Rezension Rezension (5/5*) zu Lügenmeer: Roman von Susanne Kliem.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Lügenmeer: Roman von Susanne Kliem
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Lügen

Nach vielen Jahren kehrt Magnus in sein norddeutsches Heimatstädtchen Schwanbeck zurück. Er ist nicht freiwillig gegangen, genau vor 19 Jahren ist endete eine Geburtstagsparty im Desaster. Die Clique hat gefeiert, getrunken und man ist zum Schluss ins nächtliche Freibad eingedrungen. Dort stürzt Milla vom Sprungturm und starb. Besonders die Anschuldigungen von Enno wiegen schwer, auch wenn Magnus letztendlich freigesprochen wurde, seine Verurteilung stand längst fest. Seine Eltern wenden sich ab, sein Ausbildungsbetrieb kündigt ihm, ihm bleibt nichts als seine Heimat zu verlassen.

Nun also ist er wieder da und immer noch schlägt ihm die Abneigung entgegen, aber nun will Magnus sich wehren, er will wissen, was damals wirklich geschah und bringt damit eine Kette von Ereignissen ins Rollen. Die Atmosphäre ist sehr schön eingefangen, über dem malerischen sonnigen Schwanbek liegt eine düstere unheilschwangere Stimmung, gleich von Anfang an weiß ich, hier werden dramatische Ereignisse ans Licht kommen.

Der Roman ist toll aufgebaut, er springt zwischen Gegenwart und Vergangenheit und dadurch lerne ich die Protagonisten in ihrer Entwicklung sehr genau kennen. Ganz besonders interessant ist dabei Svenia, Millas Freundin und damit auch unzertrennlich mit Magnus. Aber grade sie hat Enno geheiratet, der mit seinen Anschuldigungen Magnus stigmatisierte. Fast alle von damals sind noch im Ort geblieben und auf den ersten Blick scheint das Leben seinen normalen Gang zu gehen, Annik arbeitet in der Buchhandlung ihrer Tante, die ihm damals das Leben so schwer machte und sie scheint die Einzige zu sein, die zu ihm hält. Alle anderen, seine Eltern eingeschlossen, wollen nicht an die Vergangenheit erinnert werden, im Gegenteil, Magnus‘ Auftauchen ist ihnen ein Dorn im Auge.

Wie die Autorin die feine Risse in der Fassade ihrer Figuren sichtbar macht und sie allmählich immer deutlicher zu Tage treten, wie sie Handlungen plötzlich in ganz neuem Licht erscheinen lässt und dass alles nur mit einigen wenigen Sätzen, ist ganz große Klasse. Damit wird das Buch zum echten Pageturner und man kann es wirklich nur schwer aus der Hand legen. Es ist fesselnd geschrieben und besonders die dichte und psychologische tiefe Zeichnung der Figuren haben mich fasziniert. Ich kann mir von allen ein Bild machen, sie sind richtig lebensecht.

„Lügenmeer“ kommt anfangs leise daher, aber das Buch lässt den Leser nicht mehr los.


von: Laura Maaskant
von: Elke Reichart
von: Tereza Semotamová