Rezension Rezension (5/5*) zu Tess: Roman von Thomas Hardy.

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.311
18.966
49
48
Poetischer Klassiker

Thomas Hardy ist mir erst im letzten Jahr mit „Jude Fawley, der Unbekannte“ bekannt geworden. Doch schon mit dem Buch konnte er mich restlos begeistern. Nun war „Tess“ an der Reihe. Und auch damit – so viel sei an dieser Stelle schon verraten – hat Thomas Hardy mich fesseln und seinen Status als einer meiner Lieblingsautoren ausbauen können.

„Tess“ erzählt die Geschichte von – Tess :). Sie wächst in einem kleinen englischen (fiktiven) Ort namens Marlott als Tess Durbeyfield auf. Dann erfährt ihre Familie eines Tages, dass sie einer alten Adelsfamilie namens d´Urberville entstammt. Und hier nimmt das Schicksal in Form von zwei jungen Männern, die fortan das Leben von Tess bestimmen, seinen Lauf…

Mehr muss man zum Inhalt eigentlich nicht sagen; dass würde einen Großteil des Reizes kaputt machen, diesen Klassiker selbst in die Hand zu nehmen und zu lesen.

Viel mehr als der Inhalt zählt bei diesem Roman eigentlich die poetisch-philosophische Atmosphäre, die Thomas Hardy mit seinen Worten erschafft. Beispiele gefällig?

„Hast du gesagt, die Sterne wären auch Welten, Tess?“ „Ja.“ „Alle so wie unsere?“ „Ich weiß es nicht, aber ich glaube schon. Manchmal erscheinen sie wie Äpfel von unserem Kochapfelbaum. Die meisten davon sind prächtig und gesund – ein paar verdorben.“ „Auf welchem leben wir – auf einem prächtigen oder einem verdorbenen?“ „Auf einem Verdorbenen.“ „Das ist aber großes Pech, daß wir uns keinen gesunden ausgesucht haben, wo es doch davon so viel mehr gibt.“ (S. 40)

„[…], sondern auch viele andere Leute haben erfahren, daß die Bedeutung eines Lebens nicht von seiner äußeren Reichweite abhängt, sondern von seinen subjektiven Erfahrungen. Ein für Eindrücke empfänglicher Bauer führt ein großzügigeres, volleres, dramatischeres Leben als ein dickhäutiger König.“ (S. 220)

Die poetischen Landschaftsbeschreibungen von Thomas Hardy, die der geneigten Leserschaft das duftende Grün von Gras und Bäumen, das Plätschern eines Baches etc., nahebringen, führen dazu, dass man gar nicht umhinkommt, das Buch immer weiter zu lesen. Aber auch Themen wie Religions- und Gesellschaftskritik oder die Stellung der Frau verarbeitet Thomas Hardy zu einem bunten und vor allem gnadenlos großartigen Potpourri.

So will ich auch gar nicht weiter Worte verlieren, außer: lest diesen Klassiker! 5*

©kingofmusic


von: Joachim B. Schmidt
von: Bae Suah
von: Jonas-Philipp Dallmann
 

Die Häsin

Bekanntes Mitglied
11. Dezember 2019
4.622
16.632
49
Rhönrand bei Fulda
"Tess" gehört zu den Romanen, die ich alle paar Jahre von neuem lese. Die sehr spezielle Verstrickung der Charaktere hat es an sich, dass ich sie bei jedem neuen Lesen in neuem Licht sehe. Man kann aus solchen Büchern auch viel über sich selbst erfahren, über eigene Veränderungen und Entwicklungen, die sich auf die persönliche Art des Lesens und Bewertens auswirken.
 

kingofmusic

Bekanntes Mitglied
30. Oktober 2018
7.311
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"Tess" gehört zu den Romanen, die ich alle paar Jahre von neuem lese. Die sehr spezielle Verstrickung der Charaktere hat es an sich, dass ich sie bei jedem neuen Lesen in neuem Licht sehe. Man kann aus solchen Büchern auch viel über sich selbst erfahren, über eigene Veränderungen und Entwicklungen, die sich auf die persönliche Art des Lesens und Bewertens auswirken.
Dann hoffe ich, dass wir ihn das nächste Mal hier gemeinsam in einer Leserunde lesen ;).
 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
19.444
49.883
49
Ich habe es schon hier :)
Jetzt fehlt nur noch die Leselücke.
Tolle Rezension, die Lust auf's Buch macht. Danke, König!
 
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SuPro

Bekanntes Mitglied
28. Oktober 2019
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Baden Württemberg
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Poetischer Klassiker


Thomas Hardy ist mir erst im letzten Jahr mit „Jude Fawley, der Unbekannte“ bekannt geworden. Doch schon mit dem Buch konnte er mich restlos begeistern. Nun war „Tess“ an der Reihe. Und auch damit – so viel sei an dieser Stelle schon verraten – hat Thomas Hardy mich fesseln und seinen Status als einer meiner Lieblingsautoren ausbauen können.

„Tess“ erzählt die Geschichte von – Tess :). Sie wächst in einem kleinen englischen (fiktiven) Ort namens Marlott als Tess Durbeyfield auf. Dann erfährt ihre Familie eines Tages, dass sie einer alten Adelsfamilie namens d´Urberville entstammt. Und hier nimmt das Schicksal in Form von zwei jungen Männern, die fortan das Leben von Tess bestimmen, seinen Lauf…

Mehr muss man zum Inhalt eigentlich nicht sagen; dass würde einen Großteil des Reizes kaputt machen, diesen Klassiker selbst in die Hand zu nehmen und zu lesen.

Viel mehr als der Inhalt zählt bei diesem Roman eigentlich die poetisch-philosophische Atmosphäre, die Thomas Hardy mit seinen Worten erschafft. Beispiele gefällig?

„Hast du gesagt, die Sterne wären auch Welten, Tess?“ „Ja.“ „Alle so wie unsere?“ „Ich weiß es nicht, aber ich glaube schon. Manchmal erscheinen sie wie Äpfel von unserem Kochapfelbaum. Die meisten davon sind prächtig und gesund – ein paar verdorben.“ „Auf welchem leben wir – auf einem prächtigen oder einem verdorbenen?“ „Auf einem Verdorbenen.“ „Das ist aber großes Pech, daß wir uns keinen gesunden ausgesucht haben, wo es doch davon so viel mehr gibt.“ (S. 40)

„[…], sondern auch viele andere Leute haben erfahren, daß die Bedeutung eines Lebens nicht von seiner äußeren Reichweite abhängt, sondern von seinen subjektiven Erfahrungen. Ein für Eindrücke empfänglicher Bauer führt ein großzügigeres, volleres, dramatischeres Leben als ein dickhäutiger König.“ (S. 220)

Die poetischen Landschaftsbeschreibungen von Thomas Hardy, die der geneigten Leserschaft das duftende Grün von Gras und Bäumen, das Plätschern eines Baches etc., nahebringen, führen dazu, dass man gar nicht umhinkommt, das Buch immer weiter zu lesen. Aber auch Themen wie Religions- und Gesellschaftskritik oder die Stellung der Frau verarbeitet Thomas Hardy zu einem bunten und vor allem gnadenlos großartigen Potpourri.

So will ich auch gar nicht weiter Worte verlieren, außer: lest diesen Klassiker! 5*

©kingofmusic



von: Joachim B. Schmidt
von: Bae Suah
von: Jonas-Philipp Dallmann
... Der Roman steht schon länger in meinem Regal. Er hat mich schon damals, als ich erstmals von ihm hörte, sehr gereizt. Und jetzt habe ich noch mehr Lust darauf bekommen. Danke für Erinnerung und Rezension.
 
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MRO1975

Bekanntes Mitglied
11. August 2018
1.538
3.981
49
48
Jetzt habe ich noch mehr Lust auf das Buch. Muss gleich mal zum großen Fluss gehen und schauen, ob es vorbeigeschwommen kommt.

Danke für die schöne Rezi!