Rezension Rezension (5/5*) zu Niemandsmädchen von Eva-Maria Silber

Xanaka

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12. Juli 2015
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Berlin
Buchinformationen und Rezensionen zu Niemandsmädchen: Ein Ostfriesen-Krimi von Eva-Maria Silber
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Umweltkatastrophe spannend im Krimi verpackt

Eine Umweltkatastrophe ungeahnten Ausmaßes bahnt sich im Mai 2009 im Landkreis Etzel an. Erdgas-Untergrundspeicher haben ein Leck. Es tritt Gas aus. Als die örtlichen Organe und Behörden die Dimension dieses Unglücks überblicken, wird die Evakuierung der betroffenen Orte angeordnet.
In diesem Chaos wird die Kriminalkommissarin Adams von der örtlichen Klinik informiert, dass eine ungepflegte, desorientierte Frau mittleren Alters nach der Geburt ihrer Tochter mit dieser verschwunden ist. Personalien von ihr sind nicht vorhanden. Es besteht der dringende Verdacht, dass sie ihre Tochter, als unangenehmes Geschehnis beseitigen will. Kollegen, die Adams unterstützen könnten sind auf Grund der Evakuierungsmaßnahmen nicht verfügbar. Einzig die hinzugezogene Staatsanwältin Leyla Zapatka nimmt sich des Falles an. Auch sie hegt schnell den Verdacht, dass die Kindsmutter auf Grund einer verdrängten Schwangerschaft sich des Kindes entledigen will. Ein, im wahrsten Sinne des Wortes, Wettlauf mit der Zeit beginnt.
Gerade am Anfang habe ich gedacht, was hat diese Umweltkatastrophe nun in diesem Buch verloren. Jetzt am Ende ist mir klar, nur dadurch konnte alles so geschehen, wie es geschehen ist. Im Normalfall einer Ermittlung hätten sich die Protagonisten so nie kennengelernt. Gerade die Hauptpersonen tragen in diesem Buch wesentlich zur Geschichte bei. Eva Maria Silber hat hier, in dieser Ausnahmesituation, wahrlich fast gescheiterte Existenzen zusammengebracht. Alle sind mit schier unlösbaren Problemen belastet und machen den anderen es dadurch noch schwerer mit ihnen zusammenzuarbeiten. Die Kommissarin Adams ist verbittert, mit der Situation unzufrieden und zudem befürchtet sie auch noch zu Recht, dass alle wissen, warum sie in dieses Kaff versetzt wurde. Entsprechend barsch und unnahbar geht sie mit allen Leuten um. Freundlichkeit ist ein Fremdwort für sie. Die Staatsanwältin, die gerade erfahren hat, das sie unter einer seltenen Krankheit leidet und dass ihr Verlobter sich anderweitig verliebt hat, steht ihr gegenüber. Beide haben gegenseitig extreme Vorurteile und können am Anfang überhaupt nicht miteinander umgehen. Lediglich die Sorge um das eventuell gefährdete Kind lässt sie gemeinsam agieren. Und dann tritt eine Wandlung ein. In einer akuten Notsituation öffnet sich die Staatsanwältin und erhält sogar Mitgefühl von Adams. Diese und auch die weiteren Entwicklungen haben mir besonders gut gefallen. Hier konnte ich die Entwicklung der Protagonisten besonders gut beobachten und sie wurden mir immer sympathischer.
Die Darstellung, wie die Autorin ihre Protagonisten agieren lässt, faszinierte mich sehr. Als Leser fieberte und bangte ich mit ihnen mit. Der Schreibstil ist flüssig, die Dialoge sind ansprechend – beides erleichterte das Lesen ungemein. Die Autorin schreibt in einem guten Tempo, so dass man das Buch gar nicht aus den Händen legen mag. Auch die Thematik des Buches ist immer wieder aktuell.
Von mir gibt es eine unbedingte Leseempfehlung und verdiente fünf Lesesterne. Ich hoffe, es gibt mit diesem Team weitere Bücher.


 

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