Rezension Rezension (5/5*) zu Grimms Morde: Roman von Tanja Kinkel.

Bibliomarie

Bekanntes Mitglied
10. September 2015
2.092
3.205
49
Mord und Märchen

Kassel 1821: Die napoleonische Besetzung ist vorbei, der alte Kurfürst verstorben, sein Sohn hat die Regentschaft über das Fürstentum übernommen und die alte Ordnung wieder hergestellt. Da wird die langjährige Mätresse des alten Kurfürsten tot aufgefunden. Ermordet, wie in einem Märchen der Brüder Grimm.

Jacob Grimm, Bibliothekar und Zensor im Kurfürstentum gerät in das Blickfeld des Polizisten Blauberg. Grimm ist nicht sonderlich gut angesehen im Beamtenstaat, war er doch auch während der Napoleonszeit Beamter und daher schon per se verdächtig.Die Schwestern Anette und Jenny von Droste haben dieses Märchen zur Sammlung beigesteuert und namentlich Anette fühlt sich mitschuldig, denn es ist kein altes Märchen, die sie den Grimms übermittelt haben, sondern eine von ihr ausgedachte Geschichte.

Tanja Kinkel, die wie immer in ihren Romanen das Umfeld hervorragend recherchiert, lässt eine unruhige Zeit lebendig werden. Auch ihren Hauptprotagonisten, den Brüdern Grimm und den Schwestern Droste, gibt sie viel Raum. Sie werden lebendig, so sehr, dass man sehr gern mehr über sie erfahren möchte und das ist ein Mehrwert, den ich an diesem Buch gleich von Beginn an schätzte.

Die restrektive Ständepolitik und die fest gemauerte Vorherrschaft des Adels machen es der bürgerlichen Polizei schwer in diesen Kreisen zu ermitteln. Umso einfacher ist es, sich an den bürgerlichen Jacob Grimm zu halten. Trotz allerlei Bedenken gegen weibliche Einmischung – damals hatte die Frau den gottgewollten Platz einzunehmen – ist Jacob zunehmend von der klugen und scharfzüngigen Anette angetan und nimmt ihre Hilfe an.

Mir gefiel ausnehmend gut, wie die Autorin historisch Belegtes mit romanhaften Elementen mischt und sie damit die Figuren lebendig und interessant gestaltet. Eine Nebenfigur, Lotte Grimm, die dem Haushalt der Brüder vorsteht und sich weder von den finanziellen Einschränkungen, noch von den männlichen Vorstellungen vom rechten Platz der Frau, einschränken lässt, hat mir besonders gut gefallen.

Kinkel wählt einen Sprachstil, der der Zeit angepasst ist. Vielleicht einige Seiten lang ungewohnt für heutige Leser, aber man ist sehr schnell vertraut damit.

„Grimms Morde“ ist eine lebendige und unterhaltsame Mischung aus Kriminalroman, Literatur- und Zeitgeschichte. Es war spannend und weckte den Wunsch mehr über die Zeit und die Personen zu erfahren. Das machte das Buch zu einem richtigen Lese – Highlight für mich. Eine Biographie der Droste steht nun gleich als nächstes Buch auf meiner Wunschliste.



 

Buchplauderer

Bekanntes Mitglied
25. Januar 2015
1.725
3.330
49
64
Mord und Märchen


Kassel 1821: Die napoleonische Besetzung ist vorbei, der alte Kurfürst verstorben, sein Sohn hat die Regentschaft über das Fürstentum übernommen und die alte Ordnung wieder hergestellt. Da wird die langjährige Mätresse des alten Kurfürsten tot aufgefunden. Ermordet, wie in einem Märchen der Brüder Grimm.

Jacob Grimm, Bibliothekar und Zensor im Kurfürstentum gerät in das Blickfeld des Polizisten Blauberg. Grimm ist nicht sonderlich gut angesehen im Beamtenstaat, war er doch auch während der Napoleonszeit Beamter und daher schon per se verdächtig.Die Schwestern Anette und Jenny von Droste haben dieses Märchen zur Sammlung beigesteuert und namentlich Anette fühlt sich mitschuldig, denn es ist kein altes Märchen, die sie den Grimms übermittelt haben, sondern eine von ihr ausgedachte Geschichte.

Tanja Kinkel, die wie immer in ihren Romanen das Umfeld hervorragend recherchiert, lässt eine unruhige Zeit lebendig werden. Auch ihren Hauptprotagonisten, den Brüdern Grimm und den Schwestern Droste, gibt sie viel Raum. Sie werden lebendig, so sehr, dass man sehr gern mehr über sie erfahren möchte und das ist ein Mehrwert, den ich an diesem Buch gleich von Beginn an schätzte.

Die restrektive Ständepolitik und die fest gemauerte Vorherrschaft des Adels machen es der bürgerlichen Polizei schwer in diesen Kreisen zu ermitteln. Umso einfacher ist es, sich an den bürgerlichen Jacob Grimm zu halten. Trotz allerlei Bedenken gegen weibliche Einmischung – damals hatte die Frau den gottgewollten Platz einzunehmen – ist Jacob zunehmend von der klugen und scharfzüngigen Anette angetan und nimmt ihre Hilfe an.

Mir gefiel ausnehmend gut, wie die Autorin historisch Belegtes mit romanhaften Elementen mischt und sie damit die Figuren lebendig und interessant gestaltet. Eine Nebenfigur, Lotte Grimm, die dem Haushalt der Brüder vorsteht und sich weder von den finanziellen Einschränkungen, noch von den männlichen Vorstellungen vom rechten Platz der Frau, einschränken lässt, hat mir besonders gut gefallen.

Kinkel wählt einen Sprachstil, der der Zeit angepasst ist. Vielleicht einige Seiten lang ungewohnt für heutige Leser, aber man ist sehr schnell vertraut damit.

„Grimms Morde“ ist eine lebendige und unterhaltsame Mischung aus Kriminalroman, Literatur- und Zeitgeschichte. Es war spannend und weckte den Wunsch mehr über die Zeit und die Personen zu erfahren. Das machte das Buch zu einem richtigen Lese – Highlight für mich. Eine Biographie der Droste steht nun gleich als nächstes Buch auf meiner Wunschliste.




Heute stellt Tanja Kinkel dieses Buch in unserer Buchhandlung vor - und ich habe keine Karte mehr bekommen!! :-((
 

Literaturhexle

Moderator
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2. April 2017
19.240
49.146
49
Heute stellt Tanja Kinkel dieses Buch in unserer Buchhandlung vor - und ich habe keine Karte mehr bekommen!! :-((
Oh wie schade! Ich habe in meiner Historischen-Romane-Zeit einiges von der Autorin gelesen. Am liebsten mochte ich Der neue Roman würde mich alleine deshalb reizen, weil ich aus der Nähe von Kassel stamme und der Bezug zu den Brüdern Grimm da ist. Vielleicht wäre das mal wieder ein Grund, einen klassischen historischen Roman zu lesen? Aber wie sagtest du so schon an anderer Stelle? "Drei Leben reichen nicht, um all die guten Bücher zu lesen..." :(
 

Buchplauderer

Bekanntes Mitglied
25. Januar 2015
1.725
3.330
49
64
Ja, ich habe mich auch sehr geärgert!
"Die Puppenspieler" habe ich auch schon gelesen, spielt ja teilweise in Augsburg! Und schon einige andere Romane von Tanja Kinkel, aber am besten hat mir "Die Säulen der Ewigkeit" gefallen!
Buchinformationen und Rezensionen zu Säulen der Ewigkeit: Roman von Tanja Kinkel
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