Rezension (5/5*) zu Tödlicher Irrtum - Projekt Unschuld von Patrick Burow

Circlestones Books Blog

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2018
1.430
4.535
49
72
Wienerin auf Rügen
www.circlestonesbooks.blog
Ein packener, komplexer Pageturner

„Wenn sich der Anklageverfasser über euch beschwert, habt ihr alles richtig gemacht. Schließlich ist es eure Aufgabe, den Finger in offene Wunden zu legen.“ (Zitat Seite 121)

Inhalt
Professor Falk Heckscher leitet an der Universität Hamburg ein erfolgreiches Seminar über Justizirrtümer, doch er hat ein Alkoholproblem. Daher wird das neue Institut für Justizirrtümer gegründet und Prof. Heckscher zum Direktor ernannt. Niemand rechnet damit, dass dieses Institut tatsächlich aktiv wird. Die beiden Studenten Florian Hansen und Saskia Cornelius sind auf das neue Institut neugierig, statten dem Professor einen Besuch ab und schon sind eingeteilt, Kartons von Ansuchen auf Wiederaufnahme von Verfahren zu sichten. So stoßen sie auf den Fall Jan Virchow. Jan hatte Jura studiert und war als Referendar in Hamburg tätig. Er behauptet, er habe das Geständnis am Mord der kleinen Nele erfunden, damit er weiter in der Psychiatrie bleiben konnte. Dieser Fall erfüllt alle vier von Prof. Heckscher vorgegebenen Kriterien und dazu noch ein fünftes: der Dekan macht sich wegen dieses Falles Sorgen um den Ruf der Fakultät. Damit ist klar, das ist ihr erster Fall.

Thema und Genre
In diesem Justiz-Thriller geht es um Kindesentführung, den Ablauf von Gerichtsverfahren, Ermittlungstätigkeit und unterschiedliche psychologische Aspekte.

Charaktere
Saskia ist ehrgeizig und zielorientiert. Trotz ihrer Studienerfolge ist es schwer, den Anforderungen ihres Vaters zu entsprechen. Die fehlende Liebe findet sie bei ihrem Freund Florian. Dieser nimmt das Studium eher locker, auch, weil er zusätzlich als Taxifahrer seinen Lebensunterhalt verdienen muss. Als dieser ungewöhnliche Fall sie packt und sie intensiv und hartnäckig recherchieren, ändert sich auch Florians Einstellung zum Studium.

Handlung und Schreibstil
Der Fall wird chronologisch durch die aktuellen Recherchen von Florian und Saskia geschildert. Die Informationen darüber, was damals geschah, finden sie den alten Akten. Mögliche neue Wendungen entstehen durch nochmaligen Befragungen und Gespräche von Florian und Saskia mit den beteiligten Personen. In Verbindung mit den unterschiedlichen rechtlichen Aspekten, welche die Handlung erklärend ergänzen, ergibt dies eine sehr gut aufgebaute, sehr spannende Geschichte, die nie den Bereich des Logischen, Nachvollziehbaren verlässt. Hier merkt man die Fachkompetenz des Autors. Der Humor des Autors zeigt sich in vielen Dialogen und Szenen und trägt zum Lesevergnügen bei. Charakter, Verhalten und die Beweggründe der einzelnen Figuren zeigen, dass der Autor ein sehr genauer Beobachter ist, doch auch hier mit einem Augenzwinkern.

Fazit
Ein packender, komplexer Pageturner, den man mit Interesse, Spannung und Vergnügen liest.


 

Beliebteste Beiträge in diesem Forum