Rezension (5/5*) zu Tanz mit dem Tod. Der erste Fall für Karl Raben von Christian v. Ditfurth

Matzbach

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31. Januar 2020
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OWL
Buchinformationen und Rezensionen zu Tanz mit dem Tod. Der erste Fall für Karl Raben von Christian v. Ditfurth
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Erzwungener Pakt mit dem Teufel

Nachdem meine Tageszeitung "Tanz mit dem Tod" von Christian von Ditfurth etwas verrissen hatte, dachte ich mir, "jetzt erst recht". Denn die Begründung vfür den verriss fand ich äußerst fragwürdig. Weil mit Ernst Gennat eine historische Figur der Berliner Kripo im Roman auftaucht, wurde Ditfurth quasi unterstellt, auf der Kutscher-Welle mitschwimmen zu wollen. Doch erstens hat Ditfurth schon historische Krimis aus der Zeit des Dritten Reiches geschrieben (s. "Der Konsul"), als Kutscher noch gar nicht bekannt war, zweitens kommt man auch nicht an Gennat vorbei, wenn man sich für diese Handlungszeit und den Handlungsort Berlin entscheidet.

Zum Fall: er setzt unmittelbar vor der Machtergreifung der Nazis ein, im Winter 32/33. Ein SA-Trupp stürmt ein Lokal und bringt einen KPD-Aktivisten um. Anwsende Zeugen können einen der Täter identifizieren, was den jungen Ermittler Karl Raben ins Spiel bringt. Er deckt die Hintergründe der Tat auf, obwohl weitere Opfer, die überlebenden Zeugen aus dem Lokal, zu vermelden sind. Doch Raben verbeißt sich in den Fall und schafft es sogar, den nach Österreich geflüchteten Täter nach Deutschland zurückzuholen. Doch scheint alles umsonst gewesen zu sein, denn unmittelbar nach der Machtergreifung wird dieser aufd freien Fuß gesetzt und als Held gefeiert. Doch Rabens Hartnäckigkeit hat ihren Preis, Reinhard Heydrich, Chef des SD, wurde so auf seine Fähigkeiten als Zielfahndser aufmerksam und rekrutiert ihn für die SS. Raben, alles andere als ein überzeugter Nationalsozialist, muss sich auf diesen Pakt mit dem Teufel einlassen, denn zum einen hat er eine jüdische Freundin,die nun quasi unter dem "Schutz" von Heydrich steht, zum anderen ist er selbst ein potentielles Opfer der nachtragenden SA. Also lässt er sich auf ein mörderisches Spiel ein, als Zielfahnder soll er die letzten Reste einer KPD-Widerstandszelle aufspüren, insgeheim hofft er aber immer noch, den Täter zur Rechenschaft zu ziehen, was ihm auf eine perverse Art und Weise auch gelingt, indem er die Hinrichtungswelle nach dem sogenanntn Röhm-Putsch ausnutzt.

Der Roman, sieht man mal von der etwas unglaubwürdigen Grundlage des Eintritts Rabens in die SS ein, hat mich überzeugt und gut unterhalten, da er offensichtlich der Auftakt zu einer Reihe, die bis in die Nachkriegszeit reicht, sein soll, ist zu hofffen, dass die Nachfolger das hohe Niveau halten können.