Rezension (5/5*) zu Schachnovelle: Penguin Edition von Stefan Zweig

ThomasWien

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19. März 2021
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Wien
Buchinformationen und Rezensionen zu Schachnovelle: Penguin Edition von Stefan Zweig
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Genie und Wahnsinn

Der Penguin Verlag hat mit einer Klassikerreihe gestartet. Neben Büchern aus dem englischen, dänischen oder russischen Sprachraum, wurde „Die Schachnovelle“ von Stefan Zweig in das Premierenprogramm mitaufgenommen.
Geschrieben wurde die Schachnovelle von Stefan Zweig als er bereits sein Heimatland Österreich verlassen hatte und sich im brasilianischen Exil befand. Erschienen ist diese Novelle kurz vor seinem Tod.
Auch wenn man gar keine Ahnung vom Schach hat, kann bzw. muss man dieses Buch einfach lesen. Obwohl das Schachspiel im Zentrum dieser Novelle steht, beeindruckt dieses Büchlein durch die Personen und durch die Schilderungen der damaligen Zeit.
Allen voran die Schilderung vom Leben in der Isolationszelle, in der das illegale Erlernen von Schachpartien den Herrn Doktor B. vor dem wahnsinnig werden bewahrte und ihm seine Gedanken rund um dieses Spiel sogar eine „Schachvergiftung“ eingebracht haben. Mir persönlich war die Isolationshaft als Foltermethode der Gestapo nicht bekannt. Dr. B musste vier Monate alleinein einem Hotelzimmer ausharren, gerade diese Zeitspanne und die Erfahrungen, die Dr. B gemacht hatte, wurden eindrucksvoll von Stefan Zweig niedergeschrieben.
Die Erzählung beginnt mit dem Start einer Schiffsreise nach Amerika, nachdem Dr. B. aus der Isolationshaft entlassen wurde. An Bord des Dampfers ein Schachweltmeister namens Mirko Czentovic. Mirko Czentovic ist aufgrund seines nicht einfachen Charakters und seines herausragenden Schachspiels zu einer prominenten Persönlichkeit geworden.
Ein Journalist, der auch gleichzeitig der Erzähler dieser Novelle ist, kann Dr. B dazu überreden eine Partie Schach gegen Czentovic zu spielen. Natürlich lässt sich der Schachweltmeister diese Partie teuer bezahlen, kostenlos würde er gegen keinen Amateur antreten. Dr. B begeistert die Reisenden mit seinem schachlichen Können, doch mit Fortdauer des Spiels holt ihn seine Vergangenheit ein. Verhalten, dass bisher in ihm geschlummert ist, tritt aus dem Schatten. Aus einem einfachen Spiel wird eine Manie.
Genie und Wahnsinn in einem dünnen Büchlein, ausgezeichnet geschrieben und jede Szene eindrucksvoll dargestellt.