Rezension Rezension (5/5*) zu Klara vergessen von Isabelle Autissier.

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Zu welchen Handlungen wir fähig sind

Ich bin mit diesem Meisterwerk durch und ich kann nur rufen, lest dieses Buch. Wieder eine Autorin, die ein deutlicher Gewinn für mich ist, der ich folgen werde, deren Bücher ich lesen werde. Isabelle Autissier kann wirklich wunderbar schreiben, einen riesigen Sog erzeugen, betroffen machen, Gefühle erzeugen und mit ihrer Geschichte eine Zeit wiederaufleben lassen, die ein Glück vergangen ist. Sie gestattet dem Leser eine Reise in ein fernes Land, sie bietet Einblicke in eine Diktatur und zugleich auch Einblicke in das Dunkle in uns Menschen. Lehrreich und auch ehrlich rüberkommend.

Um was geht es in "Klara vergessen"? Es ist eine Familiengeschichte. Hauptpersonen sind Juri, eion amerikanischer Ornithologe mit russischen Wurzeln, dessen im Sterben liegender Vater Rubin, der seinen Sohn Juri an sein Sterbebett nach Murmansk ruft und Rubins Mutter Klara, eine Wissenschaftlerin, die in der Stalinära verschwunden ist. Rubin möchte als letzten Wunsch von Juri erfahren, was mit seiner Mutter Klara damals passiert ist.

Und damit beginnt Isabelle Autissier in einer erzählerischen Wucht die drei Lebensgeschichten der drei Hauptpersonen vor dem geistigen Auge des Lesers auszubreiten. Jeder der drei Charaktere wird komplett ausgeleuchtet und der Leser erfährt, es gibt keinen vollkommen schlechten oder guten Menschen. Jeder von uns trägt beides in sich. Gut, dies ist jetzt nicht die vom Hocker hauende Information. Aber die Art der Zeichnung der Charaktere und auch die Zeichnung der Geschichte von Isabelle Autissier tut genau das. Sie haut den Leser vom Hocker und lässt mich über die Sprachgewalt dieser Ausnahmeautorin staunen und lässt mich vollkommen begeistert zurück. Jeder der Charaktere wird greifbar und gewinnt einen Platz in mir beim Lesen, aber der mich begeisterndste Charakter ist der, der Klara. Einfach nur wunderbar!

Dieser Blick auf die Stalinzeit zeigt wie menschenverachtend und menschenverschlingend dieses System war und wenn ich mir überlege, dass ich einmal in einem Land gelebt habe, dessen großer Bruder die Sowjetunion war, wird mir jetzt noch schlecht und ich bin sehr froh, dass die Geschichte ihren Lauf genommen hat und ein Kelch vorbei gegangen ist!

Was mich ebenso begeistert hat, sind die Einblicke in die Welt der Nenzen und der Blick auf die umgebende Natur. Wunderschön und magisch!

Ein 5 Sterne Kandidat! Love it!