Rezension (5/5*) zu In dieser Minute: Roman von Steffen Georg Beitz

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
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Liebe und Hass

Ein absoluter Zufallstreffer! Auf dieses Buch bin ich aufmerksam gemacht worden. Und ich bin sehr froh darüber! Denn von diesem Buch hätte ich sicher selbst nichts gehört.

Ein Teil des Buches dreht sich um eine Liebesgeschichte. Aber dieses Buch ist noch so viel mehr. Diese Liebesgeschichte betrifft den deutschen Gärtner Dirk Marks und den iranischen Studenten Rahim Mirdamadi. Über den Weg laufen sich die beiden Männer in einem Düsseldorfer Club und es knistert zwischen ihnen. Beide sind fasziniert voneinander. Und dies ist wunderschön in Worte gefasst von dem Autor Steffen Georg Beitz. Denn auch ich als Leserin werde von der Schreibe erfasst und bin tief berührt. Denn hier kommt noch mehr zusammen. Ist schon eine heterosexuelle Beziehung oft von vielen Faktoren abhängig und manchmal schwierig zu leben, so trifft dies auf die homosexuelle Beziehung noch viel mehr zu, auch in unseren europäischen Landen. Denn Gegner dieser Liebe gibt es überall, gerade momentan formiert sich wieder reaktionäres Gedankengut in Europa und versucht Neuerungen zu unterminieren/zu negieren. Ein freies Ausleben der homosexuellen Liebe ist oft schwierig, weil es auch weiterhin Ressentiments gibt. Ein dickes Fell ist hier recht wichtig. Hier in diesem Buch prallen in den beiden Akteuren Dirk und Rahim Welten aufeinander. Sehr weit voneinander entfernte Welten. Denn nicht nur die Wochenendbeziehung des Düsseldorfers Dirk und des in Paris lebenden Exil-Iraners Rahim zeigt diese Entfernung. Auch die soziale Herkunft birgt Fallstricke. Und auch kulturelle Anschauungen zeigen ein Gefahrenpotenzial. Gerade dieser Unterschied in den Weltanschauungen der westeuropäischen Gebiete und des iranischen Staates/der iranischislamischen Welt wird in "In dieser Minute" thematisiert. Aber die negativen Seiten des Menschen werden nicht nur in der Beschreibung dieser Liebe und ihrer Hindernisse erfahrbar. Der Autor zeigt anhand von vielen Menschen und ihren Schicksalen die dunklen Seiten des Homo Sapiens. Dieses Buch zeigt Wichtigkeiten von einigen Exemplaren unserer Art, die absolut unwichtig sind. Exemplare unserer Art, die zeigen, dass dieser Homo Sapiens Wichtiges als unwichtig erklärt und dass dies in vielen monotheistischen Weltanschauungen passiert. Monotheismus, der vergisst, dass alle Prinzipien in unseren Kulturen gleichgestellt gesehen werden sollten, das männliche Prinzip und auch das weibliche Prinzip. Ebenso wie auch die hetero- und homosexuelle Liebe gleichwertig sind. Und auch andere Glaubens- und Lebensformen akzeptiert und toleriert werden müssen. Denn unsere Menschlichkeit gebietet das eigentlich den Menschen. Nur haben wir das irgendwie vergessen. Genau wie wir auch manchmal vergessen sozialer zu denken. Denn Gesellschaften basieren auf einem Miteinander und nicht auf dem Herrschen und Mammon scheffeln! Und dieses Buch weist die Leserschaft darauf hin. Gut gemacht! Und ein Buch, welches noch viele Leser braucht! Love it! ❤

Ebenso erwähnenswert ist der Lesesog, den der Autor Steffen Georg Beitz hier erschafft. Nicht nur in der Beziehung der beiden Akteure, auch in der Arbeit des Gärtners und Landschaftsgestalters Dirk und in seinem Umgang mit den Auftraggebern ist dieser Lesesog fühl- und spürbar. Hätte ich in meiner Lesezeit mehr freie Zeit gehabt, wäre dies ein Buch für einen Tag gewesen. Aber "In dieser Minute" ist ein Buch, welches bei mir bleiben wird. Und es ist ein Buch, welches auf solch einen Buchtag warten wird. Denn ich werde es noch einmal lesen. Irgendwann einmal. Und dann werde ich diese Geschichte noch einmal genießen, mit einem Glas Rotwein in der Hand. Ich freue mich jetzt schon darauf! Danke Steffen Georg Beitz!