auch nicht ganz glücklich. Es ist der Bezug zu den Goldzähnen, zu den Nazis, der hergestellt werden soll. Dass es auch 1991 noch böse Menschen gibt, Kriegsgewinnler.
Aber er bekommt noch eine weitere Bedeutung.
 
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dracoma

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16. September 2022
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das Maß der empfundenen Ausgrenzung können primär nur sie selbst feststellen.
Da hast Du natürlich Recht.
Aber in dem Roman geht es um die Sitzordnung in der Schule, die optisch ausgrenzend wirkte und von den Kindern auch so empfunden wurde.
Ich habe hier große Hilfsbereitschaft erlebt.
Aber er bekommt noch eine weitere Bedeutung.
Du machst es spannend! Ich spekuliere Richtung Blockwart, "Ausländer raus" etc., aber ich lese/höre lieber weiter.