Rezension (5/5*) zu Unter Tage - Resnicks letzter Fall von John Harvey

10. Dezember 2022
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There ist Power in a Union!

Gefühlt der zehnte Band um den netten Mister Resnick (migrantisch kommen die Vorfahren aus Polen), der friedlich still und leise in Nottingham vor sich hin ermittelt.

John Harvey ist fast in die Jahre gekommen, hat die 80 geknackt und zeigt den vorschussgemästeten Drehbuchautoren und Bestsellerautoren, dem jungen Gemüse noch einmal so richtig, wo der Hammer hängt.

Er wohnt iin Nottingham, eine Katze seines Rudels, welches früher seine Partnerinnen in den Wahnsinn trieb hat überlebt, verbraucht weiterhin Sauerstoff und so ganz langsam schickt sich Herr Resnick an die letzten Dinge zu ordnen.

Nein, die Füsse hoch packen, Möwen füttern, Enten vergiften ist nicht wirklich seins....

Als Rentner hat er neue freie Kapazitäten und beginnt als nunmehr "ziviler" Mitarbeiter wieder im Nottinghamer Polizeipräsidium.

Es gibt eine "Neue". Deren Elttern kommen aus Kenia, die junge Dame hat einen Uniabschluss, ist gross gertenschlank und somit gut geeignet einen verschlafenen Polizeiposten am Rande des Universums irgendwo zwischen Mid-, Low- und Highlands in Aufregung zu vesetzen....

Manchmal sind weisse Männer doch überfordert, wenn sie von einer jungen Dame Befehlen empfangen sollen, die gefühlt vierzig Jahre jünger ist, als der Rest des Rudels. Wenn man von Mittarbeitern umgeben ist, die letzten Jahre damit verbracht haben nicht von der ersten Stufe der Karrierleiter hinunter zu fallen verspricht dies "sehr spannend" zu werden.....

Wir tauchen ein in einen der zentralen grossen Konflikte der 80er Jahre in England... Jener Konflikt, in dem die Wurzeln für UKIP, National Front und die Zerschlagung emanzipatorischer Bewegungen in England gelegt wurden....

Im Hinterhof einer Zechensiedlung wird unter den Terrassenfliesen die Leiche einer seit dreissig vermissten Hausfrau gefunden. Mutter von drei Kindern, Aktivistin im Bergarbeiterstreik...

Resnick begibt sich auf eine Zeitreise. 1984 war er für Informationsbeschaffung über die Streikenden, die NUM und die Geldflüsse verantwortlich. Böse Menschen würden von Spitzeltätigkeit reden. Immer wohl hat sich dabei nicht gefühlt, aber sometimes a man hast to do, what a man hast too do.....

Harvey gelingt es ein Stück britische Zeitgeschichte zum Gegenstand ein sehr fein gestrickten Stückes Kriminalliteratur zu verweben. Es ist kein stunpfes "Who dunnit", sondern die Beschreibung einer angekündigten Katatstrophe in einem düsteren Kammerspiel, an deren Ende sich wieder bestätigt, dass die meisten Tötungsdelikte Beziehungstaten sind und die Verwandschaft und der ekannten-/Freundeskreis einer der gefährlichsten Plätze auf diesem Planeten sind.

Wer auf der Suche nach einem wirklich guten Stück britischen Kriminalhandwerks ist, in dem als Nebenstrang ein arrogantes iranisches Stück Scheisse sein Unwesen verbreitet, dem sein "Unter Tage" ans Herz gelegt und anempfohlen....

von: James Lee Burke
von: Christian v. Ditfurth
von: Carl-Johan Vallgren
 

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