Rezension Rezension (5/5*) zu Im Augenblick des Todes: Thriller von Vincent Kliesch.

parden

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13. April 2014
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7.736
49
Niederrhein
www.litterae-artesque.blogspot.de
Was - Ist - Da - Los?!


Bei seinem zweiten Fall genießt Kommissar Severin Boesherz zunächst seinen freien Tag bei einem Spaziergang am Berliner Schlachtensee. Gerade als er auf einer Bank in der Sonne seine Zeitung liest, tritt ein Unbekannter an ihn heran und lädt ihn zu einem Ausflug ein. Boesherz ahnt, dass hinter dem adretten Auftreten des Fremden mehr steckt und lässt sich wider alle Vernunft auf eine Fahrt in einer Limousine der gehobenen Klasse ein. Als der Kommissar das Haus am Ziel der Reise betritt, erwartet ihn ein schockierender Anblick: Dr. Friedemann Praetorius sitzt ausgeweidet und skalpiert an seinem Schreibtisch, dem Arzt gegenüber ein Skelett, ausgestattet mit dessen Haaren und Organen. Doch nicht der Anblick selbst ist es, der Boesherz zusammenfahren lässt, sondern die Tatsache, dass er diesen Anblick bereits kennt. Sechzehn Jahre zuvor gab es im Rheingau bereits eine Mordserie, die genauso begann - der einzige Fall, den der geniale Kommissar nie aufklären konnte...

Als Dezernatsleiterin Daniela Castella erfährt, dass bei dem aktuellen Fall Spuren in die Vergangenheit des Kommissars führen, erwägt sie zunächst, Boesherz ganz aus den Ermittlungen herauszuhalten. Doch die Umstände zeigen rasch, dass genau er es ist, der mit seinem scharfen analytischen Verstand die Rätsel lösen und überhaupt erst erkennen kann. Der Mörder spielt ein böses Spiel mit ihm, ein Mord nach dem anderen wird entdeckt, und Boesherz gerät zunehmend selbst in den Fokus der Ermittlungen. Als sein früherer Vorgesetzter Hauptkommissar Rupert Schirlo zu dem Fall hinzugezogen wird, spitzt sich die Lage noch weiter zu...

Hui, was für ein Thriller!! Ich lese wirklich viele Bücher dieses Genres, aber Reaktionen wie 'Was ist hier eigentlich los?!' und 'Nein, bitte nicht!!' sowie 'Das kann doch gar nicht sein!!' locken die wenigsten noch bei mir hervor. Was kann ich sagen, ohne zu viel zu verraten? In jedem Fall so viel: bis kurz vor dem Ende wusste ich einfach überzaupt nicht mehr, was ich glauben sollte. Und so geht es auch den Kollegen von Severin Boesherz, die zunehmend nicht mehr wissen, wie sie sich verhalten sollen und was zum Teufel eigentlich hinter dem ganzen steckt. Denn eines ist mal klar: der hochbegabte Kommissar spielt alles andere als mit offenen Karten.

Hach, ich liebe einfach die Thriller von Vincent Kliesch - aber mit diesem hat er in meinen Augen alles bisher dagewesene übertroffen. Gut und böse, richtig und falsch, glauben und misstrauen, alles verschwimmt und Unsicherheit macht sich breit. Immer weniger war ich bereit, das Buch noch zur Seite zu legen, denn ich musste doch einfach hinter des Rätsels Lösung kommen. Tief sind die aktuellen Morde mit der Vergangenheit Severins verknüpft, und nach und nach entfaltet sich vor des Lesers Augen ein zunehmend plastisches Bild des Ermittlers. War nach dem ersten Band im Grunde nur bekannt, dass der stattliche Hauptkommissar stets adrett und stilvoll gekleidet ist, gutes Essen und exzellenten Wein liebt und sich am ehesten bei einer Opernarie entspannt sowie durch seinen analytischen Verstand und seine teilweise zynischen Bemerkungen teilweise auch recht arrogant erscheint, wird einem hier ein zunehmender Blick hinter die Fassade gewährt.

Ein flüssiger Schreibstil, spannende Wendungen, kurz gehaltene Kapitel - all dies treibt den Leser noch zusätzlich durch das Buch. Einer der besten Thriller, die ich in diesem Jahr gelesen habe. Unglaublich spannend und geschickt konzipiert, ein perfides Spiel mit den Nerven des Lesers, richtig klasse.

Für alle Thrillerfans eine unbedingte Empfehlung!


© Parden