Was passiert, wenn man durch einen gesundheitlichen Einbruch auf einen Schlag aus dem prallen Leben gerissen wird? Kann das Erzählen von Geschichten zur Rettung beitragen? Und kann Komik heilen? Nachdem der Erzähler Joachim Meyerhoff aus so unterschiedlichen Lebenswelten berichtet hat wie einem Schüleraustausch in Laramie, Amerika, dem Aufwachsen auf einem Psychiatriegelände, der Schauspielschule und den liebesverwirrten Jahren in der Provinz, gerät der inzwischen Fünfzigjährige in ein Drama unerwarteter Art. Er wird als Notfall auf eine Intensivstation eingeliefert. Er, der sich immer durch körperliche Verausgabung zum Glühen brachte, die »blonde Bombe«, für die Selbstdetonationen ein Lebenselixier waren, liegt jählings an Apparaturen angeschlossen in einem Krankenhausbett in der Wiener Peripherie. Doch so existenziell die Situation auch sein mag, sie ist zugleich auch voller absurder Begebenheiten und Begegnungen. Der Krankenhausaufenthalt wird zu einer Zeit voller Geschichten und zu einer Zeit mit den Menschen, die dem Erzähler am nächsten stehen. Er begegnet außerdem so bedauernswerten wie gewöhnungsbedürftigen Mitpatienten, einer beeindruckenden Neurologin und sogar wilden Hamstern. Als er das Krankenhaus wieder verlassen kann, ist nichts mehr, wie es einmal war. Joachim Meyerhoff zieht alle literarischen Register und erzählt mit unvergleichlicher Tragikomik gegen die Unwägbarkeiten der Existenz an.Kaufen
Kaufen >
Wenn man schon das ein oder andere Buch des Autors gelesen hat, fühlt sich dieses hier ein bisschen an wie Nachhausekommen. Man klappt es auf und ist direkt wieder drin. Da ist er wieder, dieser unnachahmliche Erzählton und auch diese Welt, in die man schon einmal hineinblicken durfte, die zufällig das ereignisreiche Leben des Autors und somit speziell und sehr persönlich ist.
Diesmal wird es sogar erschütternd persönlich. Joachim Meyerhoff erzählt, wie er mit 51 Jahren einen Schlaganfall bekam, ihn er- und überlebte. - Es kann noch nicht sehr lange her sein. Alles Gute!
Das ist eine einschneidende Erfahrung, plötzlich, ohne Vorwarnung, wird man mitten aus dem Leben gerissen und ist eigentlich zu jung und zu gesund, um je diese Möglichkeit in Betracht gezogen zu haben. So eine Situation bringt einen zum Nachdenken und jemand wie Herr Meyerhoff macht das gründlich. Neben dem tragikomischen Bericht über seine Zeit im Krankenhaus, erinnert er sich an viele Episoden aus seinem Leben, teils um sein angeschlagenes Gehirn zu trainieren, teils aber auch um sich zu besinnen, was wirklich wichtig ist. Er erzählt liebevoll von seiner Familie und schließt nebenher auch ein klein wenig diese entsetzliche Lücke von etwa 30 Jahren seines Lebens, die wir verpasst haben.
Offen, schonungslos ehrlich, mit einer gewaltigen Portion köstlichstem Galgenhumor und sagenhafter Eloquenz bewältigt der Autor eine dramatische Lebenskrise und lässt uns daran teilhaben. Ich bin berührt und beeindruckt.
Lesern von "Hamster im hinteren Stromgebiet" gefiel auch...
Zoli
von: Colum McCann
Besetzte Gebiete: Roman
von: Arnon Grünberg
Diese Fremdheit in mir:...
von: Orhan Pamuk