Rezension Rezension (5/5*) zu Kein Wunder: Roman von Frank Goosen.

Matzbach

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31. Januar 2020
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OWL
Weckt nostalgische Erinnerungen

Förster, dessen Vorname nicht genannt werden soll, weil er sich dadurch an seine Kindheit erinnert fühlt (und weshalb ich hier auch darauf verzichte), ist dem Leser bereits durch "Förster, mein Förster" bekannt. Doch anders als in dem Roman, der einen Bestager beschreibt, geht es in "Kein Wunder" um den jungen Förster, der als Bochumer Geschichts- und Germanistikstudent gemeinsam mit seinem Jugendfreund Brocki den dritten im Bunde, Fränge, im Berlin des Wendejahres besucht. Letzterer verbreitet die Mär, er sei vor dem Wehrdienst nach Berlin geflohen, damals in der Tat eine viel genutzte Möglichkeit. Tatsächlich ist er jedoch ausgemustert worden und genießt das Boheme-Leben in der damaligen Frontstadt. Doch das ist nicht die einzige Lebenslüge, in die Fränge sich verstrickt. Die Teilung der Stadt bietet ihm die Chance, zwei Liebschaften gleichzeitig zu pflegen, Martha im Westen, Rosa im Osten. Selbstverständlich wissen die beiden nichts voneinander. Anlässlich des Besuchs werden Förster und Brocki in diese Liebeswirren hineingezogen, was zusätzlich dadurch verkompliziert wird, dass sich Förster ebenfalls in Rosa verliebt. Als dann die Mauer fällt und Freizügigkeit in beide Richtungen herrscht, eskaliert die Situation.

Neben der unterhaltsamen Handlung gefällt mir vor allem, wie es Frank Goosen gelungen ist, die Stimmung in beiden Teilen Berlins einzufangen. Vor allem die Beschreibung der WG- und Kneipenszene Westberlins weckt Erinnerungen an die damalige Frontstadt Berlin, ein Flair, das ich heute vermisse.

von: David Sedaris
von: Jürgen von der Lippe
von: Frank Goosen
 
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