Rezension Rezension (5/5*) zu Fünf Tage in Paris: Roman von Tatiana de Rosnay.

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Gelöschtes Mitglied 2403

Gast
Fünf Tage in Paris und ein Blick auf die Malegardes

Tatiana de Rosnay beschreibt hier in einer wundervollen und klangvollen Sprache und einem, mich sofort in seinen Bann ziehenden Schreibstil, vor einem erst tristen, bald bedrohlichen Bild eines verregneten Paris ein Treffen der Malegardes, einer amerikanisch-französischen Familie. Die Eltern, die 61-jährige Lauren Malegarde, die amerikanische Mutter und der bald 70-jährige Paul Malegarde, der französische Vater laden ihre 39-jährige Tochter Tilia und ihren 36-jährigen Sohn Linden nach Paris ein, es soll gefeiert werden, und zwar der 70. Geburtstag des Vaters Paul und der 40. Hochzeitstag der Eltern. Dazu reisen die Tochter Tilia, eine Malerin, aus London und der Sohn Linden, ein Fotograf, aus San Francisco an. Ein uns bekanntes Bild einer Familienzusammenkunft also.


Durch die sehr bedrückende und belastende Situation des nicht aufhörenden Regens in Paris und noch einige plötzliche Ereignisse bei den Malegardes wird eine sehr dysphorische Stimmung erzeugt, die Tatiana de Rosnay durch ihre Kunst mit der Sprache umzugehen, noch gut zu ergänzen weiß. Ein noch stärkerer Lesesog entsteht.


Wie bei vielen Familienzusammenkünften, kommen auch hier viele bisher unbesprochene Themen an die Oberfläche. Durch das Setting und die plötzlichen Ereignisse in der Familie Malegarde geraten alle Familienmitglieder an ihre Grenzen, bisher unterschwellige Probleme innerhalb der Familie treten an die Oberfläche und es wird endlich nach und nach gesprochen; einige Familienmitglieder wachsen ebenso durch ihr Handeln über sich hinaus und das Ganze, obwohl das Setting nicht absolut real ist, aber durchaus real sein könnte, wird dem Lesenden sehr authentisch erzählt. Die Familienmitglieder sind mir beim Lesen ans Herz gewachsen, ein sehr schönes Gefühl entstand in mir beim Erkunden der Malegardes.


Aber nicht nur über die jetzige familiäre Situation wird gesprochen, genauso ist es auch ein Trip in die Vergangenheit, in die Vergangenheit von Paul.


Und genauso werden noch andere wichtige Thematiken und Geschehnisse von Paris/Frankreich besprochen. Darunter sind auch viele Thematiken, die nicht nur für Franzosen wichtig sein könnten. Und trotz dieser Dichte und Fülle von Thematiken wirkt das Buch auf mich nicht überladen. Eher lädt es zum Nachdenken ein und regt an.


Und ich kann und muss nur sagen. Unbedingt Lesen!

 

Literaturhexle

Moderator
Teammitglied
2. April 2017
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Sehr schöne Rezi (wieder ohne Spoiler, wie ich das liebe :rolleyes:), die trotz des tristen Covers Lust auf das Buch macht!
Ich habe von der Autorin "Sarah's Schlüssel" gelesen. Das habe ich als recht unspektakulär in Erinnerung. War aber auch nicht mein Thema.
Die 5 Tage in Paris werde ich mir merken!