Rezension Rezension (5/5*) zu Monster von Yishai Sarid.

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Gelöschtes Mitglied 2403

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Ein Blick auf das Monster, ein Blick auf das Grauen, gespickt mi

Ein Blick auf das Monster, ein Blick auf das Grauen, gespickt mit nicht einfachen Gedanken/Fragen

Yishai Sarid, ein israelischer Autor, wirft hier in seinem Roman "Monster" einen Blick auf ein Monster, einen Blick auf das Grauen. Der Ich-Erzähler des Romans, ein Historiker, studiert die Geschichte des Grauens, den Holocaust, macht Führungen durch die Gedenkstätte Yad Vashem und durch die polnischen Vernichtungslager der Nazis. Und studiert dabei auch die Menschen, studiert ihre Reaktionen. Und macht sich Gedanken dazu, stellt sich Fragen dazu. Und diese Gedanken, diese Fragen sind keine einfachen. Dieser Autor wird sich mit seiner Geschichte hier in Israel keine Freunde gemacht haben. Trotzdem sind es Gedanken, die nachvollziehbar sind und Fragen, die man sich stellen könnte. Es wird eine Geschichte in diesem Buch erzählt, aber beim Lesen beschäftigt man sich oft mit seinen eigenen Gedanken, ich habe mich ganz oft am PC wiedergefunden, habe gesucht, gefunden, gelesen. Und die Gedankenanstöße, die der Autor hier liefert, die Fragen, die er hier stellt, sind keine einfachen. aber Gedanken und Fragen entbehren leider nicht der Grundlage, sind nachvollziehbar, aber ebenso erschreckend. Es geht darum, wieso dieses Grauen überhaupt entstehen konnte, wieso dieses Grauen/dieses Monster möglich war. Und gleichzeitig geht es auch um ein anderes Monster, den Menschen. Ein Monster, der Mensch, lässt dieses andere Monster, den Holocaust, entstehen. Menschen, die fühlen und empfinden, tun anderen Menschen Unvorstellbares an. Und viele andere Menschen sehen zu, oder machen mit, ermöglichen das Ganze. Das sind definitiv Dinge, die man sich nicht vorstellen kann und ich bin sehr dankbar, später geboren zu sein und nicht mit diesen Fragen konfrontiert worden zu sein. Deswegen tue ich mich einerseits auch schwer mit der Bewertung, andererseits kann man nichts anderes als Mörder zu schreien. Aber wiederum sitzt auf meiner Schulter auch ein kleiner Teufel, der mich fragt: Was hättest Du getan?. Und hier habe ich schlussendlich keine Antwort, nur die Hoffnung auf eine. Aber die meisten wissen auf diese Frage nicht die Antwort. Solche Fragen stellt der Autor. Und genauso betrachtet er die Erinnerungskultur der Israelis mit einem recht kritischen Auge. Er wirft auch hier Fragen auf. Stellt in seinem Buch auch den Umgang der Israelis mit den Arabern in den Raum. Der Autor stellt in seinem Buch "Monster" den Menschen, als ein anderes Monster, in den Mittelpunkt, und es kommen Gedanken zu diesem Monster Mensch auf, die jedem historisch und psychologisch interessierten Menschen schon einmal gekommen sind. Ich kann nur sagen, bitte unbedingt lesen!

 

Literaturhexle

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2. April 2017
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Eine wunderbare Rezension, liebe @renee, die du uns da wieder präsentierst!
Der Ansatz des Autors ist spannend: Er stellt offensichtlich die wichtigen Fragen und lässt sein eigenes Volk dabei nicht aus. Mutig.