Er ist der selbsternannte Sheriff von Raufarhöfn. Er hat alles im Griff. Kein Grund zur Sorge. Tag für Tag wandert er über die weiten Ebene um das beinahe ausgestorbene Dorf, jagt Polarfüchse und legt Haiköder im Meer aus, um den Fang zu Gammelhai zu verarbeiten. Doch in Kalmanns Kopf laufen die Räder manchmal rückwärts. Als er eines Winters eine Blutlache im Schnee entdeckt, überrollen ihn die Ereignisse. Mit seiner naiven Weisheit und dem Mut des reinen Herzens wendet er alles zum Guten. Kein Grund zur Sorge.Kaufen
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Kalmann, alles andere als ein Dorftrottel
Joachim B. Schmidt hat mit seinem Roman Kalmann einen ganz besonderen Charakter geschaffen.
Kalmann wohnt im isländischen Raufarhövn, ein nur wenige Einwohner großes Dörfchen. Kalmann ist erwachsen, dennoch fungiert seine Mutter als Betreuerin, da er ein paar Probleme hat. Er hat auf einigen Gebieten einen großen Wissenschatz, allerdings beschränken diese sich auf das lesen von Landkarten, alles was mit Tieren zusammenhängt und der Herstellung von Gammelfleisch. Eine isländische Spezialität, dessen Herstellung er von seinem Großvater gelernt hat. In anderen Dingen braucht er Hilfe und ist manchmal sehr naiv. Hat er Stress kann es auch mal zu seltenen aber gewaltsamen Ausbrüchen kommen. Trotz allem trägt er sein Herz am rechten Fleck und ist ein hilfsbereiter junger Mann.
Mittlerweile wohnt er allein in dem kleinen Häuschen, da sein Großvater im Heim ist, und die Mutter woanders hingezogen ist, aber regelmäßig zu ihm fährt um zu helfen.
Sein Großvater war es auch, der Kalmann immer schon so akzeptiert hat wie er ist. Kalmanns Mutter dachte damals über ein Heim nach, doch dank des Großvaters konnte er in Raufarhövn bleiben. Die anderen Einwohner nehmen Rücksicht, sind an seine Eigenarten gewöhnt. Niemand stört sich daran, wenn er mit Cowboyhut, Sheriffstern und der Mauser seines Vaters, den er nur einmal kurz gesehen hat, ausstaffiert herumläuft und den Sheriff gibt.
Das besondere des Romans ist, dass uns Kalmann alles aus seiner Sicht erzählt. Sein einfach gestrickter Erzählstil passt gut zu diesem Charakter, dennoch wundert man sich, was manchmal für Dinge geschehen in diesem kleinen Fleckchen. Auf der Jagd nach einem Polarfuchs entdeckt Kalmann nämlich eine Blutlache. Da der Besitzer des einzigen Hotels vermisst wird, liegt der Verdacht nahe, dass ihm etwas schreckliches zugestoßen ist. Die Polizei ermittelt, eine gewagte Eisbärtheorie wird aufgestellt, das beschauliche Leben von allen wird auf den Kopf gestellt.
Eine Verstrickung, der Kalmann allerdings nicht hilflos ausgeliefert ist wie man vermuten könnte, nein, er fühlt sich sogar berufen alles zu richten.
Kalmann ist ein Roman, der mich wirklich gepackt hat. Die Art und Weise wie der Leser von diesem Charakter gefangen genommen wird ist einzigartig. Die Kriminalgeschichte die sich auftut spült sich eher im Hintergrund ab. Das Ende hat mich dann umgehauen, da ich mit dieser Enthüllung im Leben nicht gerechnet hätte. Ein stimmiges Ende, und leider auch das Ende der Geschichte des Sheriffs von Raufarhövn. Ich werde ihn vermissen, und hoffen, dass Joachim B. Schmidt vielleicht bald mal wieder einen Fall ersinnt, der Kalmanns Unterstützung bedarf.
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