Im Spätherbst wird in einem Lavafeld in Westisland eine Leiche entdeckt. Es handelt sich um Maríanna, eine alleinerziehende Mutter, die vor sieben Monaten spurlos verschwand und von der man annahm, dass sie Selbstmord begangen hatte. Doch Maríanna ist zweifelsfrei ermordet worden, und Kommissarin Elma und ihr Team müssen den Fall neu aufrollen. Maríannas fünfzehnjährige Tochter Hekla wohnt inzwischen bei Pflegeeltern, und scheint dort zufriedener zu sein als bei ihrer Mutter. Warum? Fünfzehn Jahre zuvor liegt eine junge Mutter auf der Entbindungsstation, verzweifelt, weil es ihr nicht gelingt eine Verbindung zu ihrer neu geborenen Tochter zu knüpfen. Der Beginn einer komplizierten und konfliktreichen Beziehung.
Für das Ermittlungsteam um Elma und Sævar wird der zunächst einfach scheinende Fall immer komplexer, je mehr sie herausfinden. Zumal immer neue Details über Maríannas Vergangenheit ans Licht kommen. Auch in ihrem zweiten Kriminalroman erweist sich Eva Björg Ægisdóttir als Meisterin psychologischer Fallstricke und falscher Fährten. Ein hochspannender Fall mit unerwarteten Wendungen, die man mit angehaltenem Atem verfolgt.Kaufen
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„Ich weiß genau, dass die Menschen auf der Straße keine Richter brauchen – sie urteilen selbst. Und ihr Urteil ist so viel unerbittlicher als das der Justiz.“ (S. 329)
Mit „Verlogen“ legt die isländische Autorin Eva Björg Ægisdottir den zweiten Teil ihrer „Mörderisches Island“-Krimireihe vor (erschienen wie auch schon Band 1 bei Kiepenheuer&Witsch in der Übersetzung von Freyja Melsted).
Diesmal begleiten die Leser:innen Ermittlerin Elma und ihren Kollegen Sævar von der Polizei Akranes auf der Suche nach dem Mörder der zunächst als vermisst gemeldeten und dann durch vermeintlichen Suizid ums Leben gekommenen Maríanna. Als ihre Leiche gefunden und untersucht wird, stellt sich schnell heraus, dass es kein Suizid war…Die Suche nach dem Mörder beginnt und zeigt dabei deutlich Schwachstellen in der Polizeiarbeit; dies wird immer wieder durch (Selbst-)Zweifel der Ermittler deutlich. Aber auch Polizist:innen sind eben nur Menschen, die sich von Fehlern nicht freisprechen können.
Während sich das Netz aus Lügen, Widersprüchen betreffend Maríanna und ihrer inzwischen bei Pflegeeltern lebenden Tochter Hekla immer weiter um die Leser:innen zusammenzieht, sorgt ein zweiter Handlungsstrang aus Sicht einer Ich-Erzählerin immer wieder für Kopfschütteln, Entsetzen, „Schütteln wollen“ zunächst für „Ach, ist ja klar, aus wessen Sicht das geschrieben ist“-Gefühle beim Leser. Aber die Autorin führt ihre Leser:innen scheinbar gerne aufs Glatteis, denn wie schon in „Verschwiegen“ gibt es im letzten Drittel des Buches diesbezüglich eine faustdicke Überraschung, die jedoch (natürlich) dafür sorgt, dass sich alle Fragezeichen in Luft auflösen und man als Leser:in entspannt und mit einem Kopfnicken den Epilog „genießen“ kann.
Neben der Krimihandlung nehmen die Leser:innen auch wieder an Elmas Privatleben teil, deren Gründe für die Rückkehr von Reykjavik nach Akranes weiter vertieft werden. Das Ende lässt den Schluss zu, dass sie ihr „privates“ Glück peu a peu zurückgewinnt – es soll ihr von Herzen gegönnt sein!
Alles in Allem hat mich auch der zweite Teil dieser Krimireihe vollends überzeugt – ich mag die gemächliche Gangart, den Blick hinter die Kulissen der Polizeiarbeit, Lokalkolorit etc. mehr als blutrünstige Thriller. Im Zusammenhang mit dem Lokalkolorit möchte ich noch auf die (Klapp-)Karte von Island hinweisen, die es den Leser:innen erlaubt, an die Orte des Geschehens zu „reisen“. Das nenne ich Service!
Und so ziehe ich 5 eiskalte und klare Sterne aus meinem Rezensionsbeutel und spreche eine absolute Leseempfehlung aus!
©kingofmusic
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