Rezension (5/5*) zu Geschändet: Ein Cold-Case-Team Thriller von Patrick Burow

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28. Oktober 2018
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Wienerin auf Rügen
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Spannend und zeitlos aktuell

„Die Fledermaus lag auf dem Flachdach im Dunkeln und spähte zu der Wohnung seines Opfers. Den Namen hatte sich der Mann gegeben, weil er nachts zuschlug.“ (Zitat Seite 1)

Inhalt
Er nennt sich selbst „die Fledermaus“, denn er schlägt nur in der Nacht zu. Geduldig hat er die junge Frau, Lara Roosen, beobachtet, hat herausgefunden, dass sie allein lebt. In dieser warmen Sommernacht in Hamburg steht ihre Balkontüre offen. Zuerst denkt Lara an einen Albtraum, als sie aus dem Schlaf aufschreckt und die schwarze Gestalt neben ihrem Bett stehen sieht. Doch dies ist Realität. Fünf Jahre später betritt eine junge Frau die Kellerräume des Cold-Case-Teams. Nach fünf Jahren hat sich der Täter telefonisch wieder bei ihr gemeldet und sie will, dass das Team ihren Fall neu aufrollt und den Täter endlich findet. Schon die ersten Ermittlungen zeigen, es ist nicht ein Fall, es sind insgesamt vierzehn Fälle, die nie aufgeklärt werden konnten. Der ehemalige Ermittler, inzwischen in Rente, rät ihnen, sich einen anderen Fall zu suchen, dieser sei aussichtslos. Doch er kennt das Cold-Case-Team nicht.

Thema und Genre
Auch in diesem dritten Thriller der Cold-Case-Team Serie geht es um nie aufgeklärte Verbrechen. Die Fakten in Verbindung mit der Tat selbst spielen bei der Suche nach dem Täter natürlich eine wichtige Rolle, doch der Autor verzichtet auf unnötig ausführliche Details. Denn ebenso wichtig ist für ihn der psychologische Aspekt, welche Auswirkungen ein derartiges Erlebnis auf die Opfer und das gesamte nachfolgende Leben der Opfer hat, vor allem, so lange Täter nicht gefasst worden sind.

Charaktere
Das Cold-Case-Team hat den letzten Fall erfolgreich gelöst, doch dies ändert an ihrer Situation nichts. Polizeipräsident Beesten warnt sie ausdrücklich vor weiteren Alleingängen, ihre Aufgabe sei es, die Aktenberge zu sichten und zu sortieren. Aber davon lassen sie sich nicht aufhalten, denn der ehemalige Staatsanwalt Michael Thomforde, die Polizeipsychologin Renate Krayenberg, die Computerexpertin Sasha Petrowa und Jan Erikson, der ehemalige Leiter eines Sondereinsatzkommandos, sind bei aller Individualität längst ein Team geworden.

Handlung und Schreibstil
Nach dem Prolog, der fünf Jahre vor der aktuellen Handlung in Hamburg spielt, wird der Fall chronologisch erzählt. Im Mittelpunkt der einzelnen Kapitel stehen abwechselnd das Team, einzelne Mitglieder des Teams und dazwischen auch „die Fledermaus“. Die vielen unterschiedlichen Informationen und überraschenden Wendungen laden zum Mitdenken ein, lassen Platz für eigene Überlegungen. Das Cold-Case-Team steht unter Zeitdruck, nach fünf Jahren droht die Verjährung und der Täter kennt sich aus, er hat keine Spuren hinterlassen. Daraus ergibt sich eine rasante, trotzdem präzise, Ermittlungstätigkeit, mit vielen kleinen, neuen Details, die nach und nach auftauchen. Dies macht die Geschichte sehr interessant und packend. Auch dieser Fall ist in sich abgeschlossen, die Hintergründe und Mitglieder des Cold-Case-Teams werden kurz vorgestellt, einige Rückblicke auf den letzten Fall bilden den Übergang. Daher lässt sich dieser Band drei der Serie auch sehr gut lesen, wenn man die beiden anderen Fälle nicht kennt. Die Sprache ist so vielseitig, wie dieser Fall: sachlich und präzise bei den Einsätzen, witzig in einigen Dialogen und Szenen, nimmt der Autor sich auch Zeit für die Beschreibung der Hintergründe und für die Schilderung der Konflikte der einzelnen Figuren.

Fazit
Auch dieser dritte Fall des Cold-Case-Teams enttäuscht nicht. Ein eigenwilliges, sympathisches Ermittlerteam, facettenreiche Ermittlungen, sowie ein zeitlos brisantes Thema machen diesen Thriller zu einem spannenden Page-Turner.


 

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