Rezension (5/5*) zu Goyas Ungeheuer von Berna González Harbour

kingofmusic

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30. Oktober 2018
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Buchinformationen und Rezensionen zu Goyas Ungeheuer von Berna González Harbour
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Der Künstler und seine Monster

„Die von der Vernunft aufgegebene Fantasie bringt unmögliche Monster hervor; mit ihr vereint ist sie die Mutter der Künste und der Ursprung der Wunder.“ (Francisco de Goya)

Es gibt ja immer noch Menschen, die an der Existenz Bielefelds zweifeln. Nun, wie erklärt es sich dann, dass ein berühmter Puddinghersteller seinen Hauptsitz dort hat und es sogar einen in meinen Augen äußerst liebenswerten und professionellen (wenn auch kleinen) Verlag in meiner Heimatstadt gibt? Okay, ist ja gut – ich höre schon auf :).

Nun, der angesprochene Verlag heißt Pendragon und hat (nicht nur) mich bereits mit etlichen seiner Veröffentlichungen begeistern können. Der neueste Coup des Verlags ist ein Kriminalroman der Spanierin Berna González Harbour und trägt den Titel „Goyas Ungeheuer“. Es ist der erste ins Deutsche übersetzte Krimi, jedoch nicht der erste Fall für Comisaria Maria Ruiz. An dieser Stelle spreche ich schon mal meine Hoffnung aus, dass „Goyas Ungeheuer“ so gut bei den deutschen Lesern ankommt, dass der Verlag auch die anderen Bücher der Reihe übersetzt und verlegt. Hat ja mit James Lee Burke auch schon geklappt *g*.

Um was geht´s? Comisaria Ruiz wurde aufgrund früherer Ereignisse, die im Lauf der Lektüre (kurz) angesprochen werden und deren unmittelbare Folgen ein in diesem Band der Reihe eröffnendes Verfahren gegen sie nach sich ziehen, vom Dienst freigestellt, was sie jedoch nicht daran hindert, auf eigene Faust einer Reihe von (zunächst) bestialischen Tiermorden nachzugehen. Schnell stellt sich nämlich heraus, dass die nur der Anfang zu einer grausamen Mordserie sind, die eins gemeinsam haben: die Darstellung von Gemälden von Francisco de Goya.

Und somit beginnt eine Tour de Force durch Madrid, die Maria und ihre Freunde sogar in den Madrider Untergrund führt – und natürlich in den Prado, das berühmte Museum, in dem zahlreiche Gemälde Goyas gezeigt werden.

Die Autorin legt bei ihrem Krimi nicht sehr viel Wert auf blutrünstige „Der Leser schaut dem Mörder über die Schultern“-Szenen, sondern präsentiert immer erst das (nicht minder erschauernde) Ergebnis; ein Kniff, den ich als seltener Krimileser sehr begrüße. Vielmehr begleiten wir Comisaria Ruiz und ihre Freunde, wie sie Stück für Stück dem Mörder mit List, Humor, manch schrägem Zufall etc. auf die Schliche kommen. Selbst das Finale ist trotz seiner „Schlichtheit“ spannend.

Ein weiterer Pluspunkt dieses Buches sind die abgedruckten Gemälde von Francisco de Goya, die zwar leider nur in S/W gedruckt wurden, aber das kann man dem Verlag mit einem garantiert nicht gerade üppigen (Druck-)Budget nicht übelnehmen. Schließlich sind alle Gemälde im Anhang noch einmal gelistet, so dass geneigte Leser und Kunstliebhaber sehr schnell im Internet fündig werden und sich die Bilder in Farbe ansehen können.

Mir jedenfalls hat die Lektüre des Krimis großen Spaß (ja, an der ein oder anderen Stelle kann man lauthals lachen) gemacht und somit vergebe ich sehr gerne 5 künstlerisch wertvolle Sterne und spreche eine absolute Leseempfehlung aus!

©kingofmusic


 

Die Häsin

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Beim Thema Bielefeld fällt mir übrigens ein, dass die spanische Stadt Teruel als Pendant für Bielefeld gilt: eine Stadt, deren Existenz bezweifelt wird. So behauptet es jedenfalls unser Reiseführer über Spanien. Teruel liegt in Aragonien und ist auf spektakuläre Weise einen Berg hinaufgebaut - UNESCO-Weltkulturerbe. Aber gut, dafür gibt's dort keinen Pudding und kein Pendragon.

:reader2
 

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