Rezension (5/5*) zu Tod in Marburg: Kriminalroman von Felix Scholz

Matzbach

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31. Januar 2020
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OWL
Buchinformationen und Rezensionen zu Tod in Marburg: Kriminalroman von Felix Scholz
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Vergnüglicher Debutroman

Eduard Momberger ist unbestritten die Nummer 1 der Marburger Kriminalpolizei. Doch nun wird ihm im aktuellen Fall Philipp Zassenberg von der Mordkommission Frankfurt vor die Nase gesetzt, ein ähnliches Alpha-Männchen wie er selbst, da sind die Auseinandersetzungen vorprogrammiert.

In der Lahn wird die Leiche einer jungen Pharmazeutin gefunden, die kurz vor einem Durchbruch in der Impfstoffentwicklung stand. Da ihr Ehemann Verbindungen in die höchsten Kreise der hessischen Landespolitik hat, kommt es zu der oben beschriebenen Ausgangssituation. Ansatzpunkte haben die beiden Ermittler einige, so etwa kommt Industriespionage ins Spiel. Allerdings deutet die Tatsache, dass die Ermordete von einem Degen durchbohrt wurde, auch in Richtung der mächtigen Marburger (rechtslastigen) Burschenschaften, mit denen sich das Opfer, ein Flüchtling aus dem Iran, angelegt hatte. Und als dann auch noch die Tatsache bekannt wird, dass die Wissenschaftlerin eine lesbische Beziehung hatte, rückt auch ihr in Glaubensfragen dogmatischer Bruder in den Kreis der Verdächtigen auf. Genug Arbeit also für Momsen und Zaster (so die Spitznamen der beiden Ermittler). Dabei kommen sie sich, auch unter zuhilfenahme etlicher Gläser Bier, deutlich näher, so dass man schon fast von einer Freundschaft sprechen könnte.

"Tod in Marburg" ist der erste Roman des Autoren Felix Scholz, dem hoffentlich weitere mit dem gleichen Ermittlergespann folgen werden. Als ehemaliger Student in dieser Stadt habe ich den Roman gleich nach seiner Vorankündigung im emons-Verlag vorbestellt. Auch wenn meine Tage dort schon sehr, sehr wei zurückliegen, ist mir doch so Einiges vergegenwärtigt worden. Den Spruch "Marburg hat keine Universität, Marburg ist eine Universität" gab es auch vor vier Jahrzehnten, die Auseinandersetzungen der traditionell eher links eingestellten Studenten mit den Burschschaftlern, deren Häuser in den besten Lagen der Stadt zu finden sind, gab es ebenfalls, jährlicher Höhepunkt war das Trillerpfeifenkonzert beim Maiansingen der Burschenschaftler auf dem Rathausplatz. Was die beschriebenen Orte anbetrifft, wer einmal dort gelebt hat, wird einiges wiedererkennen, auch wenn es bisweilen verfremdet dargestellt worden ist. Aber Marburg-Kenner wissen natürlich, was mit dem Hotel "Zum Stern" und der gegenüberliegenden Kneipe "Miraculix" gemeint ist. Ledigglich bei der "Tränke" bin ich mir unsicher, die beschriebene Lage schließt die "Destille" aus, der beschriebene Raum das "Pegasus". Aber vielleicht ist da ja auch eine Lokalität aus späterer Zeit, denn diesbezüglich hat sich Marburg in den letzten Jahren dann ja doch etwas verändert (Umzug des "Quod Libet, meiner damaligen Stammkneipe, Schließung des "Slots").