Rezension (5/5*) zu Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte: Roman von Felix Schmidt

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte: Roman von Felix Schmidt
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Sehr ergreifende Lebensgeschichte

Sehr ergreifende Lebensgeschichte

Wie mein Vater Hitler den Krieg erklärte, ist wesentlich mehr als ein Tatsachenbericht. Der Ich-Erzähler, der im hohen Alter, von Krankheit geplagt, noch einmal an den Ort seiner Kindheit reist, und sich an damals erinnert, als der zweite Weltkrieg in Deutschland tobte.

Er nimmt uns mit und teilt seine Eindrücke mit uns. Der Leser lernt einen intelligenten Jungen kennen, der so seine Probleme mit dem streitsüchtigen Vater hat. Die Großmutter, die mit im Haus lebt, nimmt sich seiner an, und macht es so erträglicher. Ein großes Problem stellt die politische Einstellung des Vaters dar, besser gesagt, die Freiheit und Hartnäckigkeit mit der er sie kundtut. In dieser Zeit versteckten die Menschen ihre wahre Gesinnung, denn es konnte ansonsten gefährlich ausgehen.
Der Ich-Erzähler möchte dazugehören, er würde gerne den Pimpfen beitreten, eine Uniform tragen, doch ihm bleibt nur, angeregt von der gläubigen Großmutter, die Ausübung als Ministrant.
Als dann ein brauner Lehrer, Namen werden größtenteils ausgelassen, den Jungen ausfragt und dieser die Ansichten des Vaters kundtut, passiert das unausweichliche, der Vater wird mitgenommen und kommt gebrochen zurück.

Im weiteren Verlauf lesen wir, wie es für den Erzähler war, als der. Vater wieder da war, was noch so geschehen ist, in den restlichen Kriegsmonaten und der Zeit danach. Mehr als einmal musste ich schlucken, da es für uns kaum vorstellbar ist, was die Menschen zu der Zeit durchmachen mussten, und wie man sieht, beschäftigt es die meisten ein ganzes Leben lang. Diese Schrecken kann man nach Kriegsende nicht einfach abschütteln.

Der Autor wurde Journalist, hat viel erreicht, doch diese Schatten sind geblieben. Schön, dass er sie mit uns teilen konnte, denn es ist nach wie vor wichtig, dass uns dies alles im Gedächtnis bleibt, damit sich diese Schrecken nicht wiederholen.


Felix Schmidt hat meiner Meinung nach ein sehr bewegendes Buch verfasst, dass hoffentlich eine große Anhängerschaft findet. Ich wünsche ihm, dass er mit dem niederschreiben eine positive Sicht auf seinen Vater verankern konnte. Mit Abstand betrachtet, war er nämlich ein kluger Mann, der leider zu stur und zu jähzornig war, aber er hat definitiv nicht alles falsch gemacht.