Von Müttern und Schwestern
Als Pia und Jakob in die Schule gerufen werden, glauben sie ihren Ohren nicht zu trauen. Ihr siebenjähriger Sohn Luca soll gegenüber einer Klassenkameradin sexuell übergriffig geworden sein. Während Jakob bedingungslos hinter Luca steht, mehren sich in Pia die Zweifel. Ist ihr Sohn wirklich so gut und lieb, wie sie es bisher glaubte? Oder steckt in ihm gar ein "kleines Monster"? Pia erinnert sich an ihre eigene Kindheit, damals, als sie und ihre Schwestern Romi und Linda eine unerschütterliche Einheit bildeten. Bis das Unsagbare geschah...
"Kleine Monster" ist der zweite Roman der österreichischen Autorin Jessica Lind, der bei Hanser Berlin erschienen ist. Lind gelingt darin ein bemerkenswert spannendes Psychogramm zweier Familien, deren Bindeglied Pia ist - einmal als Mutter, einmal als Schwester bzw. Tochter. Gerade im ersten der drei Teile enden die kurzen Kapitel oftmals mit einem Cliffhanger. Noch größer wird die Spannung dadurch, dass sich in der Regel die Gegenwarts- mit den Kindheitskapiteln Pias abwechseln und somit eine gewisse Zeit verstreicht, ehe man sich der Auflösung des vorangegangenen Spannungsknotens nähert.
Ein weiteres Plus sind die facettenreichen Figuren, die sich im Verlaufe des Romans überwiegend glaubwürdig entwickeln. Lediglich eine nicht unbeutende Szene gegen Ende des Romans wirkt hier ein wenig übertrieben. Besonders stark - auch atmosphärisch - sind die Rückblicke, die sich mit Pias Kindheit und Familienerinnerungen befassen. Lind stellt durch die Trennung von Gegenwart und Vergangenheit die zentralen Themen Mutterschaft und Schwesternschaft gegenüber. Beiden Themen nähert sich Lind behutsam und intensiviert diese im Laufe des Romans. Angenehm ist zudem, dass "Kleine Monster" trotz der Thematik der sexuellen Übergriffigkeit den klammheimlichen Voyeurismus der Leserschaft überhaupt nicht bedient. So wird die Intimität des jungen Luca gewahrt, was für zusätzliche Spannung sorgt.
Sprachlich scheint der Roman auf den ersten Blick unauffällig zu sein. Das erzählerische Präsens sorgt für eine große Unmittelbarkeit, "Kleine Monster" liest sich generell äußerst flüssig. Doch dann sind da immer wieder diese Sätze, die eine so große Wucht entfalten, dass sie die Leser:innen bewegt und ungläubig zurücklassen. "Wir drei sind eins. Drei Schwestern. Eine glückliche Familie. Bis wir es nicht mehr sind", heißt es plötzlich am Ende eines Kapitels. An einer anderen Stelle lässt Lind Pias Mutter mit Blick auf die adoptierte Romi zu Pia sagen: "Dich habe ich geboren, aber Romi habe ich mir ausgesucht. Sie ist unser Wunschkind." Eine Kränkung auf Lebenszeit, die Pia nicht mehr loslässt.
Ohnehin dreht sich das Buch weniger um "kleine Monster" als um Verletzungen und Verletzlichkeit. Um Liebe und Hass, Verfehlungen und Gewalt. Lind strickt daraus auf 250 Seiten einen intensiven Roman, der ständig mit den Erwartungen der Leserschaft spielt. Da er zudem von der ersten bis zur letzten Seite unterhaltsam ist, sollte er eine durchaus breite Leserschaft ansprechen.
Als Pia und Jakob in die Schule gerufen werden, glauben sie ihren Ohren nicht zu trauen. Ihr siebenjähriger Sohn Luca soll gegenüber einer Klassenkameradin sexuell übergriffig geworden sein. Während Jakob bedingungslos hinter Luca steht, mehren sich in Pia die Zweifel. Ist ihr Sohn wirklich so gut und lieb, wie sie es bisher glaubte? Oder steckt in ihm gar ein "kleines Monster"? Pia erinnert sich an ihre eigene Kindheit, damals, als sie und ihre Schwestern Romi und Linda eine unerschütterliche Einheit bildeten. Bis das Unsagbare geschah...
"Kleine Monster" ist der zweite Roman der österreichischen Autorin Jessica Lind, der bei Hanser Berlin erschienen ist. Lind gelingt darin ein bemerkenswert spannendes Psychogramm zweier Familien, deren Bindeglied Pia ist - einmal als Mutter, einmal als Schwester bzw. Tochter. Gerade im ersten der drei Teile enden die kurzen Kapitel oftmals mit einem Cliffhanger. Noch größer wird die Spannung dadurch, dass sich in der Regel die Gegenwarts- mit den Kindheitskapiteln Pias abwechseln und somit eine gewisse Zeit verstreicht, ehe man sich der Auflösung des vorangegangenen Spannungsknotens nähert.
Ein weiteres Plus sind die facettenreichen Figuren, die sich im Verlaufe des Romans überwiegend glaubwürdig entwickeln. Lediglich eine nicht unbeutende Szene gegen Ende des Romans wirkt hier ein wenig übertrieben. Besonders stark - auch atmosphärisch - sind die Rückblicke, die sich mit Pias Kindheit und Familienerinnerungen befassen. Lind stellt durch die Trennung von Gegenwart und Vergangenheit die zentralen Themen Mutterschaft und Schwesternschaft gegenüber. Beiden Themen nähert sich Lind behutsam und intensiviert diese im Laufe des Romans. Angenehm ist zudem, dass "Kleine Monster" trotz der Thematik der sexuellen Übergriffigkeit den klammheimlichen Voyeurismus der Leserschaft überhaupt nicht bedient. So wird die Intimität des jungen Luca gewahrt, was für zusätzliche Spannung sorgt.
Sprachlich scheint der Roman auf den ersten Blick unauffällig zu sein. Das erzählerische Präsens sorgt für eine große Unmittelbarkeit, "Kleine Monster" liest sich generell äußerst flüssig. Doch dann sind da immer wieder diese Sätze, die eine so große Wucht entfalten, dass sie die Leser:innen bewegt und ungläubig zurücklassen. "Wir drei sind eins. Drei Schwestern. Eine glückliche Familie. Bis wir es nicht mehr sind", heißt es plötzlich am Ende eines Kapitels. An einer anderen Stelle lässt Lind Pias Mutter mit Blick auf die adoptierte Romi zu Pia sagen: "Dich habe ich geboren, aber Romi habe ich mir ausgesucht. Sie ist unser Wunschkind." Eine Kränkung auf Lebenszeit, die Pia nicht mehr loslässt.
Ohnehin dreht sich das Buch weniger um "kleine Monster" als um Verletzungen und Verletzlichkeit. Um Liebe und Hass, Verfehlungen und Gewalt. Lind strickt daraus auf 250 Seiten einen intensiven Roman, der ständig mit den Erwartungen der Leserschaft spielt. Da er zudem von der ersten bis zur letzten Seite unterhaltsam ist, sollte er eine durchaus breite Leserschaft ansprechen.
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