Rezension Rezension (5/5*) zu Schicksalssommer von Fehrenbach, Nelly.

claudi-1963

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29. November 2015
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Auch nach Verlust gibt es wieder neues Leben

<strong> "Ohne Schmerz gibt es keinen Trost – ohne Leiden keine Erlösung." (Cato)</strong>
Der Verlust ihres kleinen Sohnes durch SIDS (Plötzlichen Kindstod), hat das Leben von Regina und Rudi völlig aus der Bahn geworfen. Nach der Trennung vergräbt sich Regina am liebsten in Bücher und wohnt bei Daniel ihrem besten Freund aus Jugendzeiten. Daniel hilft ihr so gut er kann, wieder zurück ins Leben zu finden. Als eines Tages im Nachbarhaus ein Architekt mit seinem Sohn einzieht, ist Regina sofort von ihm begeistert. Doch auch Ben hat mit Verlust und Trauer zu kämpfen, den er hat seine Frau Pauline verloren. Nun muss er schauen wie er alleine mit Tim den Alltag bewältigt. Regina und Tim freunden sich recht schnell an. Den nicht nur das er wie ihr Sohn heißt und fast genauso alt ist wie ihr Sohn jetzt wäre, ihrer beider Leidenschaft sind außerdem die Bücher. Doch kann Liebe diese Verluste überwinden und was ist, wenn weitere Schicksalsschläge dazukommen?

<strong> Meine Meinung:
Das bezaubernde Cover mit den fliegenden Federn weist nicht unbedingt auf einen solchen emotionalen Roman hin, gefällt mir aber trotzdem gut für diese Geschichte. Der Schreibstil ist einfühlsam, locker, flüssig und ich bin vom ersten Moment an gefesselt. Es geht um Menschen die mit Tod, Trauer und Verlust zu kämpfen haben und wie sie mit diesen Schicksalsschlägen umgehen. Reginas Verlust hat sie von ihrem Mann getrennt, was ja recht häufig vorkommt, das Paare durch Trauer sich auseinanderleben. Ben und Tim kämpfen ebenfalls mit dem Verlust der Frau und Mutter. Sehr gut hat die Autorin die einzelnen Charaktere dargestellt, wie sie mit ihrer Trauer umgehen, welche Stolpersteine sie noch zusätzlich in den Weg gelegt bekommen und wie im Besonderen das Schicksal noch weiter zuschlägt. Kann eine Liebe zusammenführen, wenn man von Trauer so gezeichnet ist, man vielleicht noch zudem eine unschöne Vergangenheit hat? Was passiert, wenn Schwiegereltern mit dem Verlust der Tochter nicht klarkommen? Und wie verkraftet so ein kleines Herz wie Tim den Verlust der Mutter? All diese Fragen werden in diesem Buch beantwortet und noch mehr. Ein Schicksalssommer ist sicher kein einfacher Roman, gerade weil es um so traurige Themen geht, doch ich finde auch solche Geschichten gehören zum Leben. Die Charaktere sind gut durchdacht, da ist der lebensfrohe, Travestiekünstler Daniel der sich scheut seine Identität seine Familie zu sagen. Regina ist erst ein wenig zurückhaltend, distanziert und nur bei Tim taut sie auf, doch im Laufe des Buches wird sie mir immer sympathischer. Ben versucht sein bestes ein guter Vater zu sein, schießt dabei jedoch manchmal über das Ziel hinaus und überfordert seinen Sohn. Natürlich meint er es nur gut, weil er den Bücherwurm Tim einfach etwas mehr der Natur nahebringen möchte. Am meisten macht Ben der Verlust seiner Frau Pauline zu schaffen, die er sehr geliebt hat und seine Vergangenheit. Tim finde ich von Anfang an sehr aufgeweckt und sympathisch, seine Liebe zu Büchern gefällt mir sehr gut und passt auch zu dem etwas zurückhaltenden, träumerischen Jungen. Alles in allem hat mich das Buch sehr gut unterhalten und emotional berührt, sodass an manchen Stellen auch bei mir Tränen flossen. Den der Sommer meint es wirklich nicht gut mit Ben und Tim, aber das könnt ihr ja dann alles im Buch nachlesen. Von mir gibt es jedenfalls eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne für die gute Umsetzung eines solch traurigen Themas.<strong>