Rezension (5/5*) zu So tun, als ob es regnet von Iris Wolff

Sassenach123

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27. Dezember 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu So tun, als ob es regnet von Iris Wolff
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Viele zarte Verknüpfungen ergeben ein großes Ganzes

Viele zarte Verknüpfungen ergeben ein großes Ganzes

Iris Wolff lässt den Leser an 4 kleinen Erzählungen teilhaben, die aufeinander aufbauen. Jede weitere handelt von der nächsten Generation des Ausgangsprotagonisten. Manchmal muss man aufmerksam sein, um die kleinen Andeutungen wahrzunehmen, dann wiederum ist es sehr offensichtlich. Doch alle Geschichten zeugen von dem großen Gespür der Autorin zwischenmenschliches wieder zu spiegeln. Sie siedelte das meiste in Siebenbürgen an, ein Schauplatz, bei dem natürlich historisches und politisches fast unumgänglich ist. Vieles ist eher melodramatisch, aber es finden sich auch mutmachende Situationen. Ein harmonischer Wechsel findet statt, dass Büchlein erdrückt nicht, ist aber auch kein Appell an Glück im Überfluss. Es schildert vielmehr wie Menschen mit ihrem Leben umgehen.

Gelitten habe ich eigentlich bei jeder der Erzählungen, zwar nicht immer gleich intensiv, kalt gelassen hat mich aber keine. Sei es bei Jacob, dem Soldaten, den der Krieg maßlos überfordert und der dann ein kurzes, aber schönes Erlebnis hat, mit Alma. Oder auch bei Henriette, die wir als besonderes Kind erleben, und deren Handlungen noch mehrmals, auch in späteren Jahren, eine wichtige Rolle spielen wird.
Vicco, bei dem man eine enorme Entwicklung miterleben kann, zeigte mir am deutlichsten wie wichtig die Wurzeln eines Menschen sind. Das, und die Liebe zu seinen Töchtern, vor allem zu Hedda, die uns in der letzten Abhandlung mit ihrem Auftritt beehrt.
Viele zarte Verknüpfungen ergeben ein großes Ganzes, der Titel meiner Rezension zu diesem Roman, trifft es in meinen Augen ganz gut. Denn wie auch im wahren Leben sind es die kleinen Dinge, die wichtig sein können. Hier, einen Blick über mehrere Epochen werfend, wird dies sehr deutlich.

Ich kenne ebenfalls von Iris Wolff den Roman " Die Unschärfe der Welt". Dort werden auch kleine Erzählungen miteinander verwoben, so dass sich die beiden Werke vom Aufbau her stark ähneln. Doch die Autorin erfindet immer wieder neue Charaktere, mit individuellen Sorgen aber auch Stärken. Sie schöpft aus einem enormen Repertoire, wirklich bewundernswert und genauso lesenswert