Rezension (5/5*) zu Triumph der Macht: Das römische Imperium von Hadrian bis Konstantin von Micha.

Matzbach

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31. Januar 2020
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OWL
Leider konnten wir zu diesem Buch keine Daten ermitteln.
Anregend und fundiert

Generell bin ich grundsätzlich immer etwas skeptisch bei historischen Studien amerikanischer Historiker. Zu oft schon habe ich eher reißerische, aber wissenschaftlich wenig fundierte Darstellungen in den Fingern gehabt, wobei sich diese zumeist auf die Zeitgeschichte bezogen. Nun wurde von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Michael Kulikowskis "Triumph der Macht" angeboten und ich habe mir das Buch, ehrlicherweise zugegeben, auus Mangel an Alternativen zu Weihnachten schenken lassen. Doch dieses Mal wurde ich positiv überrascht. Der Historiker, der an der PennStat University lehrt, erweist sich als wissenschaftlich solide arbeitender profunder Kenner der römischen Kaiserzeit. Er beschreibt in seiner Studie den die ca 200 Jahr zwischen Kaiser Hadrian (117-131) und Constantius II (gest. 361), einen, historisch betrachtet relativ kurzen Zeitraum, in dem sich aber im römischen Imperium so einiges veränderte. Stand Hadrian, noch in der Tradition der von Augustus geschaffenen Staatsordnung, so entwickelte sich unter seinen Nachfolgern das römische Reich gravierend. Innenpolitisch wurde das Bürgerrecht letztendlich auf alle Bewohner ausgeweitet, was natürlich einen weitaus größrenen Verwaltungsaufwand und -apparat mit sich brachte. Dieser Apparat führte zur Ausbildung des neuen Ritterstandes (Fachleute aus vermögenden Familien, oft mit militärischen Anfängen), der nach und nach den Einfluss der alten Senatorenfamilien zurückdrängte. So ist es auch nicht überraschend, dass in der Transformationsphase auch Kaiser aus dieser gesellschaftlichen Schicht entstammten. Sie hatten sich als militärische Fachleute in den zahlreichen Abwehrkämpfen an den Grenzen des Reiches bewährt und wurden von ihren Armeen in gewisser Weise hochgeputscht. Um den Koloss des Riesenreichs überhaupt noch regieren zu können und um die zahlreichen Bürgerkriege zu beenden, schuf der Soldatenkaiser Diokletian die Tetrarchie, ein System mit zwei Augustie (einen für den Westen, einen für den Osten), denen jeweils ein Caesar (eine Art Juniorkaiser) zur Seite stand, wiederum mit Aufgaben an den bedrohten Grenzen versehen. Dieses System wiederum brachte dann Konstantin an die Macht, der dann das Fundament für die nächsten Jahrhunderte römisch-griechischer Geschichte bis zum Untergang Konstantinopels schuf. Nicht nur, dass er zu einer eher traditionellen Besetzung der Tetrarchie zurückkehrte (nach der Ausschaltung seiner ursprünglichen Mitkaiser ersetzte er sie durch seine Söhne), bekanntlicherweise machte er ja auch das Christentum zur Staatsreligion und leitete spätestens damit die Spätantike ein.

All diese Entwicklungen schildert Kulikowski anregend und fundiert. In gewisser Weise ist das Buch eine gute Ergänzung zu der im letzten Jahr von mir gelesenen Studie Mischa Meiers zur Völkerwanderung.