Rezension Rezension (5/5*) zu Werke. Frankfurter Ausgabe in sieben Bänden: 1: Dubliner von Joyce, James.

kingofmusic

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Lektüre für die Insel

Mich juckt es – in den Fingern. Den Füßen. Ich will auf Reisen gehen. Nach Irland. Nach Dublin. Auf den Spuren von James Joyce´s Plätzen und Straßen wandeln, die er in „Dubliner“ beschreibt.

Okay, in Zeiten wie diesen ist und bleibt das vorerst ein Traum, den ich mir aber definitiv bewahre – so wie ich in Prag auf Kafka´s Spuren wandeln will…

„Dubliner“ von James Joyce erzählt Geschichten (wer hätte das gedacht?). Geschichten von Menschen, die überall leben (können).
Über die Bedeutung von „Dubliner“ (erstmals 1914 erschienen) in der Literaturwissenschaft will ich mich nicht auslassen; wozu auch? Da gibt es Experten genug und die „richtige“ Meinung darüber gibt es sowieso nicht, da sich jede*r eine eigene bildet, die dann in dem Moment und für einen selbst die richtige ist *g*. Allerdings bieten die Geschichten genug Stoff, um darüber in Lesekreisen zu diskutieren.

Die „Dubliner“-Geschichten erzählen vom Tod, von der Liebe, von Verlust, von Hoffnung – eine Vielzahl an Stimmungen also; diese drücken sich auch in der Beschreibung Dublins aus. Es gibt dunkle Ecken, dreckige Gassen (oder wie Joyce am Anfang der Geschichte „Nach dem Rennen“ schreibt: „[…] durch diesen Kanal der Armut und der Untätigkeit…“ (S. 41)) ebenso wie Grünflächen, vollbesetzte Pubs (man riecht förmlich das Bier, aber auch die Gemütlichkeit eines irischen Pubs – herrlich! *g*) – all das hat mich in das Dublin (nicht nur) des Jahres 1914 zurückversetzt. Und ich bin mir sicher: je öfter man diese Geschichten liest (und dafür eignen sie sich hervorragend!) umso mehr wird man entdecken, umso mehr wird man eintauchen in die Dubliner Bevölkerung und in Joyce´s Werk.

Die Charaktere der Geschichten sind ebenso vielfältig wie die Inhalte: Jugendliche, die lieber die Schule schwänzen, als zu lernen, Jugendliche, die die erste Liebe entdecken, junge Frauen, die sich um ihr Glück bringen, in dem sie nicht mit ihrem Liebsten nach Argentinien auswandern, Trunkenbolde, Schmarotzer, überfürsorgliche Mütter – ich könnte noch ewig weitermachen, aber ich will ja keinen Roman schreiben :).

Für mich stellt „Dubliner“ eine echte Entdeckung dar und ich werde dieses Büchlein mit Sicherheit noch öfter „entdecken“ und küre es außerdem zu einer Lektüre, die ich garantiert mit auf eine einsame Insel nehmen würde.

Darum bleiben mir nur 5*.

©kingofmusic


 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Mensch, King, das muss ja was heißen: auf die Insel mitnehmen....
Wenn mir das Buch begegnet, schnappe ich zu. Diesen Zufall braucht es allerdings noch ;)
 
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kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
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Nach deiner begeisterten Rezension (und dem Inselgepäck) werde ich mir die hübsche kleine Manesse-Neuübersetzung gönnen, um die ich seit längerem herumschleiche.
LR in Irland? Wenn wir wieder hindürfen bin ich dabei...
Die wollte ich mir auch noch gönnen :D. Fein, ich freue mich auf die Leserunde :p:D.