Als auf einem Berg oberhalb der Stadt Pompeji tote Vögel gefunden werden, hat der Zuwanderer Jowna alias Josephus alias Josse eine Eingebung: Wenn da wirklich ein Vulkan grollt, wie von manchen behauptet wird, sollte man das Weite suchen. Ohne Schulbildung, Geld und Einfluss gelingt es ihm, sich an die Spitze einer Aussteigerbewegung zu setzen.
Bald fürchtet das Stadtoberhaupt Fabius Rufus, die Vulkangerüchte könnten Pompeji schaden. Erst als sich ein paar wohlhabende Bürger für die Gründung einer neuen Siedlung zu interessieren beginnen, die in sicherer Entfernung am Fenster des Meeres liegt, schaltet sich Livia ein, die mächtigste Frau der Stadt.
Allmählich wird der Aussteiger Josse zum Aufsteiger. Seine Weggefährten mit ihrer Schwäche für Fliegenpilzsud und Philosophie werden ihm zur Last, die eigenen Ideen fangen an, ihn zu stören. Doch wie wirft man Überzeugungen über Bord, ohne seine Anhängerschaft zu verprellen? Wie macht man eine Kehrtwende, ohne sich zu drehen?
Eugen Ruges ›Pompeji‹ ist eine Erfindung, die auf geschichtlicher Wahrheit beruht und zugleich durch ihre Gegenwärtigkeit verblüfft: die Geschichte einer verhängnisvollen Verblendung im Vorfeld einer Katastrophe. Eine schillernde Parabel über Verführbarkeit, Verrat und Wahn.Kaufen
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Ich war ohne Einschränkungen begeistert davon, wie Eugen Ruge seine Figuren hier in den Untergang führt. Er tut es mir Humor und einem präzisen Blick auf die Verhältnisse, die herrschen, wenn Geld und Unvernunft die Welt regieren. Die Geschichte, die in Pompeji kurz vor dem legendären Ausbruch des Vesuv spielt, könnte fade sein, denn schließlich weiß der Leser der Gegenwart, dass diese Stadt zum Zeitpunkt der Erzählung bereits dem Untergang geweiht ist. Und dennoch bin ich der Story gebannt gefolgt und habe Seite um Seite verschlungen. Schließlich wird hier sehr deutlich, was menschliche Borniertheit und Gier anzurichten vermögen. Unnötig eigentlich zu betonen, dass man das Ganze auch als Menetekel für den drohenden Kollaps des Planeten insgesamt lesen kann. Wird es zu neuen Einsichten verhelfen? Herr Ruge schüttelt im Hintergrund schweigend den Kopf, schätze ich. Er hat Recht, sagt mir mein Gefühl. In allen Punkten der Anklage.
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