Rezension Rezension (5/5*) zu Rote Kreuze von Sasha Filipenko.

nicigirl85

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6. Februar 2018
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nicigirl85.blogspot.de
Ein Kreuz für die Erinnerung...

Dieser tolle Roman wurde mir auf der letzten Buchmesse wärmstens ans Herz gelegt und nun weiß ich auch warum.

In der Geschichte geht es um Alexander, der gerade umgezogen ist und versucht ein neues Leben anzufangen. Da besucht ihn seine neunzigjährige Nachbarin Tatjana und erzählt ihm ihre Lebensgeschichte.Was verbindet die beiden und werden sie sich gegenseitig Hoffnung geben können?

Der Roman ist sehr vielfältig in seiner Gestaltung, denn wir erleben die Geschehnisse nicht nur als Erzählungen aus Sicht der beiden Hauptfiguren, sondern Protokolle, Briefe und Gedichte ergänzen das Ganze. Zunächst habe ich den Sinn der Briefe und Protokolle nicht erfassen können, aber im Verlauf der Handlung wurde dann klar, was sie verdeutlichen sollen.

Tatjana habe ich zu Beginn als etwas aufdringlich und anstrengend empfunden, eben eine typische Nachbarin, die gern einem jungen Menschen ein Ohr abkaut. Ihre Lebensgeschichte ist dann aber so spannend, dass man ihr auch als Leser sehr bald gern zuhört, schlicht weil man so viel Leid kaum begreifen kann.

Alexander war mir als Charakter auf Anhieb sympathisch, denn er begegnet seinen Mitmenschen offen gegenüber und scheint im Gegensatz zu seinem Stiefvater auch keine Vorurteile gegenüber anderen zu haben. Sein Schicksal hat mich zu Tränen gerührt und ich musste hart schlucken als ich las, was seine Beweggründe für den Neuanfang waren.

Der Roman zeigt sehr anschaulich wie heilsam zwischenmenschliche Beziehungen sein können und dass ein offenes Ohr noch keinem geschadet hat.

Des Weiteren hatte ich das Gefühl, dass man einen guten Einblick in die stalinistische Sowjetunion bekam durch die Erlebnisse von Tatjana.

Fazit: Ein Roman, der mich mitten ins Herz getroffen hat und sich wie ein richtiger Pageturner las. Gern spreche ich eine Leseempfehlung aus. Klasse!