Rezension Rezension (5/5*) zu Wunder von Raquel J. Palacio.

Momo

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10. November 2014
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Buchinformationen und Rezensionen zu Wunder von Raquel J. Palacio
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Was für ein WUNDERvolles Buch

Ein wundervolles Buch. Ein Buch mit so viel Liebe. Allen Kindern der Welt wünsche ich diese Liebe, die die Kinder dieser Familie, Olivia und August, durch die Eltern erfahren durften. Eltern mit einem demokratischen und autarken Erziehungsstil. Eine Erziehung mit Herz und Verstand ...

Zur Erinnerung gebe ich erneut den Klappentext rein:

"August ist anders. Dennoch wünscht er sich, wie alle Jungen in seinem Alter, kein Außenseiter zu sein. Weil er seit seiner Geburt so oft am Gesicht operiert werden musste, ist er noch nie auf eine richtige Schule gegangen. Aber jetzt soll er in die fünfte Klasse kommen. Er weiß, dass die meisten Kinder nicht absichtlich gemein zu ihm sind. Am liebsten würde er gar nicht auffallen. Doch nicht aufzufallen ist nicht leicht, wenn man so viel Mut und Kraft besitzt, so witzig, klug und großzügig ist - wie August."

August leidet an einer seltenen Krankheit, die sich Treacher-Collin-Syndrom nennt. Es sind mehrere Defekte in den Genen. Kurz gesagt, August kommt mit einem entstellten Gesicht auf die Welt. Die Augen befinden sich zum Beispiel auf der Wange. August musste in seinem kurzen Leben mehrere Schönheitsoperationen über sich ergehen lassen … Die Ärzte gaben dem Jungen nicht viel Hoffnung was seine Lebenserwartung im Kleinkindalter betraf. Aber August hat überlebt ...

Es ist eine große Herausforderung, August nach vier Jahren Homeschool einer öffentlichen Schule zu übergeben. Obwohl die Schule sich sehr kooperativ und tolerant zeigt, hat es August trotzdem sehr schwer mit seinen Klassenkameraden. Dort muss er sich einige bösartige Spitznamen wie z. B. Zombie anhören, und später, auf einer mehrtägigen Freizeit mit der Schule wird er von größeren Jungs verspottet und tätlich angegriffen. August wird von diesen Jungs mit Gollum verglichen und mit den Orks, Gollum und die Orks sind die hässlichen Figuren aus dem Fantasyroman Herr der Ringe. Das nimmt August psychisch sehr mit, obwohl er von seiner Familie immer zu spüren bekommen hat, dass er trotz seines Gesichtes ein wunderschönes Kind sei, denn hier zählen die inneren Werte und weniger die äußeren:
Du bist wunderschön, ganz gleich, was andere sagen, Worte können dir nichts anhaben. Du bist wunderschön in jeder Weise. Ja, Worte können dir nichts anhaben.

August hat Pech mit seiner Geburt, aber Glück mit seinen Eltern. Unabhängig davon, wie unschön Augusts Gesicht geformt ist, die Eltern lieben ihren Jungen trotzdem abgöttisch. Olivias Freund Justin zum Beispiel sehnt sich nach einem Vater wie August und Olivia ihn haben. Justin nimmt sich Olivias Vater zum Vorbild, er selbst möchte eines Tages für seine Kinder der Vater sein, den er selber nicht hatte … Daran kann man sehen, wie viel Glück August mit seinen Eltern hat. Viele Kinder, die mit Anomalien geboren werden, werden von den Eltern verstoßen … Es ist demnach nicht selbstverständlich, solche Eltern zu haben. Doch August hat nicht nur Glück mit seinen Eltern, er hat auch Glück mit seiner älteren Schwester Olivia, die für den Bruder einen Beschützerinstinkt entwickelt hat. Obwohl Olivia durch den Bruder von ihren Eltern stark zurück treten musste, lernte sie dadurch recht schnell selbständig zu werden. Aber sie leidet auch hin und wieder darunter, dass der Bruder so viel braucht und so viel bekommt.

Obwohl es schwer für August auf der Schule ist, geht er tapfer seinen Weg, denn die Welt draußen ist nicht nur schlecht. Und einige seiner Schulkameraden lernen ihn schließlich kennen ... Ein einziges Mal erlebt er eine für ihn unerträgliche Situation, sodass er gar nicht mehr in die Schule gehen wollte, und fragt seine Mutter:

>>Mom? Werde ich mir immer wegen dieser Mistkerle Sorgen machen müssen? (…) Auch wenn ich erwachsen bin, meine ich – wird das immer so sein? <<
(…)>>Es wird immer Mistkerle auf der Welt geben. (…) Aber ich glaube ganz sicher, und Daddy glaubt das auch, dass es mehr gute Menschen auf dieser Welt gibt als böse, und die guten Menschen passen aufeinander auf und kümmern sich umeinander. <<

Ein Jahr Schule hat August schließlich gepackt, als im neuen Schuljahr der Rektor in der Aula eine Rede an seine Schüler hält:

>>… aber<<, fuhr er fort, >>ich wünsche mir für euch, meine Schüler, dass das, was ihr von der Middle-School auf euren Lebensweg mitnehmen könnt, das sichere Wissen ist, dass in der Zukunft, die ihr euch selbst gestaltet, alles möglich ist. Wenn jede einzelne Person in diesem Raum es sich zur Regel machen würde, wo immer sie sich befindet, wann immer es möglich ist, zu versuchen, sich etwas freundlicher zu verhalten, als notwendig ist – würde die Welt zu einem besseren Ort werden. Und wenn ihr das tut, wenn ihr euch etwas freundlicher verhaltet als notwendig, dann wird irgendjemand irgendwo und irgendwann vielleicht in jedem Einzelnen von euch das Antlitz Gottes erkennen. <<

Da jeder Mensch von dem anderen Menschen lernen kann, unabhängig vom Alter und von der Herkunft, war auch der Rektor in der Lage von August zu lernen. August hat die Menschen in seinem Umfeld menschlicher gemacht. Durch seine Präsenz, durch sein Denken, durch sein Wirken hat er schließlich sein Umfeld positiv beeinflusst. Welch ein Verlust für die Gesellschaft, würde August weiter vor der Öffentlichkeit versteckt gehalten werden.


Mein Fazit?

Das Buch wird aus mehreren Perspektiven erzählt. August erzählt seine Sichtweise, Olivia ihre, etc. Dieser Erzählstil macht es noch zusätzlich spannend, an den Gedanken und den Gefühlen der verschiedenen Figuren teilhaben zu können. Es gibt nämlich nicht nur eine Wahrheit. Es gibt mehrere Wahrheiten und jede Wahrheit hat ihre Berechtigung ...

Ein Buch mit so viel Weisheit; ein Buch über Freundschaft, ein Buch über familiäre Liebe, ein Buch über Schwächen und Stärken und dies nicht nur auf August bezogen. Ein Buch für Groß und Klein …

Und den Schluss, der sich auf den Buchtitel bezieht, fand ich grandios ...

Und es gibt zusätzlich noch so viele wunderbare Zitate in dem Buch zu lesen ...

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Wenn du die Wahl hast, ob du recht behalten oder freundlich sein sollst,
wähle die Freundlichkeit.
(Dr. Wayne D. Dyer)

 
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