Rezension (5/5*) zu Schliemann und das Gold von Troja von Frank Vorpahl

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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Ein interessantes Sachbuch, spannend wie ein Abenteuerroman

„Erst aus dieser andauernden Teilnahme des Lesepublikums, das erfahren möchte, ob der Selfemademan aus Mecklenburg am Ende triumphiert oder untergeht, entsteht ein dramatischer Spannungsbogen. Und für Schliemann jene Popularität, die seinen atemberaubenden archäologischen Goldrausch im Frühjahr 1873 erst möglich macht.“ (Zitat Seite 175)

Thema und Inhalt
Am 4. Juli 1865 kommt der erfolgreiche Geschäftsmann Heinrich Schliemann, dreiundvierzig Jahre alt, nach zwanzig Monaten Weltreise nach Japan, wohin damals kaum Fremde gelangten. Die Rückreise erfolgt über New York und London, im Januar 1866 erreicht er Paris. Sein Buch über diese Reise wird in Paris verlegt, doch bleibt ein Ladenhüter. Denn 1867 beschäftigt ein völlig anderes Thema Paris: die Deutung der Ilias und die legendäre Stadt Troja, und auch Schliemann beginnt, sich mit Homer und Troja intensiv zu beschäftigen. Ein Thema, das ihn für den Rest seines Lebens nicht mehr loslassen wird. Nach mehr als einem Jahr Vorbereitung erfolgt am 9. April 1870 der erste Spatenstich in Hissarlik. Doch nicht nur die Grabungen begründeten seinen Ruhm und das öffentliche Interesse an seinen Interpretationen der Ilias und an seiner Person, sondern auch seine Berichte in insgesamt zweiundzwanzig Episoden, die er in einer Zeit verfasst, als Fortsetzungsromane in Zeitschriften sehr beliebt sind. Ob es tatsächlich die Ruinen von Troja waren, die er ausgegraben hat, bleibt ebenso ein umstrittenes, aber faszinierendes Geheimnis, wie es viele Jahre lang der Verbleib des 1945 aus Deutschland verschwundenen Goldschatzes aus Troja war, bevor bekannt wurde, dass das Gold von Troja nach Moskau gebracht worden war.

Umsetzung
Das intensive Quellenstudium, belegt durch umfassend zitierte Anmerkungen am Ende des Buches, gefolgt von einer ebenfalls umfangreichen Bibliografie, macht dieses biografische Sachbuch zu einer interessanten Lektüre auch für Lesende, dies schon viel über Schliemann und seine Suche nach Troja wissen. Der Autor schildert einerseits die Lebensgeschichte des erwachsenen Heinrich Schliemann ab dem Zeitpunkt, als auch er sich mit Homers Ilias beschäftigt und mit seiner Suche beginnt, andererseits erfahren wir auch die gegensätzlichen wissenschaftlichen Meinungen, es kommen immer wieder zustimmende und kritische Fachleute zu Wort, die über die Jahrzehnte Heinrich Schliemanns Tätigkeit, Funde und Veröffentlichungen verfolgten, teilweise mit ihm gemeinsam an den Ausgrabungen arbeiteten. Auch nach Schliemanns Tod geht die Geschichte weiter und führt direkt zum nach wie vor aktuellen Thema Beutekunst. Der Schreibstil berichtet sachlich, aber packend und lebhaft, was durch Originalzitate noch vertieft wird. Fotografien in der Buchmitte ergänzen den Text.

Fazit
Heinrich Schliemann selbst ist eine Legende, wie auch seine enthusiastische Suche nach der legendären Stadt Troja auf den Spuren Homers und seiner Helden. Dieses Sachbuch folgt seinem abenteuerlichen Leben mit Fakten, liest sich jedoch spannend wie ein Roman.


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