Mir hat auch sehr gut gefallen, dass die Leben von Hans Vollman, roger bevins und Anderen im Bardo sozusagen zu Ende gelebt wurden. Sie nahmen die Gestalten an, die sie - wären sie nicht zu früh gestorben - noch hätten annehmen können. Das ist das schöne an Literatur: hier ist alles möglich...selbst die irgendwie zu früh gestorbenen können ihr Leben weiterleben - zumindest in der Vorstellung, denn: " None of that ever was, he said,. And it never will be."
Am Ende begleitet der Geist eines Sklaven den Präsidenten aus dem Bardo. Er sitzt ganz in Lincoln drin, verschmilzt mit ihm.
Das wirkt auf mich auch wie eine politische Aussage
@Querleserin . Lincoln wird immer der Präsident bleiben, der für die Sklavenbefreiung steht (und dafür sogar ermordet wurde).
Ich hätte noch eine weitergehende Interpretation: Der Geist eines Sklaven im amerikanischen Präsidenten: könnte das nicht als Sinnbild dafür gesehen werden, dass sich zum ersten Mal ein Präsident der Schuld, die durch die Sklaverei auf Amerika lastet, angenommen hat und dass ab jetzt alle künftigen Präsidenten die noch zu lösende Rassenfrage in sich tragen sollten.
Lincoln wird in dem Roman sehr positiv dargestellt (trotz einzelner Quellen, die gegenteiliges Aussagen). Er wird als ein Mensch gezeigt, der liebt. Nicht nur seinen Sohn. Er hat auch tiefes Mitgefühl mit den Soldaten im Bürgerkrieg. Irgendwie ein Gegenbild zu Donald Trump finde ich.
Wie wirkt das im englischen Original?
Ich fand es irgendwie ganz natürlich, dass alles im past perfekt geschildert wird...die Geister erzählen von etwas das abgeschlossen ist, davon was in dieser Nacht geschehen ist (Obwohl das ja gar nicht sein kann, denn die meisten Geister sind ja danach ins Jenseits gegangen...) Eigentlich ganz interessant über die Zeitform nachzudenken.
Es stimmt schon, die ganze Geschichte bekommt so eine Patina...irgendwie wird alles noch weiter in die Vergangenheit gerückt.
So bleibt immer eine Distanz und die Figuren geben ja auch teilweise wieder, was andere sagen.
Die Figuren können "räumlich" ineinander kriechen, ihre Grenzen sind nicht so ganz klar wie bei den Lebenden. Wenn also einer erzählt, was der Andere gesagt hat, so fließt alles schön ineinander - wie bei einem Chor