Rezension Rezension (5/5*) zu Verbrechen: Starke Stimmen. BRIGITTE Hörbuch-Edition von Ferdinand von Schirac.

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15. August 2018
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Menschliche Tragödien hinter realen Kriminalfällen


Ferdinand von Schirach gewährt in dieser Sammlung Kurzgeschichten einen interessanten Einblick in sein Berufsleben als Strafrechtler. Jede der insgesamt acht Geschichten basiert in anonymisierter Form auf wahren Begebenheiten.

Das Besondere an den Werken des Autors - so auch in diesem Fall - ist seine ihm ganz eigene Art des Schreibens: Er erzählt in ruhigem, abgeklärten Ton, in völlig klarer Sprache, prägnant, schnörkellos, ja, fast schon nüchtern. Und gerade das Fehlen jeglicher Dramatik in der Sprache, vermittelt - wie ich finde - umso mehr die Dramatik und die persönlichen Tragödien, die sich hinter jedem einzelnen Fall verbergen.

von Schirach gelingt es meisterlich aus einem nüchternen Gerichtsfall die menschliche Seite der beteiligten Personen zu skizzieren und regt seine Leser damit mehr als einmal zum Nachdenken an.
So manch ein Täter scheint lediglich selbst ein Opfer von Ereignissen und Begebenheiten zu sein und hin und wieder verspürt man doch so etwas wie Mitleid - zumindest aber Verständnis - mit ihm. Der Mann, der nach 40jähriger Ehe seine absolut tyrannische und despotische Frau umbringt, dient da wohl als absolutes Paradebeispiel.

Und ebenso menschelt es hin und wieder auch bei der Urteilsfindung und Verkündung.

Die Geschichten im einzelnen heißen:

1. Fähner
2. Das Cello
3. Glück
4. Notwehr
5. Grün
6. Der Dorn
7. Tanatas Teeschale
8. Der Äthiopier

und werden in rund 3 1/2 Stunden in einer hervorragend dazu passenden Art und Weise von Burghart Klaußner vorgelesen.

Eine Empfehlung geht natürlich an Ferdinand von Schirach Fans. Wer seinen Schreibstil mag, der sollte unbedingt auch diese Kurzgeschichtensammlung lesen, bzw. hören. Aber auch jeder andere, der sich für Kriminal- und Gerichtsfälle interessiert, sollte es unbedingt mal hiermit versuchen.


von: Alan Bennett
von: Ali Benjamin
von: Ferdinand von Schirach
 
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