Rezension Rezension (5/5*) zu Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten von Martin Schörle.

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Buchinformationen und Rezensionen zu Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten von Martin Schörle
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Zwei interessante Theaterstücke, bereit für die Bühne

„Ihr letzter Bescheid dauerte so lange, da konnte unser Einkaufszentrum zweimal abbrennen, der Brandstifter im Knast Abitur machen und zwölf Kinderbücher schreiben.“ (Zitat Seite 27)

Nichtalltägliches aus dem Leben eines Beamten

Inhalt
Ein Arbeitstag im Leben des Hans Fredenbek, Verwaltungsbeamter in gehobener Position. Was mit Betrachtungen über den perfekten Radiergummi beginnt, endet beim ausführlichen Grübeln über das geheime Wesen Frau, insbesondere ist es seine Mitarbeiterin Karin Umlauf, die mit dem getupften Sommerkleid, die seine Phantasie anregt.

Thema
Bei diesem Einpersonenstück wird das Arbeitsleben des überzeugten Beamten Fredenbek aufgezeigt, wobei die Arbeit auch sein gesamter Lebensinhalt ist. Auch wenn die Handlung nur einen einzigen Arbeitstag umfasst, erfahren wir durch die Erinnerungen, die er mit uns teilt, alle seine Gedanken und Überlegungen, sein ganzes Leben.
Wirklich skurril und großartig geschildert sind die Szenen in seinem Urlaub, wie er es schafft, die Tage ohne seine gewohnte Arbeit mit Sinn zu füllen. Er hat auch eindeutig ein Verständnisproblem, was Frauen anbelangt und ist im Grunde ein einsamer Mensch, eine sympathische, aber tragische Figur.

Einladung zum Klassentreffen

„Manchmal legen Blumen beim Wachsen ein atemberaubendes Tempo vor.“ (Zitat Seite 104)

Inhalt
Es war eine Jugendliebe zwischen Marina und Carsten, doch sie haben einander längst aus den Augen verloren, sind ihren Weg gegangen, haben neue Partnerschaften und das Scheitern derselben erlebt. Jetzt, nach zwanzig Jahren, meldet sich Carsten bei Marina und lädt sie zum Klassentreffen ein. Marina sitzt gerade im Zug, als sie den Anruf entgegennimmt und bald geht es um weit mehr, als nur ein Abi-Treffen.

Thema
In diesem Theaterstück sind Marina und Carsten die Hauptpersonen. Indirekt ist auch Marinas geschiedener Ehemann Holger präsent, einerseits in Marinas Erinnerungen, andererseits schildert Carsten, wie er ihn zufällig getroffen hat. Dazu kommen noch Fahrgäste, die das Geschehen fallweise kommentieren. In diesem zweiten Theaterstück geht es um die Beziehung zwischen Mann und Frau, um Missverständnisse, Liebe und neue Chancen.

Fazit:
Präzise beobachtet der Autor die Menschen, den Alltag, das Leben, sozialkritisch und urkomisch. Er spielt mit der Sprache, jongliert mit Um- und Neudeutungen und macht so die Texte und Figuren lebendig. Geschrieben als Theaterstücke, enthalten die Texte daher auch sämtliche Regieanweisungen und könnten sofort auf die Bühne gebracht werden. Die Ausstattung ist betont einfach gehalten, allerdings erfordert die Rolle des Hans Fredenbek ein intensives Rollenstudium, denn der Text mit seinen rasch wechselnden Gedankengängen und Themen ist anspruchsvoll. Seine Betrachtungen über Frauen könnten meiner Meinung nach eine Überarbeitung vertragen, im Sinne von Straffung und Modernisierung. Ich wünsche dem Autor, dass eine ambitionierte Theatergruppe auf diese Stücke aufmerksam wird, die Umsetzung wäre eine spannende, interessante Aufgabe.