Rezension Rezension (5/5*) zu Morgengrauen: Storys von Selahattin Demirtaş.

ulrikerabe

Bekanntes Mitglied
14. August 2017
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Wien
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Geschichten aus der Zelle

Morgengrauen ist eine Sammlung von 12 Storys, 12 Schicksalsgeschichten geschrieben von Selahattin Demirtas aus dem türkischen Hochsicherheitsgefängnis Edirne.
Selahattin Demirtas ist türkischer Politiker, ehemaliger Co-Vorsitzender der kurdischen Halkların Demokratik Partisi. Nach jahrelanger U-Haft wurde er 2018 zu 142 Jahren Haft verurteilt. Dieses Buch wurde in der Gefängniszelle geschrieben. Gewidmet ist es „Allen misshandelten und ermordeten Frauen“.
Es sind Geschichten über Ehre, den geringen Stellenwert der Frau in der türkischen Gesellschaft, Terror, Diktatur, Polizeigewalt und politischer Willkür in einem Unrechtsstaat, den grausamen Tod im Mittelmeer, über die Schnelllebigkeit und die Endlichkeit des Lebens.
Die Geschichten sind kurz, prägnant und ausdrucksstark, machen betroffen, zornig und fassungslos. Es gehört viel Kraft dazu, dass der Autor sich in seiner Situaution dieses Aufbegehren, die Kritkfähigkeit, den beißenden Spott behalten konnte. Ungebrochen, manchmal sogar fast spitzbübisch schreibt der Autor über Mütter, Väter, Kinder seiner Heimat. Die Freiheit der Meinungsäußerung steht über allem.
Damit dieses Buch zustande kam, brauchte es viel Mut, einen großen Dank an alle Beteiligten, die dies möglich gemacht haben.


von: Kumpfmüller, Michael
von: Arnon Grünberg
von: Rebecca Fleet