Rezension Rezension (5/5*) zu Zärtliche Klagen: Roman von Yoko Ogawa.

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
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Wien
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Ein Buch wie ein Schluck Wasser

Ruriko ist Kalligrafin. Vom Ehemann betrogen verlässt sie ihr Zuhause, um in einem einsamen Ferienhaus zur Ruhe zu kommen. Dort trifft sie auf Nitta, der mit seiner Assistentin Kaoru in der Einsamkeit Cembalos baut.

„Zärtliche Klagen“ ist in meinen Augen ein zutiefst japanischer Roman. Die Figuren wirken nach außen hin gefühlsarm, die Emotionen finden sehr viel in Gedankenwelten ihren Platz. Ruriko zieht es an einen Ort, den sie mit ihrer Kindheit, mit Geborgenheit und Glück verbindet. Sie sucht die Ruhe und Stille, entflieht der sauberen, nahezu aseptischen Welt, die sie mit ihrem Mann teilte. Sie trifft auf zutiefst einsame Menschen. Nitta, der einst begnadeter Pianist war, kann vor Publikum nicht mehr spielen, dafür erschafft er nun perfekte Instrumente. Kaoru trauert um ihren Verlobten, der grausam ums Leben kam. Es entsteht eine seltsame Menage a trois, flüchtige Leidenschaft wechselt mit absoluter Melancholie. Alle drei müssen mit einer unbewältigten Vergangenheit Frieden finden Einzig die überaus dicke Wirtin verkörpert Lebensfreude und ist absolut im Hier und Jetzt. Die Sprache der Yoko Ogawas ist wunderbar, fließend wie ein Stück Seide, wie ein kalter Schluck Wasser an einem heißen Tag, leise und wehmütig wie das namensgebende Klavierstück Les Tendre Plaintes von Jean-Philippe Rameau. Anhören lohnt sich!

 
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Ein Buch wie ein Schluck Wasser


Ruriko ist Kalligrafin. Vom Ehemann betrogen verlässt sie ihr Zuhause, um in einem einsamen Ferienhaus zur Ruhe zu kommen. Dort trifft sie auf Nitta, der mit seiner Assistentin Kaoru in der Einsamkeit Cembalos baut.

„Zärtliche Klagen“ ist in meinen Augen ein zutiefst japanischer Roman. Die Figuren wirken nach außen hin gefühlsarm, die Emotionen finden sehr viel in Gedankenwelten ihren Platz. Ruriko zieht es an einen Ort, den sie mit ihrer Kindheit, mit Geborgenheit und Glück verbindet. Sie sucht die Ruhe und Stille, entflieht der sauberen, nahezu aseptischen Welt, die sie mit ihrem Mann teilte. Sie trifft auf zutiefst einsame Menschen. Nitta, der einst begnadeter Pianist war, kann vor Publikum nicht mehr spielen, dafür erschafft er nun perfekte Instrumente. Kaoru trauert um ihren Verlobten, der grausam ums Leben kam. Es entsteht eine seltsame Menage a trois, flüchtige Leidenschaft wechselt mit absoluter Melancholie. Alle drei müssen mit einer unbewältigten Vergangenheit Frieden finden Einzig die überaus dicke Wirtin verkörpert Lebensfreude und ist absolut im Hier und Jetzt. Die Sprache der Yoko Ogawas ist wunderbar, fließend wie ein Stück Seide, wie ein kalter Schluck Wasser an einem heißen Tag, leise und wehmütig wie das namensgebende Klavierstück Les Tendre Plaintes von Jean-Philippe Rameau. Anhören lohnt sich!


Klingt überaus interessant. Von Yoko Ogawa wollte ich schon lange mal was lesen. Danke für die Vorstellung!