Ein wohlsituierter New Yorker Geschäftsmann stürzt urplötzlich in eine mentale Krise. Um zu gesunden, so spürt er, muss er seinen von grauem Erfolg geprägten Alltag hinter sich lassen, und kurzerhand tritt er eine Schiffsreise an. Kaum auf See, stellt sich die erhoffte Erleichterung tatsächlich ein, doch dann ... macht er einen einzigen falschen Schritt und landet mitten im Pazifik, während sein Schiff sich immer weiter von ihm entfernt. Was denkt ein Mensch in solch einer Situation? Woraus schöpft er Hoffnung? Und wie blickt er nun auf sein Leben, dessen er vor Kurzem noch so überdrüssig war? Mit Gentleman über Bord gelang Herbert Clyde Lewis ein tiefgründiges, genial komponiertes Meisterwerk, das fast ein Jahrhundert lang weitgehend unbeachtet blieb und in der vorzüglichen Übersetzung von Klaus Bonn jetzt endlich auf Deutsch vorliegt.Kaufen
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'Ein Fehltritt, und ein paar Sekunden später bin ich in einer völlig anderen Welt!' (57)
Ist das nicht eine zeitlose Angelegenheit, etwas, was jedem von uns passieren kann, wenn auch nicht so existenziell schlimm wie beim Gentleman?! Doch von Anfang an: Henry Preston Standish, ein erfolgreicher Börsenmakler, hat sich eine Auszeit von Beruf und Familie genommen und ist auf einem Frachter unterwegs, weit draußen auf einer kaum befahrenen Route. Dass er auf einem Ölfleck ausrutscht und kopfüber ins Wasser fällt, darf ich verraten, denn das steht schon im ersten Satz.
Wie wird er nun damit umgehen, mit diesem Missgeschick, dass einem Gentleman nicht passieren darf, das ihn der Lächerlichkeit preisgäbe? Wird er gerettet werden? Das ist eine Frage, die bis zum Ende offen bleibt. Bis dahin aber erfahren wir eine Menge, obwohl es sich nur um ein dünnes Büchlein handelt: sein Leben, seine Gedanken, aber auch einiges über die wenigen Passagiere an Bord und einige Mitglieder der Besatzung. Ich finde, dass sie alle typische Verhaltensweisen zeigen, die man auch heute noch beobachten kann.
Faszinierend ist es, wie der Autor die Situation beschreibt, das Verlorensein eines kleinen Menschleins im unendlichen Ozean, den Naturgewalten ausgeliefert, ganz auf sich alleine gestellt. Als Leser ist man ganz nah dabei, teilt mal die Hoffnung, mal die Ängste, die aufkommende Verzweiflung, die dann doch aufkommenden Todesgedanken.
Dieses Büchlein ist zu Recht ein wiederentdeckter zeitloser Klassiker mit viel Gehalt, mit Anregungen zum Nachdenken, in mitreißender Sprache geschrieben, die aber nicht übertrieben wirkt, mit gut beschriebenen Charakteren, ein Büchlein, das nachwirkt.
Ich habe nur ein TB-Lese-Exemplar, aber für Bibliophile dürfte es sehr verlockend sein, dass es dieses Büchlein in einer wunderschönen Ausgabe im Schuber gibt. Auf jeden Fall sehr empfehlenswert.
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