Rezension Rezension (5/5*) zu Glückskinder: Roman von Teresa Simon.

Bibliomarie

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10. September 2015
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Buchinformationen und Rezensionen zu Glückskinder: Roman von Teresa Simon
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Neuanfang zwischen Trümmern

Wenn ich mich mit einem gut recherchierten historischen Roman unterhalten möchte, ist Teresa Simon für mich inzwischen immer die erste Wahl! Sie verbindet immer sehr gelungen packende Frauenschicksale mit einem genau und lebendig wiedergegebenen Zeitbild.

Ihr neuester Roman „Glückskinder“ ist in München unmittelbar nach dem Ende des 2. Weltkriegs angesiedelt. Die Versorgungslage ist schwierig und Toni versucht so viel wie möglich auf dem Schwarzmarkt zu organisieren. Zusammen mit der Mutter und der Schwester lebt sie bei Tante Vev, genau wie eine weitere Tante und ihr Sohn. Man rückt eben zusammen weil die eigenen Wohnungen schon längst den Bomben zum Opfer fielen.

Griet van Mook hat als Zwangsarbeiterin den Krieg überstanden und auch den letzten Marsch aus dem Gefangenenlager überlebt. Entwurzelt strandet auch sie München und wird bei Tante Vev einquartiert. Es ist eine Zwangsgemeinschaft, Griet und Toni stehen sich sehr ablehnend gegenüber.

Ich bin immer wieder auf’s Neue erstaunt, wie lebendig Teresa Simon den geschichtlichen Hintergrund ihrer Romane gestaltet. Das setzt nicht nur Kopfkino in Gang, Immer wenn ich das Buch aufgeschlagen habe, bin ich auf einer Zeitreise gewesen und ganz in der Geschichte aufgegangen. Das setzt natürlich eine sorgfältige Recherche voraus und bei der Autorin, eine studierte Historikerin, kann man sich darauf verlassen. Dass dieses Buch in ihrer Heimatstadt München spielt, merkt man an den vielen kleinen Anekdoten, die diesen Frauenroman bereichern.

Die Geschichte ist emotional und aufwühlend erzählt, den Protagonisten und ihrem Schicksal konnte ich mich nicht entziehen, ich habe mit ihnen gehofft und gebangt. „Glückskinder“ bleiben sie trotz aller Schicksalsschläge, denn sie haben den Krieg überlebt und die Hoffnung auf einen Neuanfang nicht aufgegeben.

Teresa Simon hat ein Gespür dafür, ein Zeitbild zu entwickeln und die Leserinnen mitzunehmen, ihnen eine Welt nahezubringen, wie es einem reinen historischen Bericht nie gelingen kann. Das macht den verdienten Erfolg ihrer Bücher aus.

Der Verlag hat durch seine schöne Umschlaggestaltung dem Buch auch noch den passenden Rahmen mitgegeben.

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